Stephan Bruckmeier im Gespräch

Die Zeit ist reif

Die Aufmerksamkeit ist ihm bereits gewiss: Stephan Bruckmeier, der derzeit am Wiener Volkstheater Raimunds "Bauer als Millionär" inszeniert. Der Grund: Er ist einer der Bewerber für die Emmy-Werner-Nachfolge.

Stephan Bruckmeier über die Bedeutung Raimunds

"Anfang Dezember gibt es das vermutlich spannendste Match der bisherigen Wiener Theatersaison - zwei Raimund-Versionen innerhalb von fünf Tagen: Am 4. Dezember kommt in der Josefstadt 'Der Alpenkönig und der Menschenfeind' heraus, am 8. im Volkstheater 'Der Bauer als Millionär'", sagt Regisseur Stephan Bruckmeier im Interview mit der APA.

"Vom Sportlichen ist das toll. Es ist wie Austria gegen Rapid. Ich glaube, wir werden weit auseinander liegen." Und noch etwas sichert der siebenten Regiearbeit des 41-Jährigen an Emmy Werners Bühne Aufmerksamkeit: Hier lässt sich überprüfen, wie die Volkstheater-Zukunft aussehen könnte. Denn Bruckmeier ist einer der Bewerber für die künftige Leitung.

Kein lustiger Job

"Die Inszenierung repräsentiert natürlich einen Teil dessen, was ich mir am Volkstheater vorstelle", erklärt Bruckmeier. "Nur: Sollte ich hier Direktor werden, inszenieren vorwiegend andere. Der Job ist ja wesentlich weniger lustig, als man sich vorstellt. Man sitzt sehr viel am Schreibtisch, rechnet und hat meist nichts anderes zu tun als zu schlichten."

Bruckmeier weiß, wovon er spricht: Bisher hat er sich drei Mal um Leitungsjobs beworben, zwei Mal hat es geklappt. 1998 übernahm er gemeinsam mit Eva Hosemann die Leitung des Stuttgarter Theaters "Die Rampe", zwei Jahre später bekam das Duo auch die Intendanz des NÖ Donaufestivals.

"Jetzt will ich ein großes Haus!"

Beide Amtszeiten gingen bzw. gehen zu Ende. Beim Donaufestival absolviert der gebürtige Niederösterreicher im nächsten Jahr seine vierte und letzte Saison. "Zum Abschluss legen wir noch eines drauf! Dann müssen neue Leute her." Diese sollen Anfang März feststehen.

Und in Stuttgart, wo mit einem Autorentheater-Konzept die Zuschauerzahl fast verdoppelt werden konnte, hat Hosemann bereits die zweite Amtsperiode begonnen - allerdings ohne Bruckmeier. "Erstens habe ich bis Herbst 2004 Regie-Angebote, zweitens war klar: Jetzt will ich ein großes Haus!" Die Zeit sei reif fürs Volkstheater. Die Begründung: "Ich habe fast 60 Regien hinter mir und wesentlich mehr Leitungserfahrung als die Favoriten."

Vorbilder Thalia-Theater und Volksbühne

Imagewerbung hält Bruckmeier für eine der vordringlichsten Aufgaben für das Volkstheater. "Vor allem muss man aber mit neuer Energie reingehen und einfach arbeiten!" Er habe zwei große Vorbilder: Das Hamburger Thalia Theater und die Volksbühne in Berlin.

"Die haben gezeigt, dass man voll ist, wenn man intelligent und engagiert für die Region Theater macht. Wien muss rasch begreifen, dass es in einem halben Jahr in einem anderen regionalen Gefüge sein wird. Immer nur nach Berlin zu schielen, ist bald zu wenig."

Junge Autoren, variable Tribünen

Bruckmeier würde auch am Volkstheater versuchen, junge Autoren vorzustellen: "Ich glaube nicht, dass es zu wenig Publikum dafür gibt. Aber je schwieriger der Text, desto mehr muss man sich um Vermittlung bemühen."

Bei der oft beklagten Größe des Hauses würde er auf variable Container-Tribünen setzen, die im Parkett bei Bedarf für bessere Sicht und intimere Atmosphäre sorgen könnten. Technik und Ensemble seien in gutem bis sehr guten Zustand. Zwar seien auch neue Gesichter nötig, vor allem aber müsse man mit den Menschen reden und sie motivieren.

"Bauer" wird "gar nicht lieblich"

Das macht Bruckmeier auch derzeit, bei seiner Arbeit an Raimunds "Der Bauer als Millionär": "Ich versuche das Stück als anspruchsvolles Märchen zu erzählen. Ich bürste es nicht gegen den Strich, hole es aber sehr in die heutige Realität."

Und verspricht: "Es wird gar nicht lieblich." Denn von Theater, das die Menschen glücklich machen will, ohne sie zu belasten, hält Stephan Bruckmeier gar nichts.