Im Zeichen der Fische

Als die Giganten den Himmel stürmten

Ob man der Astrologie vertraut oder sie ablehnt - seit Jahrtausenden ist sie jedenfalls Teil unseres Lebens. So widmet sich "Ö1 bis Zwei", wo seit heuer jeweils zu Beginn eines Sternzeichens ein musikalischer Rundgang stattfindet, diesmal den Fischen.

Seit Beginn dieses Jahres gibt es in der Sendung "Ö1 bis Zwei" jeweils zu Beginn eines neuen Sternzeichens einen Rundgang mit viel Musik. Denn natürlich sind auch die Künste nicht ferngestanden, wenn es um Mythen und Begriffe ging.

Nach dem Wassermann stehen diesmal nun die Fische auf dem Ö1 "Sternzeichen-Programm".

Zwei Fische retten Aphrodite und Eros

Im griechischen Mythos über das Sternbild Fische wird der große Strom Euphrat von Ovid erwähnt: Als die Giganten unter Führung Typhons den Himmel stürmten, flohen die Olympischen Götter oder verwandelten sich in Tiere: Zeus/Jupiter in einen Widder, Apollo in eine Raben, Chronos/Saturn in einen Ziegenbock, Artemis/Diana in eine Kuh.

Auch Aphrodite/Venus floh mit ihrem Sohn Eros/Cupido und wollte sich im Gestade des "Palestinischen Euphrats" vor dem heranrasenden Typhon verstecken. Zwei Fische kamen heran und retteten sie und ihren Sohn ans andere Ufer.

Sternzeichen als Geschenk der Götter

Als Dank für diese Tat erhielten sie von den Göttern die Sterne ihres Zeichens zum Geschenk. "Daher," sagt Ovid, "halten es die ängstlichen Bewohner Syriens für Unrecht, diese Tiere auf den Tisch zu bringen, und sie entweihen ihren Mund nicht durch den Genuss von Fischen." Mit dem "Palestinischen Euphrat" ist wahrscheinlich der Jordan gemeint.

Eine andere Variante des Mythos findet sich in dem Werk "Poeticum astronomicum“ von C. Julius Hygenius. Demnach nahmen Venus und Cupido, als sie vor Typhon nach Ägypten fliehen mussten, die Gestalt von zwei Fischen am Himmel an.

Spiegel der Geschichte

Insgesamt spiegelt der Kampf der älteren Gottheiten, der von Uranos abstammenden Giganten, mit den jüngeren Olympischen Gottheiten rund um Zeus wohl die historischen Vorgänge wider, die sich bei der Landnahme Festlandgriechenlands und des Peloponnes durch die Frühgriechen in der Zeit zwischen 1700 und 1600 v.Chr. ereigneten. Am Ende der Kämpfe haben die jüngeren Generationen die älteren überwunden.

Ein unauffälliges Sternbild

Die Fische sind ein eher unauffälliges Sternbild in der Äquatorregion des Himmel. Gerade nördlich von dem Wassermann Aquarius und Cetus, dem Wal, wird es von Pegasus, Andromeda, Triangulum und dem Widder Aries umgeben. Enthält u.a. die schöne Spiralgalaxie "M 74".

Das Zeitalter der Fische begann, als die Frühlingsäquinoktien vom Sternbild Stier, in dem sie 2000 Jahre gestanden hatten, in das Sternbild Fische weiterrückten. Dies war ungefähr um die Zeit von Christi Geburt, die heute allgemein auf das Jahr 7 v. Chr. festgelegt ist. In diesem Jahr trafen sich Jupiter und Saturn an diesem Punkt am Himmel, und bildeten einen einzigen, ungewöhnlichen hellen Stern, der in der Wintermonaten den Heiligen Drei Königen den Weg von Jerusalem nach Bethlehem gewiesen haben mag.

Ichtys - Zentralsymbol der Frühchristen

Das erste und wichtigste Symbol der frühen Christen war der Fisch. Er versinnbildlichte zum einen Jesus als den "Menschenfischer". Die Buchstaben des griechischen Wortes ICHTYS standen aber auch für die theologischen Wesenszüge Jesu: Jesus, Christus, Gott, Sohn und Retter. Die Anfangsbuchstaben des griechischen Wortes Ichtys (= Fisch) standen für die Worte Jesus, Christus, Theos (= Gott), Yios (= Sohn), Soter (= Retter) Die ältesten christlichen Kreuzesdarstellungen stammen aus dem 5. Jahrhundert.

Wenn sich die Christen, die ja in der Anfangszeit verfolgt wurden, nicht sicher waren, mit wem sie es zu tun hatten, malten sie zwei Linien in den Sand, die einen Fisch symbolisierten.

Musikalische Fische & Fischer

Prominente Komponisten, die im Sternzeichen der Fische geboren sind, gibt es etliche: Georg Friedrich Händel (23. Februar), Frédéric Chopin (22. Februar), Bedrich Smetana (2. März) und Maurice Ravel (7. März).

Und der bekannteste Fisch in der Musikliteratur ist zweifellos das Gedicht Christian Friedrich Daniel Schubarts von der Forelle - und Franz Schuberts Vertonung desselben. Das Lied des Zwanzigjährigen wurde von ihm ein paar Jahre später in das große "Forellenquintett" als Variationenthema eingearbeitet und schon vom jungen Franz Liszt als Thema einer großen Klavier-Paraphrase benutzt.

Der Fisch als Synonym

Die am Ende des Gedichts gefangene Forelle, die "Betrog’ne", ist natürlich - etwa wie Goethes "Heidenröslein" - Synonym für ein junges Mädchen. Das kann man gleich in Schuberts Lied "Fischerweise" erkennen. Hier erblickt der Fischer eine hübsche Hirtin beim Angeln, muss sich aber gleich sagen lassen: "Den Fisch betrügst du nicht".

Wir verwenden heute noch aus der Sprache der Fischer das Wort "anbeißen" für erfolgreich eingefädelte erotische Kontakte. Auch darüber belehrt ein Schubert-Lied mit dem schönen Titel "Liebhaber in allerlei Gestalten". Der Text stammt wiederum von Goethe:

"Ich wollt, ich wär' ein Fisch
So hurtig und frisch;
Und kämst du zu angeln,
Ich würde nicht mangeln."