Das Imperium des Hugh Hefner
Playboy at 50
Der "Playboy" feiert im Dezember seinen 50. Geburtstag. Das Ur-Konzept: Nacktfotos und erstklassige journalistische Beiträge. Seine Zukunft sieht das Unternehmen vor allem in den elektronischen Medien.
8. April 2017, 21:58
Victoria Zdrok (Playmate), Susan Brownmiller (Feministin) und Hugh Hefner
Die Pop-Sängerin Ashanti hauchte "Happy Birthday", und Hugh Hefner strahlte vor Stolz, als viele Prominente Anfang Dezember bei einer Party zum 50. Geburtstag des "Playboy" gratulierten. "Wir geben ein sehr gutes Magazin heraus, und wir waren die ersten", so der 77 Jahre alte Gründer der Männer-Illustrierten stolz.
Hugh Hefner, von Freund und Feind nur "Hef" genannt, blickt heute auf eine ur-amerikanische Karriere zurück. Erst erfand er den Playboy, und anschließend sich selbst, als "Mister Playboy". Eine ganze Generation von neugierigen Amerikanern sah Hefner im Smoking und mit Pfeife als personifizierten Partylöwen in "Playboy's Penthouse", das 1959 erstmals im Fernsehen ausgestrahlt wurde.
Es begann am Küchentisch
Playboys Anfänge waren bescheidener. Hugh Marston Hefner entwarf im Herbst 1953 an seinem Küchentisch die ersten Artikel und Illustrationen für ein neues Magazin.
Der 27-jährige hatte sich bis dahin als Comiczeichner in Chicago durchgeschlagen; er pumpte sich 8.000 Dollar und steckte einen Teil davon in Fotos einer jungen Schauspielerin namens Marilyn Monroe. Ihr Nacktbild auf dem berühmten Premieren-Cover zeigte, wohin die Reise gehen sollte. Der "Playboy" war geboren, und mit ihm Hefners Programm.
"Lust ist keine Sünde"
"Wir wollten der Sexualität den gebührenden Platz einräumen unter den anderen Interessen, mit denen wir unser Leben außerhalb der Arbeitszeit gestalteten", so Hefner. "Unsere Erziehung, die Werte, haben uns immer gesagt, dass unsere Körper, dass Lust Sünde ist. Ich habe das nie geglaubt."
Innerhalb von fünf Jahren durchbrach Playboy die Millionen-Schallmauer.
Neue Moral
Das Bunny-Logo, der "Hasenkopf" auf dem Magazin, wurde schnell zum Markenzeichen für den Mann von Welt - und zum Inbegriff einer neuen Moral, mit der Hugh Hefner im männlichen Amerika der 50er Jahre offene Türen einrannte:
Das Konzept des Magazins: Neben den Nacktfotos fanden sich erstklassige journalistische Beiträge und Interviews mit hochrangigen Politikern wie Henry Kissinger oder Yassir Arafat. Zusätzlich verpflichtete Hefner Amerikas Top-Autoren zu Kurzgeschichten.
Der amerikanische "Lebemann"
Auch das verhinderte, dass der Playboy unwiderruflich in die Schmuddelecke gestellt wurde, sagt die New Yorker Literaturkritikerin Kera Bolonik: "Er schuf die amerikanische Antwort auf den 'Lebemann'. Einer, der sich gern Frauen anschaut und trotzdem Literatur liest. Einer, der schmutzige Fotos mag und gleichzeitig Philip Roth und Paul Auster."
Feministinnen liefen Sturm
Das Hefnersche Bild der Frau als Sexobjekt sorgte für Zündstoff. Playboys rasanter Erfolg provozierte im aufgewühlten Amerika der sexuellen Revolution heftige Reaktionen an allen Enden des kulturellen und politischen Spektrums.
Feministinnen liefen Sturm gegen die vermeintliche Degradierung und Verniedlichung der Frau mit Hasenohren. Von der rechten Seite schossen die Konservativen gegen die ihrer Meinung nach unmoralischen Obszönitäten.
Politikum Playboy
Hefner selbst erhob den Playboy seit seinen Anfängen im prüden Amerika zum Politikum: Er berief sich konsequent auf die in der US-Verfassung festgeschriebene Freiheit der Meinungsäußerung, das "First Amendment".
Die amerikanischen Feministinnen hielten Hugh Hefners Anspruch auf freie Meinungsäußerung schlicht für Missbrauch.
Hinter dem Magazin stand längst ein weitverzweigtes Imperium, dessen Aktien an der Wall Street gehandelt wurden. "Playboy Enterprises" umfasste neben den Bunny-Clubs Hotels, Casinos, eine Model-Agentur, Standbeine im Verlagsgeschäft und im Fernseh- und Kinobusiness.
Multimedia-Konzern
Seit Jahren leitet Hefners Tochter Christy das Magazin. Heute laufen die elektronischen Medien dem Magazin längst den Rang ab, und nicht zuletzt das Internet. "Playboy Magazine" bleibt zwar offizielles Flaggschiff des Unternehmens und mit knapp 3,5 Mio. verkauften Exemplaren im Monat Marktführer - ist aber heute mehr Bremse als Motor. Die wichtigen Einnahmen kommen vor allem aus dem Fernsehen und zunehmend aus der Website.
"Playboy Enterprises" versteht sich heute als internationaler Unterhaltungskonzern und betreibt neben dem Magazin fünf internationale Online-Ventures in Deutschland, Korea, den Niederlanden, Taiwan, Brasilien, die beiden TV-Kanäle Playboy-TV und Spice-TV, und ausserdem Video- und DVD-Sparten. Die Lizenzabteilung schließlich kümmert sich um das "Branding" und die weltweite Vermarktung des berühmten Bunny-Logos.
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