Gottes verbotene Worte

Die andere Bibel

Die Entscheidungskriterien, welche Texte in die Bibel aufgenommen wurden und welche nicht, erscheinen vom heutigen Standpunkt aus mehr als dubios. Die Heilige Schrift ist eben das Produkt eines langen Kanonisierungsprozesses.

Was reizt Alfred Pfabigan an den nicht offiziell in die Bibel aufgenommenen Texten?

Bei den seltsam anmutenden Auswahlverfahren, welche Texte in die Bibel aufgenommen wurden und welche nicht, fiel so manches unter den Tisch, was besser verständlich, klarer und menschlicher anmutet als einige der "offiziellen" Abschnitte der Bibel.

Lauter Überraschungen

Der Wiener Philosophieprofessor und Autor Alfred Pfabigan hat mehrere dieser so genannten "apokryphen" Texte behutsam neu gefasst und sie zu einer Art "Alternativbibel" mit einem Alten und einem Neuen Testament zusammengefasst. Das Ergebnis birgt eine Fülle von Überraschungen.

Die Schöpfungsgeschichte des Ephraim etwa klingt weit einleuchtender als die Genesis. Der aus dem Paradies vertriebenen Eva gegenüber verhält sich Gott nicht zornerfüllt, sondern bedauernd und verständnisvoll. Kain erschlägt Abel nicht wegen eines von Gott verschmähten Opfers, sondern wegen einer schönen Frau.

Jesus verschafft sich Respekt

Der junge Jesus greift durchaus zu Gewalt, wenn ihm jemand respektlos und dumm kommt. Und auch die apokalyptischen Schriften sind um einiges klarer als die Offenbarung des Johannes.

Peter Lieck liest "Die andere Bibel" ohne Pathos und dennoch mit Gefühl.

Hörbuch-Tipp
Alfred Pfabigan, "Die andere Bibel. Gottes verbotene Worte", gelesen von Peter Lieck. 2 CDs aus der von Hans Magnus Enzensberger herausgegebenen Reihe "Die andere Bibliothek im Ohr" bei Eichborn, ISBN 3821852577. Gesamtspieldauer: 2 Stunden 28 Minuten