Die Gefahr fliegt immer mit

Das Space Shuttle

Vor einem Jahr verunglückte die Besatzung des Raumschiffes "Columbia" beim Anflug auf Cape Canaveral. Soweit technisch machbar, soll ein Unfall nun nicht mehr passieren. Ein österreichischer Physiker forscht indessen an alternativen Antriebsmodellen.

Physiker Martin Tajmar über die Space-Shuttle-Technologie

Am 1. Februar 2003 kehrte das NASA-Raumschiff "Columbia" mit seiner siebenköpfigen Besatzung nach einer arbeitsintensiven wissenschaftlichen Mission zur Erde zurück. Im Anflug auf Cape Canaveral in Florida riss über dem Bundesstaat Texas plötzlich jede Verbindung zwischen Raumschiff und Bodenstation Houston ab. Die "Columbia" war in großer Höhe auseinandergebrochen.

Die Leichen der sieben Astronautinnen und Astronauten wurden geborgen, und in wochenlanger Arbeit wurden alle erreichbaren Trümmer der Raumfähre eingesammelt. Eine Unfallkommission unter Leitung des pensionierten Admirals Hal Gehman ermittelte die Ursache des Unglücks.

Ein Stück Isolierschaum

Ende August 2003 wurde der umfangreiche Abschlussbericht der Kommission dem Kongress, dem Weißen Haus und der NASA übergeben. Die 120 Expertinnen und Experten hatten den Ablauf der Ereignisse rekonstruiert. 81 Sekunden nach dem Start hatte sich ein Stück des Isolierschaums gelöst, mit dem der riesige Treibstofftank zum Schutz der Tieftemperaturtreibstoffe Flüssigwasserstoff und Flüssigsauerstoff umhüllt ist.

Das Bruchstück war gegen die linke Tragflächenkante geprallt und hatte eine der hochtemperaturfesten schwarzen Hitzekacheln beschädigt. Bei der Rückkehr der "Columbia" war überheiße Luft, wie sie bei jedem Raumflugkörper beim Eintauchen in die Erdatmosphäre entsteht, durch den Riss ins Innere der Tragfläche eingedrungen. Innerhalb kürzester Zeit schmolzen die Aluminiumspanten, das Raumschiff zerbrach und hinterließ eine Hunderte Kilometer lange Trümmerschneise über drei US-Bundesstaaten hinweg.

Bittere Konsequenzen

Die Kommission hatte den Auftrag, über die technische Klärung des Unfalls hinaus zu untersuchen, ob die organisatorischen Strukturen der Weltraumbehörde Katastrophen wie bei "Columbia" 2003 und "Challenger" 1986 begünstigten. Sie kam zum Schluss, dass die NASA sich in falsche Sicherheit gewiegt hatte, als sie das Shuttle zum operativen Raumfahrzeug erklärte. In Wirklichkeit seien die Raumfähren Entwicklungsprogramme am Rande des technisch Beherrschbaren.

Nun werden die Empfehlungen der Kommission umgesetzt. Soweit technisch machbar, soll ein Unfall wie bei "Columbia" nicht mehr passieren. Die Isolierung des Treibstofftanks wird umkonstruiert, und es werden neue Inspektionsmethoden entworfen, wie Schäden an der Außenhaut des Shuttle im Weltraum identifiziert und unter Umständen repariert werden können. Gleichzeitig soll eine neu zu schaffende NASA-unabhängige Behörde in jeder Phase des Shuttle-Programms eingreifen können.

Zukunft nur mit radikalem Umdenken

Der österreichische Physiker Dr. Martin Tajmar arbeitet im Forschungszentrum Seibersdorf an Plasma-Triebwerken u.a. für die ESA. Er entwirft ein Szenario, in dem weiter gehende bemannte Erforschung des Sonnensystem nur mit neuen technischen Mitteln bewältigt werden kann: luftatmenden Mach12-Triebwerken, magnetohydrodynamischer Antrieb, Plasma-Triebwerken mit Nuklearquelle.

Diese Antriebe sind nicht nur effizienter und billiger als die derzeitigen Raketenmotoren, sondern auch sicherer für die Menschen, wenn sie sich zum Mars oder darüber hinaus wagen wollen.