Franzobel zu Gast

Literat mit Einfallsreichtum & Sprachwitz

Seine Wahl zum ersten "Schnitzler-Preisträger" vor zwei Jahren begründete die Jury mit dem Einfallsreichtum und Sprachwitz seiner Texte: Franzobel. Über mangelnde Nachfrage kann sich der originelle Literat jedenfalls nicht beklagen.

Erst im vergangenen November fand im Wiener Volkstheater die Uraufführung seines jüngsten Stückes "Mozarts Vision" statt. Rund einen Monat darauf war im Rahmen der "Hommage an Werner Schwab" im Burgtheater-Kasino sein "Schwabradies oder Die vierte Wand" zu sehen: Die Rede ist vom österreichischen Literaten Franzobel.

Franzobel, dessen Schaffen bisher neun Theaterstücke sowie über ein Dutzend Bücher umfasst, ist diesmal im Ö1 "Klassik-Treffpunkt" im ORF KulturCafe des RadioKulturhauses bei Otto Brusatti zu Gast.

"Black Jack" zu Theatertreffen eingeladen

Überdies wurde die Uraufführungs-Produktion von Franzobels "Black Jack" über den österreichischen Frauenmörder Jack Unterweger zum 12. Treffen der besten deutschsprachigen Freien Theater "Impulse" (29. Jänner bis 14. Februar) in Nordrhein-Westfalen eingeladen. Die Co-Produktion von "forum stadtpark theater / dramagraz" mit den "Festwochen Gmunden" und "dietheater Künstlerhaus" in der Regie von Ernst M. Binder wurde als einer von elf aus 270 eingereichten Beiträgen ausgewählt, wie das Kultursekretariat Nordrhein-Westfalen im vergangenen November mitteilte. Der Monolog "Black Jack" des Bachmann-Preisträgers Franzobel war mit Rudi Widerhofer als Jack Unterweger im August bei den "Gmundner Festwochen" uraufgeführt worden. Das Festival "Impulse" wird seit 1990 jährlich in einer Reihe von alternativen nordrhein-westfälischen Spielstätten veranstaltet und gilt als wichtigstes Treffen der freien Theater aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Erster Schnitzler-Preis-Träger

Und der im Jahr 2002 erstmals verliehene Arthur Schnitzler-Preis ging ebenfalls an Franzobel. Der von der "Arthur Schnitzler-Gesellschaft" initiierte Preis in Höhe von 10.000 Euro wurde damals anlässlich des 140. Geburtstags des Autors vergeben. Der Jury gehörten die Autorin Ruth Klüger, der Schriftsteller Robert Schindel sowie die Theaterdirektoren Klaus Bachler und Thomas Ostermeier an. Ihre Wahl begründeten sie mit dem Einfallsreichtum und dem Sprachwitz von Franzobels Texten, deren Kennzeichen Poesie und Skurrilität seien. Die Theater-Clownerien des Autors wirkten zugleich erfrischen komisch und satirisch scharf. "Schnitzler hätte sich, glaube ich, über diesen Preisträger gefreut", so Klüger.

Stefan Griebl alias Franzobel

Franzobel wurde als Stefan Griebl am 1. März 1967 in Vöcklabruck geboren. Er wollte zunächst als bildender Künstler Karriere machen, sattelte aber bald um und studierte Germanistik und Geschichte in Wien. Seit 1989 ist er als Literat tätig. Als Lyriker, der mit großer Dekonstruktionslust die Sprache zerlegt, um daraus eine veritable Vergnügungs-Kunst zu zaubern, wird Franzobel in regelmäßigen Abständen von größeren Produktionsschüben überwältigt, in deren Verlauf er umfangreiche Zyklen erstellt: Von "Leibesübungen" zu "Sprachblumen", die zu ungeheuren Gebilden auswuchern können. 1995 wurde Franzobel für seine Germania-Satire "Die Krautflut" mit dem Bachmann-Preis ausgezeichnet.

Franzobels Werke

Zu seinen bekanntesten Prosawerken zählen etwa "Böselkraut & Ferdinand", "Scala Santa" sowie "Lusthaus". Seine Theaterstücke wie "Kafka", "Volksoper" und "Paradies" sowie "Mayerling. Die österreichische Tragödie" wurden an zahlreichen Bühnen in Deutschland, Österreich, Polen und Dänemark uraufgeführt.