Die Formen des Krieges
Kriege
Kriege haben sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert. Die neuen Kriege sind nach Ansicht von Politologen gekennzeichnet durch den Verfall von Staatlichkeit, das Auftreten massenhafter Gewalt und einer technologischen Revolution.
8. April 2017, 21:58
Herfried Münkler über die Zukunft des Krieges
"Der Krieg ist nicht nur ein wahres Chamäleon, weil er in jedem konkreten Fall seine Natur etwas ändert, sondern er ist auch in seinen Gesamterscheinungen nach, in Bezug auf die in ihm herrschenden Tendenzen, eine wunderliche Dreifaltigkeit".
Mit diesen Worten leitete der 1831 geborene Carl von Clausewitz seine abschließenden Überlegungen zur Theorie des Krieges ein.
Die Theorien von Clausewitz sind noch heute gültig
Für viele Kriegsursachenforscher ist Clausewitz bis heute der wichtigste Theoretiker des Krieges und der Kriegsführung.
"Das Nachdenken über den Krieg ist fast so alt wie der Krieg selbst", lautet der erste Satz in Herfried Münklers Buch "Über den Krieg. Stationen der Kriegsgeschichte im Spiegel ihrer theoretischen Reflexion".
Herfried Münkler, Professor für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin, hat sich ausführlich mit der Kriegstheorie von Clausewitz beschäftigt, von der er behauptet, dass sie von so erheblicher intellektueller Prägnanz sei, dass es bis heute keine bessere zur Erklärung von Ursachen von Kriegen geben.
Chamäleon Krieg
"Krieg, ein wahres Chamäleon" damit ist gemeint, dass sich Kriege den äußeren Umständen anpassen, in dem Sinne, als sich ändernde politische, ökonomische und kulturelle Konstellationen auch Kriege verändern, interpretiert Herfried Münkler Clausewitz.
Zentrale Frage der Kriegsursachenanalyse sei etwa, inwieweit politische Akteure auf das politische Geschehen, auf die Entscheidung über Krieg und Frieden, Einfluss haben oder ob sie strukturellen Bedingungen unterliegen, die sie selbst, zumindest in der Situation der Entscheidung, nicht beeinflussen können.
Ständigen Veränderungen unterworfen
Kriege und Kriegsführung haben sich nicht erst seit dem 11. September 2001 und dem Irak-Krieg grundlegend gewandelt. Der Politologe Andreas Herberg-Rothe zeigt in seinem Buch "Der Krieg. Geschichte und Gegenwart" auf, wie sich der Krieg im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert hat und welche 'neuen' Kriege uns im 21. Jahrhundert drohen.
In der historischen Entwicklung habe es immer wieder Zäsuren in der Kriegsführung gegeben. Auch heute gehe man von einem grundlegenden Bruch in der Kriegsgeschichte aus, dem zwischen alten und neuen Kriegen nach den Epochenjahren um 1989 und dem Ende des Wettrüstens zwischen Ost und West.
Formen des Krieges
Die neuen Kriege sind nach Ansicht von Herberg-Rothe gekennzeichnet durch den Verfall von Staatlichkeit, das Auftreten massenhafter Gewalt und eine technologische Revolution. Die momentane Entwicklung in Kriegführung und gewaltsamen Konflikten sei durch wesentliche Gegensätze gekennzeichnet: Auf der einen Seite gebe es Kriege mit "Messern und Macheten", auf der anderen futuristisch anmutende Hightech-Kriege.
Zwischen diesen Kriegsformen existierten zahlreiche Übergänge und Mischformen, in denen etwa ethnisch überformte oder "vormoderne" Konflikte mit modernsten Waffensystemen ausgetragen werden. Und der Kriegsursachenforscher Herfried Münkler ist der Meinung, dass neben der Privatisierung und Kommerzialisierung militärischer Gewalt in Zukunft herkömmliche Sicherheitsvorstellungen, aber auch das Bild des Krieges einer grundlegenden Revision unterzogen werden müsse.
Buch-Tipps
Herfried Münkler, "Über den Krieg", Velbrück, ISBN 393473054X
Andreas Herberg-Rothe, "Der Krieg", Campus Verlag, ISBN 3593372363