Wem gehört das Fresko?

La Madonna del Parto

Ein Dorf, die Kirche, der Bischof und ein Bürgermeister streiten um ein Fresko: die "schwangere Madonna" von Piero della Francesco. Die Ausmaße, die der Streit mittlerweile angenommen hat, lassen an die Auferstehung von "Don Camillo und Peppone" glauben.

Monterchi, 30 Kilometer östlich von Arezzo, ein toskanisches Dorf an der Grenze zu Umbrien. Ein verschlafener Ort, der aber dennoch etwas Besonderes ist. Denn für die Kirche Santa Maria della Momentana fertigte der Renaissance-Maler Piero della Francesca im 15. Jahrhundert ein Fresko: die "Madonna del Parto".

Die schwangere Madonna

Piero della Francesca, der Maler, der so lange verkannt wurde und der heute als einer der bedeutendsten Künstler des Quattrocento gilt, malte die Madonna als Schwangere, die eine Hand in die Hüfte gestützt, die andere über dem gewölbten Bauch.

Aus ganz Italien pilgerten Frauen nach Monterchi, zur Kirche am Friedhof, denn es hieß, jede Frau, die vor dem zweieinhalb mal zwei Meter großen Fresko bete, werde innerhalb eines Jahres schwanger.

Mein Fresko oder dein Fresko?

Um dieses wertvolle Madonnenbild aus dem Jahre 1460 ist nun in der toskanischen Gemeinde ein Streit entbrannt, der ganz an "Don Camillo und Peppone" erinnert. Denn 1992 hatte Gabriele Severi, der linksgerichtete Bürgermeister des Ortes, das vom Verfall bedrohte Meisterwerk kostenaufwendig restaurieren lassen.

Doch nach der Restaurierung weigerte sich Severi, das Fresko in die Kirche zurück zu bringen und stellt es seither in der zum Museum umfunktionierten ehemaligen Volksschule des Ortes aus, wo es seither pro Jahr mehr als 50.000 Besucher anlockt. Eine Touristenattraktion - und ein Ärgernis für den lokalen Pfarrer, Don Quinto, der das berühmte Bild gerne in seiner Kirche hätte.

Klerus vs. Kommerz

Inzwischen hat sich auch der Bischof von Arezzo, Gualtiero Bassetti, in die Causa eingeschaltet. Er fordert vehement eine Rückführung des Freskos in eine Kirche und beschuldigt den Bürgermeister der Geldgier. Was jener wiederum nicht auf sich sitzen lässt und seinerseits dem Bischof und der Kirche ökonomische Interessen unterstellt.

Alle Versuche, eine gütliche Einigung zwischen dem Bürgermeister, dem Pfarrer und dem Bischof zu erzielen, sind gescheitert, Anwälte wurden mit dem Streitfall befasst; ein Gericht in Florenz soll nun klären, wem das Bild tatsächlich gehört.

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Biografie Piero della Francesca
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