"Grammy"-Sieger Thomas Quasthoff zu Gast
Konzertsänger, der "in die Oper hineinschnuppert"
Er gilt unter Klassik-Kennern längst als Nummer Eins der Schubert-Interpreten: Der deutsche Bassbariton Thomas Quasthoff. Jüngst wurde er mit dem "Grammy" ausgezeichnet. Im April gibt Quasthoff nun sein Staatsopern-Debüt als Amfortas in Wagners "Parsifal".
8. April 2017, 21:58
T. Quasthoff über seinen Wiener Amfortas und Opern-Rollen
Unter Klassik-Kennern gilt Thomas Quasthoff (44) schon lange als Interpret Nummer Eins für die Lieder von Franz Schubert. Nun wurde der aus Hildesheim stammende Bassbariton in Los Angeles dafür mit einem "Grammy" geadelt: Seine Einspielung von Schubert-Liedern, zusammen mit der Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter und begleitet vom Europäischen Kammerorchester unter Leitung von Claudio Abbado überzeugte die Jury.
Der erfolgreiche Bassbariton erhielt bereits 1999 seinen ersten "Grammy" für die Interpretation von Mahler-Liedern.
Zusammenarbeit mit ersten Dirigenten
Der gefeierte Sänger, der ein Contergan-Opfer ist, arbeitet überall auf der Welt mit Dirigenten wie Daniel Barenboim, Claudio Abbado und Simon Rattle. In Hannover lebt Quasthoff, der auch ein Herz für Jazz hat, mit seiner Freundin zusammen.
Staatsopern-Debüt als Amfortas
Am 8. April dieses Jahres wird der gefeierte Sänger nun sein Staatsopern-Debüt mit dem Amfortas in Richard Wagners "Parsifal" geben. Verstärkt Opern singen will der 43-Jährige aber, wie er im Interview mit der APA erklärte, "definitiv nicht":
"Ich bin Konzertsänger von Beruf, der auch ab und zu ein bisschen in die Oper hineinschnuppert", so Quasthoff. Bei seinem Debüt an der Staatsoper erwartet er ein Publikum mit "wirklichen Kennern."
Auch "Rheingold" und "Fallstaff
Im Opernbereich wird Quasthoff 2004 neben dem "Parsifal" auch in einem konzertanten "Rheingold" bei den Pfingstfestspielen in Baden-Baden unter Simon Rattle zu hören sein. 2006 ist ein ebenfalls konzertanter "Fallstaff" mit Franz Welser-Möst in Cleveland geplant.
40 bis 50 Abende pro Jahr
Neben seiner vollen Gesangs-Professur will der von Kritik und Publikum regelmäßig gefeierte Sänger die Zahl seiner Auftritte eher reduzieren. "Auf meinem Level ist es nicht nötig, jedes Konzert zu singen. Ich tu's jedenfalls nicht." Zwischen 40 und 50 Auftritten im Jahr will der gefragte Sänger absolvieren: "Ich möchte auch Zeit haben, neue Dinge zu lernen."
Opern-Debüt in Salzburg
Sein Debüt als Opern-Darsteller gab er im Vorjahr bei den Salzburger Festspielen in Beethovens "Fidelio". Lange Zeit hatte der Sänger mit der unglaublich facettenreichen Stimme einen großen Bogen um die Opern-Bühne gemacht: "Wenn da ein Sänger auftritt, der wie ich nur 1,31 Meter groß ist, dann entspricht das sicherlich nicht der Erwartung. Und davor hatte ich Angst", erzählt er. Doch das Wagnis wurde bei den Salzburger Festspielen mit Bravo-Rufen belohnt.
Beginn in Hannover
Quasthoffs Karriere begann in Hannover - wenn auch mit Hindernissen. Er nahm vom 13. Lebensjahr an privat Unterricht in klassischem Gesang. An der Musikhochschule Hannover wurde er 1975 allerdings abgewiesen, weil er - wegen seiner Behinderung - nicht Klavier spielen konnte. Als Quasthoff noch nicht von der Musik allein leben konnte, arbeitete er auch bei der Sparkasse und als Radio-Sprecher beim NDR.
Durchbruch beim ARD-Musikwettbewerb
Der Durchbruch als Solist - vor allem für deutsches Liedgut - gelang ihm 1988, als er den ersten Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD gewann. Quasthoff ist außerdem seit 1996 Musikprofessor in Detmold, und wird im Wintersemester 2004/2005 aber an die Berliner Hanns-Eisler-Hochschule für Musik wechseln.
Kein "Behinderten-Bonus"
Von einem "Behinderten-Bonus" will Quasthoff nichts wissen. "Wenn ich auf der Bühne auch nur die geringste Angst haben müsste, dass die Leute nur klatschen, weil ich behindert bin, würde ich nicht singen", sagte er einmal. Längst ist er weltweit allein wegen der brillanten Stimme gefragt, und der "Grammy" bedeutet einen weiteren Höhepunkt seiner internationalen künstlerischen Karriere.
Heftig sträubt sich Quasthoff gegen jegliche Einschränkung auf ein bestimmtes Repertoire: "Ich lass' mich nicht festlegen. Ich mache immer das am liebsten, was ich gerade tue. Und im Moment pendelt das zwischen Wagner, Schubert, Schumann, Hugo Wolf und Strauß."
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