Wie feiern österreichische Klöster?
Weihnachten im Kloster
Das Leben hinter Klostermauern hat noch immer etwas Geheimnisvolles. Die Orden gelten als Bewahrer einer uralten geistlichen Tradition. Dazu gehört es auch Weihnachten sorgfältig vorzubereiten und in der entsprechenden Form zu begehen.
8. April 2017, 21:58
Propst Gerhard Rechberger über die Mitternachtsmette im Stift Vorau
Auch wenn sich Klöster in mancherlei Hinsicht von Familien unterscheiden, so verstehen sie sich doch als Heimat und als familiäre Gemeinschaft für die Angehörigen. Das Weihnachtsfest wird durchaus als Familienfeier verstanden. Dennoch setzen die verschiedenen Gemeinschaften recht unterschiedliche Akzente. Entsprechend dieser Vielfalt wird daher auch das Weihnachtsfest auf sehr unterschiedliche Art und Weise gefeiert. Während es die einen in aller Einfachheit und Stille begehen, ziehen die anderen festliche Zeremonien vor.
Das steirische Chorherrnstift Vorau
Im steirischen Augustiner-Chorherrnstift Vorau hat der Konvent 17 Mitglieder, die meisten von ihnen sind in der Pfarrseelsorge tätig und begehen das Weihnachtsfest in ihren Gemeinden. Geleitet wird die Gemeinschaft von Propst Gerhard Rechberger, der schon viele Heilige Abende hier erlebt hat.
"Der 24. Dezember ist bei uns ein recht stiller Tag. Heuer feiern in den Räumlichkeiten des Stiftes insgesamt acht Ordensmänner und ein Gast aus Wien das Weihnachtsfest. Vor dem Fest geht man beispielsweise auf den Friedhof oder zündet in seinem Zimmer eine Kerze an, besinnt sich im Gebet oder bereitet sich auf die Predigt am Abend vor. Die Vorbereitungen wie das Christbaum-Schmücken im Speisesaal oder das Tischdecken laufen in einer angenehmen, ruhigen Atmosphäre ab. Auf jeden Sitzplatz wird ein kleines Geschenk oder Kuvert gelegt. Die Feier beginnt mit einer gemeinsamen Vesper. Es werden Lieder gesungen, und der älteste Mitbruder spricht das Evangelium, dann hält der Propst seine Weihnachtsansprache. Man geht zu Tisch, und danach kommt es zum feierlichen Höhepunkt, der Mitternachtsmette"
Da Rechberger auch die kulinarische Seite des Festes durchaus zu schätzen weiß, kommt am Festtag der Küche eine wichtige Bedeutung zu. Dies weiß auch die Köchin Marieluise Fank. Denn zur weihnachtlichen Tradition in Vorau gehören nicht nur Festmahlzeiten für die Gemeinschaft, sondern auch Besuche von Verwandten.
Das Kloster der Barmherzigen Brüder in Wien
Christkindlwerkstatt im Kloster der Barmherzigen Brüder im zweiten Wiener Gemeindebezirk: Kleine Geschenke werden liebevoll verpackt, besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, dass die glänzenden Bänder auch zur Farbe des Weihnachtspapiers passen. Zur Adventzeit sind die Brüder ganz besonders hellhörig auf die Wünsche der anderen. Die Atmosphäre am Festtag ist familiär bei Keksen, Punsch und kleinen Geschenken. Nach der Bescherung und einem gemütlichen, gemeinsam verbrachten Abend geht man in die Mitternachtsmette.
So festlich es auch im Kloster zu den Feiertagen zugehen mag, im Krankenhaus, das dem Kloster der Barmherzigen Brüder angeschlossen ist, wird selbstverständlich gearbeitet. Für ein paar Stunden steht aber auch hier das Feiern im Mittelpunkt. Frater Paulus dazu:
"Die Stimmung auf den Stationen ist dabei jedes Jahr durchaus fröhlich. Die Gemeinschaft im Spital wirkt sich positiv auf alle aus, auch auf die, die ursprünglich gehofft hatten, den Heiligen Abend zu Hause verbringen zu können."
Immerhin, wer hier im Spital ist, weiß sich in guten Händen, er ist aufgehoben in einer Atmosphäre der Geborgenheit. Man muss sich nicht darum kümmern, alle nötigen Dinge einzukaufen, sondern kann sich einfach bedienen und beschenken lassen.
Das Wiener Don-Bosco-Haus
Mit speziellen Gesängen und Gebeten bereiten sich die Salesianer Don Boscos - gemeinsam mit Gästen aus der Umgebung - in ihrer Kapelle auf das Weihnachtsfest vor. Der Heilige Abend ist im Don Bosco-Haus im 13. Wiener Gemeindebezirk ein durchaus geschäftiger Tag. Schließlich gibt es für die abendliche Feier eine Menge zu tun. Dabei wird nicht so sehr auf Geschenke Wert gelegt, meint Pater Siegfried Kettner:
"Besonders gern werden im Don-Bosco-Haus Bücher geschenkt. Es ist jedoch klar, dass hier nicht die Packerl und ihr mehr oder weniger kostspieliger Inhalt im Zentrum stehen. Im Kloster geht es wirklich um das biblische Weihnachtsgeschehen, nicht um die Äußerlichkeiten, die damit verbunden sind."
Das Haus Sarepta in Wien
Die Armenierin Nelly Akajan, die gemeinsam mit Mann und Kindern im Haus Sarepta - einer Einrichtung für Familien in Not - wohnt, hat in den Tagen vor Weihnachten intensiv Weihnachtslieder geprobt. Wann immer es die Zeit erlaubt hat, ist sie in die kleine Kapelle gegangen, um dort auf den Keyboards weihnachtliche Melodien zu üben. In Armenien, sagt sie, steht zu Weihnachten eindeutig die religiöse Botschaft im Vordergrund.
Zehn Kinder und 16 Erwachsene sind derzeit im Haus untergebracht. Die Gäste kommen aus Österreich aber auch aus Nigeria, Armenien, aus der Türkei und aus anderen Staaten. Getragen wird die Einrichtung von vier Schwestern. Hausleiterin ist Schwester Marita Meister:
"Weihnachten wird in der kleinen Gemeinschaft festlich begangen, mit gutem Essen, kleinen Geschenken und dem Besuch der Mitternachtsmette. Zwischendurch bleibt viel Zeit, um Erinnerungen an frühere Weihnachtsfeste zu Hause auszutauschen, um nachzudenken, was wohl aus den ehemaligen Gästen geworden ist - und um für die Menschen Gebete zu sprechen."
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Links
Stift Vorau
Barmherzige Brüder Österreich
Don-Bosco-Haus Wien