Junges Publikum soll gewonnen werden

Das Programm der neuen Säle

Fünf Programmschwerpunkte setzt der Wiener Musikverein in seinen vier neuen Sälen. Mit einem Programm "ohne erhobenen Zeigefinger" soll junges Publikum gewonnen werden. Das Eröffnungswochenende ist am 20. und 21. März.

Mit fünf Programmschwerpunkten in seinen vier neuen Sälen will der Wiener Musikverein ab dem 20. März neues, insbesondere junges Publikum anlocken. 34 Programme aus den Bereichen "Jazz & Jugend", "Kinder & Familien", Neue Klassik, "Autoren.Klänge" und "Ton.Film.Musik" betreten für den Musikverein konzeptuelles Neuland.

Für die Jugend attraktive Kartenpreise und ein Programm "ohne erhobenen Zeigefinger" sollen dazu beitragen, dass die neuen Säle angenommen werden, schilderte Musikvereins-Chef Thomas Angyan am Mittwoch bei der Programmpräsentation.

Eröffnung mit Kurzeinblicken

14.000 Karten werden für die insgesamt 47 Veranstaltungen aufgelegt, erhofft wird eine Auslastung von 80 Prozent. Am Eröffnungswochenende (20. und 21. März) wird das Publikum eingeladen, die neuen Säle zu erkunden. Dazu gibt es "Pasticcio-artige" Kurzeinblicke in die Programmpunkte bis zum 21. Juni.

Publikums-Gespräche mit Angyan, dem Architekten Wilhelm Holzbauer und dem Akustiker Karl Bernd Quiring untertags und Programm bis spät in die Nacht locken unter den Musikvereins-Vorplatz, wo die neuen Säle sich bis auf wenige Zentimeter ans Künstlerhaus herantasten.

Wellesz und Gal im britischen Exil

Das eigentliche Programm in den neuen Sälen nimmt mit dem Symposium "Egon Wellesz und Hans Gal im britischen Exil" (23. und 24. März) einen theoretischen Auftakt, den ersten musikalischen Pauken- bzw. Trommelschlag setzt dann Multi-Percussionist Martin Grubinger im Gläsernen Saal (26. März).

Schostakowitsch-Festival

Besonders wichtig ist die Verbindung von "Ton.Film.Musik", die in einem einwöchigen Schostakowitsch-Festival (15. Mai bis 22. Mai) erstmals am Programm steht. Sechs Filme, zu denen Mitarbeiter des Filmarchiv Austria einführende Worte sprechen, und drei Konzerte präsentieren im Gläsernen Saal das film- und kammermusikalische Schaffen des Komponisten.

Opernspaß für Kinder von zehn bis zwölf Jahren verspricht Klaudia Kadlec' "Bats, Pigs and Frogs" (24. bis 28. Mai) mit Musik von Johann Strauß. Der Musikverein geht nicht nur auf junges Publikum, sondern auch auf junge Musiker in den Lehranstalten zu: In der Auftakts-Halbsaison kooperieren das Haus und das Konservatorium der Stadt Wien, am 29. März erwächst daraus etwa ein Abend, an dem Studenten des Konservatoriums anlässlich von Leos Janaceks 150. Geburtstag einen Querschnitt durch dessen Schaffen bringen. In der kommenden Saison soll auch die Musikuniversität zu einer Kooperation eingeladen werden.

"Autoren.Klänge"

Die für die Programm-Verantwortliche Susanne Blaha-Zagler besonders wichtige Serie "Autoren.Klänge" nimmt am 16. April ihren Auftakt, wenn Erwin Steinhauer und das Vienna Brass unter dem Titel "Do You Know Emperor Joe?" Texte von Werner Pirchner präsentieren.

Folke Tegetthoff lädt am 1. Juni zum "Story Dinner", mit Musik, Literatur und "fürstlichem" viergängigem Dinner, sowie zur Gala "Magic Stories" (2. Juni) mit internationalen Erzählern.

Getanztes Konzert

Weiters auf dem Programm steht u. a. ein getanztes Konzert für Kinder ab sechs Jahren ("Auf zum Hof-Dantz!", 24. und 25. April) und ein Flötenworkshop für Schüler mit den Starflötisten James und Jeanne Galway (5. Mai). Christian Muthspiel präsentiert mit der Camerata Salzburg Kompositionen von Cerha, Britten und sich selbst ("around 1950", 6. Juni).

Der Kartenvorverkauf für Mitglieder startet am 26. Jänner, der allgemeine am 9. Februar. Tickets können für alle Veranstaltungen, nicht wie in den historischen Sälen monatsweise erworben werden.

Sonderbudget für Bespielung

Das Sonderbudget für die Bespielung in der Auftakts-Halbsaison beträgt 360.000 Euro, schilderte Angyan. Für die zukünftige Budgetierung hat sich "nicht so Erfreuliches" zugetragen: Weder Stadt Wien noch Bund haben bisher zusätzliche Gelder genehmigt. Angesucht hat der Musikverein bei beiden Subventionsgebern um je 140.000 Euro pro Jahr.

Sollten keine Gelder genehmigt werden, müsse man mit schon fix zugesagten Sponsorgeldern von Frank Stronach (je 125.000 Euro für die nächsten vier Jahre) ein "Minimalprogramm" bestreiten und ansonsten mehr auf Vermietungen der Säle zurückgehen: "Dann gibt es mehr Incentives und weniger Kunst", so Angyan.