Über das Aufrüsten vor der EU-Erweiterung
2004 - das Jahr der Erweiterung
Angesichts der heurigen EU-Erweiterung werben bereits jetzt mehrere Einkaufszentren in der Slowakei um österreichische Kunden. Eine steirisch-slowenische Zusammenarbeit in einem Technologiepark existiert bereits seit vier Jahren.
8. April 2017, 21:58
Wolfgang Richter von RegioPlan über Öffnungszeiten
Eines der wichtigsten Ereignisse des neuen Jahres ist die Erweiterung der Europäischen Union. Dabei wird das exakte Beitrittsdatum, der 1. Mai, vor allem politische und symbolische Bedeutung haben. In der Praxis ist in vielen Bereichen die Integration bereits vorweggenommen. Änderungen wird es geben, aber keinen Umsturz.
Ostösterreich bisher der große Gewinner
Der Handel in Ostösterreich war bisher einer der großen Gewinner der Öffnung Richtung Mittel- und Osteuropa. Einkäufer aus Tschechien, der Slowakei oder Ungarn lassen wesentlich mehr Geld bei uns, als umgekehrt die Österreicher bei ihren Einkaufsfahrten in den Reformländern lassen. Am Beispiel Wien: Letztes Jahr haben Kunden aus den vier Beitrittsländern der unmittelbaren Nachbarschaft fast 750 Millionen Euro in Wien ausgegeben, die Wiener aber nur 62 Millionen Euro in die andere Richtung getragen.
Die Konkurrenz schläft nicht
Doch die Konkurrenz in den Beitrittsländern schläft nicht. So entstehen etwa - von vielen noch weitgehend unentdeckt - in Pressburg neue Einkaufszentren, die durchaus zu einer ernsthaften Konkurrenz für die österreichischen Handelszentren werden könnten. Im neuen Shopping Center Aupark bei Bratislava bieten auf über einhunderttausend Quadratmetern 220 Geschäfte ihre Waren an. Demnächst wird der direkte Autobahnanschluss fertig gestellt sein. Die Grenznähe lässt auf Kunden aus Tschechien, Ungarn und Österreich hoffen.
Aupark-Manager Peter Povazan dazu:
"Wir sehen uns durchaus als Konkurrenz zu den Einkaufszentren in Grenznähe. Wir wollen unseren Bekanntheitsgrad in Österreich erhöhen und denken an Werbeeinschaltungen in Zeitungen oder im Radio.
Die Veränderungen in der Agrarpolitik
Der niederösterreichische Landwirt Franz Kaiblinger baut in Westungarn bei Györ Weizen, Mais, Sonnenblumen und Hirse an. Er ist Pächter auf 1500 Hektar, zu Hause im Tullnerfeld nennt er ganze 20 Hektar sein Eigentum. Kaiblinger ist schon zehn Jahre Bauer in Ungarn.
Der offizielle EU-Beitritt bringt durch die Einführung der gemeinsamen Agrarpolitik der Union viele Veränderungen. In erster Linie werden die Bauern nicht mehr völlig hilflos den Preisschwankungen für Agrarprodukte am Weltmarkt ausgesetzt sein, wenn die Ernten unterschiedlich ausfallen. Garantiepreise und Flächenprämien bedeuten eine wesentliche Sicherung des Einkommens.
Technologieachse Graz - Maribor
Seit 1999 gibt es eine gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsinitiative zwischen der Steiermark und Slowenien. Diese Technologieachse Graz - Maribor wird vom Interreg-Programm der EU mitfinanziert und hat den Technologiepark Pesnica bei Maribor aufgebaut. 40 Firmen haben sich dort angesiedelt. Den größten Erfolg hat eine kleine Motorenentwicklungsfirma, die Dieselmotoren für den deutschen Klöckner-Humboldt-Deutz-Konzern konstruiert. Besondere Bedeutung hat der Technologiepark, nachdem die Autobusproduktion bei Maribor Anfang der 90er Jahre zusammengebrochen ist.
Das Interreg-Programm läuft mit dem EU-Beitritt am 1.Mai aus. Was bleibt ist der feste Wille Sloweniens, sich in der EU als High-Tech-Land zu positionieren. Denn eine Sorge haben unsere südlichen Nachbarn jetzt schon mit anderen EU-Ländern gemeinsam: Mit hohen Lohnkosten lässt sich nur dann leben, wenn teure und anspruchsvolle Produkte auf den Markt kommen.