Wissenschaftsförderung in der ehemaligen Sowjetunion

INTAS: Eine Forschungsinitiative der GUS-Staaten

Der Zerfall der Sowjetunion hat für die dort einstmals florierende Wissenschaft schwere und tiefgreifende Einschnitte gebracht. Die neuentstandenen Staaten konnten sich den großausgebauten Wissenschaftsbereich nur mehr schwer leisten.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurden auch im Bereich der Wissenschaft Gehälter eingefroren, meist gar nicht ausbezahlt. Wer konnte wanderte aus in den Westen, wo vor allem die USA und Kanada die hochausgebildeten und spezialisierten Physiker, Chemiker und Techniker mit offenen Armen empfingen.

Für die Wissenschaft in deren Heimatländer, Russland, Kasachstan oder die Ukraine ging mit dieser Auswanderungswelle eine ganze Generation an Wissenschaftlern verloren, ein Verlust an intellektuellem Potential, das die neuen Staaten schwer getroffen hat und dessen Folgen noch bis heute zu spüren sind.

Gefahr für politisches und wirtschaftliches Gleichgewicht

So vorteilhaft dieser Exodus, zumindest kurzfristig, für die westliche Wissenschaftswelt auch gewesen sein mag, so wurde doch auch rasch klar, welche Gefahren ein solcher Verlust an intellektuellem Potential für das politische wie auch wirtschaftliche Gleichgewicht auch international bedeutet.

In dieser Situation wurde INTAS gegründet, eine internationale Organisation zur Förderung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit der ehemaligen Sowjetunion. Das Ziel von INTAS besteht also nicht darin, die Wissenschaft in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion rein Vorort zu fördern, sondern den wissenschaftlichen Austausch mit dem Westen und damit indirekt auch die dortige Wissenschaft.

Intas - Förderung der Zusammenarbeit

War INTAS anfangs auf die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union beschränkt, so hat sich das rasch geändert, mittlerweile zählt INTAS 32 Staaten als Mitglieder. Neben den 15 EU-Staaten sind das alle Kandidatenländer für den EU-Beitritt und alle Nachfolgestaaten der Sowjetunion mit Ausnahme der baltischen Staaten.

Gefördert werden wissenschaftliche Projekte, an denen mindestens vier Wissenschaftsgruppen aus mindestens drei Ländern beteiligt sind. Eine Besonderheit von INTAS ist, dass sie eine der wenigen internationalen Organisationen ist, die speziell die Grundlagenforschung fördert. Die meisten anderen Programme konzentrieren sich ja eher auf angewandte Forschung, an der auch unmittelbares wirtschaftliches Interesse besteht.

Spezielle Förderung für junge Wissenschaftler

Ein besonderes Hauptaugenmerk wird auf den wissenschaftlichen Nachwuchs in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion gelegt. INTAS bietet da ein eigenes Programm an: das Young-Scientist-Programm.

Jungen Wissenschaftlern werden für Dissertationen oder Habilitationen 2-jährige Stipendien zur Verfügung gestellt, mit der Auflage, einen Teil dieser Zeit an einem oder mehreren Instituten in den Mitgliedsstaaten von INTAS zu verbringen. Die jungen Wissenschaftler sollen somit die Möglichkeit haben, internationale Kontakte zu schließen, eine Basis zu schaffen für spätere enge wissenschaftliche Zusammenarbeit.

Abgekoppelte Forschung

Mit ein Faktor für die finanziell problematische Situation an den russischen Forschungseinrichtungen ist, dass diese Institute von den Universitäten und der Lehre abgekoppelt existieren.

Die Wissenschaftler sollten sich ganz ihrer Forschung widmen können, so der sowjetische Zugang damals, ein Zugang, der heute unter geänderten politischen und v.a. wirtschaftlichen Verhältnissen nicht mehr gerechtfertigt werden kann. Eine Angliederung an die Universitäten würde den Wissenschaftlern zumindest ermöglichen zu unterrichten und sich damit ihr Einkommen aufzubessern.

Doch von einer solchen Umgruppierung ist der russische Wissenschaftssektor noch weit entfernt. Das Gros der Wissenschafter ist auf Fördermittel angewiesen, zumeist eben auf westliche Programme.

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Intas