Schwarze Bevölkerungsmehrheit kämpft um Boden

"Weiße Farmer - schwarze Knechte"

Vor zehn Jahren musste die weiße Minderheit Südafrikas die politische Macht an eine schwarz geführte Regierung abgeben. Mit zehn Prozent der Bevölkerung halten die Weißen den größten Teil der ökonomischen Macht und 80 Prozent des landwirtschaftlich genutzten Bodens.

Gibson Chauke erzählt von seiner Vertreibung

In Südafrika hält die weiße Minderheit, also zehn Prozent der Bevölkerung, noch immer den größten Teil der ökonomischen Macht - und auch 80 Prozent des landwirtschaftlich genutzten Bodens.

Ein Regierungs-Programm sieht zwar eine allmähliche Umverteilung vor, und es gibt auch ein Gesetz zur Rückgabe von Land, das zur Apartheid-Zeit enteignet worden ist. Doch vielen Schwarzen geht der Weg zu mehr ökonomischer Gerechtigkeit zu langsam, manche fordern Landbesetzungen wie im benachbarten Simbabwe.

Einer von Österreich unterstützte Nicht-Regierungs-Organisation, setzt sich für die Landrechte der Schwarzen ein.

Großgrundbesitzer verteidigen sich

Das frühe Apartheid-Regime hat behauptet, dass die Weißen in ein weitgehend menschenleeres Land gekommen sind, und dass der Boden, auf dem sie heute ihre Farmen betreiben, vorher niemandem gehört hat. Eine Ansicht, die mache bis heute verteidigen.

Chris van Zyl, ein ehemaliger Armee-General und heute Sprecher des 1897 gegründeten Transvaal-Farmer-Verbandes, verweist darauf, dass seine eigenen niederländischen Vorfahren schon im 17. Jahrhundert in die Kap-Provinz gekommen sind.

"Sind keine Land-Diebe"

Damals waren auch viele der schwarzen Volksgruppen noch gar nicht im heutigen Südafrika, sagt er: "Es gefällt uns überhaupt nicht, dass die Weißen in diesem Land automatisch als Kolonisten und Land-Diebe bezeichnet werden, obwohl viele Familien schon mehr als 300 Jahre in diesem Land leben", so van Zyl.

"Heute zu behaupten, dass wir uns illegal das Land anderer angeeignet haben, das stimmt so nicht. Sicher, es hat Fälle gegeben, wo frühere Regierungen Boden enteignet haben, aber fast immer wurde dafür bezahlt, oder im Tausch anderes Land hergegeben. Wir haben auch Kriege geführt, aber die wurden immer formell erklärt und wieder beendet. Dass wir einfach gekommen sind und alles aus dem Weg geräumt haben, das stimmt einfach nicht."

Erinnerungen an die Vertreibung

In der Tat ist die Geschichte der Landnahme eine mit vielen Facetten, so wie auch in anderen von Europäern kolonisierten Staaten - in Nordamerika oder Australien zum Beispiel. Doch in manchen Gegenden Südafrikas, auch in der Limpopo-Provinz, dem ehemaligen Transvaal, liegt die Ankunft der Weißen gerade ein paar Generationen zurück. Es gibt Schwarze, die können sich selbst noch ganz genau an die Vertreibung von ihrem Land erinnern.

Wer einen Antrag auf Rückgabe des Landes stellen will, kann auf die Unterstützung von einer Nicht-Regierungs-Organisation namens "Nkuzi", die sich zur Aufgabe gestellte hat, die schwarze Bevölkerung bei ihren Bemühen um Landrückgabe und eine gerechte Umverteilung des Bodens zu unterstützen, zählen.

Österreich hilft

Die Organisation informiert, gewährt kostenlose Rechtshilfe, und hilft Schwarzen, die schon Land bekommen haben, den Boden auch erfolgreich zu nutzen. Die österreichische Entwicklungs-Zusammenarbeit und Horizont3000, der Zusammenschluss der katholischer Hilfs-Organisationen Österreichs, finanzieren übrigens einen großen Teil der Aktivitäten von Nkuzi.

Millionen Schwarze enteignet

Dreieinhalb Millionen Schwarze wurden nach 1913, als die ersten Gesetze zur Rassentrennung beschlossen wurden, enteignet. Nur auf diese Vertreibungen, die im Zusammenhang mit der Apartheid-Politzik standen, bezieht sich das 1994 beschlossene Landrückgabe-Gesetz. Es sieht auch mehrere Möglichkeiten zur Regelung der Ansprüche vor: Eine tatsächliche Rückgabe; die Übertragung eines anderen Stück Landes; oder auch eine Entschädigung durch Geld oder Entwicklungsleistungen für Betroffenen, die sich inzwischen wo anders niedergelassen haben.

Grundbesitzer, die Land hergeben müssen, erhalten dafür eine Entschädigung vom Staat. Landesweit wurden seit 1994 60.000 Anträge auf Land-Rückgabe gestellt. Zu einem großen Teil geht es auch um enteignete Grundstücke in städtischen Gebieten. In der Limpopo-Provinz betrifft es aber vor allem Farmland.