Odd Couple
Erfüllte Zeit
Das ungleiche Paar Fee Hübner und Christoph Krall hat sich zu einem ungleichen Doppel zusammengefunden und bedient im neuen Programm "Erfüllte Zeit" allerhöchste bildungsbürgerliche Ansprüche.
8. April 2017, 21:58
Zwei Preisträger haben sich zu dem kabarettitischen Doppel "Erfüllte Zeit" zusammengefunden: Fee Hübner, die für "Pannenhilfe" mit dem Wiener Kleinkunstnagel 2003 ausgezeichnet worden ist und Christoph Krall, der den Grazer Kleinkunstvogel 2001 für sein Programm mit dem nicht gerade unkomplizierten Titel"Auffrichthige Anleythung, Thugend zu gewinnen, nebst ettlich Sonetten von erbaulicher Arth" erhalten hat.
Multiple Persönlichkeit
Das angekündigte kabarettistische Doppel von Fee Hübner und Christoph Krall stellte sich bei näherer Betrachtung anlässlich der Premiere im Wiener Theater am Alsergrund als kontrastreiches Kabarett-Quartett heraus.
Fee Hübner, die seit letztem Herbst eigentlich in Rom beheimatet ist und nur für ihre satirischen Ausflüge Österreich besucht, erweist sich in "Erfüllte Zeit" als multiple Persönlichkeit und steuert für Christoph Krall mehr als drei Bühnen-partnerinnen bei: Maggie von Wondratschek, die quirlige, etwas an Sprechdurchfall leidende Assistentin, Agathe Känzel, den humorlosen Blaustrumpf Marke Schreckschraube und die stets etwas zu tief ins Glas guckende Kammersängerin Ute Lamprecht.
Dazu gesellen sich noch diverse andere Rollen, die zur etwas trockenen Bühnenerscheinung des Christoph Krall, der hauptsächlich durch seine spitzfindigen und durchaus mehrdeutigen Texte in Erscheinung tritt, einen idealen Kontrast bildet.
"Erfüllte Zeit" - ist für Fee Hübner, die neben einer fundierten Musikausbildung auch eine Schauspielausbildung absolvierte, die erste kabarettistische Kooperation nach ihrem Solo "Pannenhilfe", mit dem 2003 auch den Publikumspreis beim Kärntner Kleinkunstdrachen gewinnen konnte.
Dr. Kabarett
Der kabarettistische Autodidakt Christoph Krall, der als Magister der Naturwissenschaften Mathematik und Statistik am Betriebswissenschaftlichen Zentrum der Universität Wien unterrichtet, hat neben seinen Solostücken schon Erfahrung mit gemeinsamen kabarettistischen Projekten gesammelt und zwar im Poetischen Salon der "Frau Ludmilla" alias Ludwig Müller.
Gemeinsam mit Fee Hübner begibt sich Christoph Krall, von dem ein Großteil der Texte stammt, auf eine etwas verquere Reise durchs Jahr. Sie beginnt am Valentinstag und endet im Winter: Frühlingsgefühle und Winterdepression inkludiert und natürlich viel Allzumenschliches, wie zum Beispiel interkulturelle Sprachverwirrungen.
Programm für Bildungsbürger
Fee Hübner und Christoph Krall hantieren mit vielen Versatzstücken aus dem kulturellen Alltag. Bildungsbürgerliche Inhalte werden ad absurdum geführt und Dichterzitate ins rechte Licht gerückt. Die wahren Beweggründe der Lilli Marlen unter der Laterne zu stehen werden aufgedeckt und Fehlinterpretationen von Nietzsche zurechtgerückt.
Der Fundus an Material, aus dem das so ungleiche Paar schöpft ist groß: die Opernliteratur wird ebenso geplündert wie philosophische Werke und die heiligen Kühe des Kulturbetriebes. Da ist Christoph Kralls Vorliebe für akribische Studien und Sprachspielereien merkbar. Fee Hübner bringt dagegen in hohem Maße ihre Musikalität und ihren Hang zum bisweilen recht schwarzen Humor ins Spiel: eine Kombination, die sich durchaus sehen lassen kann.
Tipps
Fee Hübner und Christoph Krall sind gemeinsam mit "Erfüllter Zeit" wieder am 14. und 15. April, sowie am 11. und 13. Juni im Theater am Alsergrund und einmal am 10. Juni im Wiener Spektakel zu sehen. Mit seinem Solo "krall spielt sich" ist Christoph Krall am 6. und 7. März im Theater am Alsergrund zu Gast. Und Fee Hübner präsentiert ihre Produktion "Pannenhilfe" wieder am 29. März in der neuen Bühne Villach.
Ebenfalls in Contra zu hören, sind Auszüge aus dem Programm "Das Schweigen der Männer" von Alf Mahlo.
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