Der Keith Richards der Meere
Fluch der Karibik
Piratenfilme waren lange Zeit out. Mit "Fluch der Karibik" bekommt das vergessene Genre neuen Auftrieb. Gore Verbinski ("The Ring") inszenierte einen Abenteuerspaß ohne viel Tiefgang, eine launige Mischung aus Action, Love-Story, Hommage und Gruselgeschichte.
8. April 2017, 21:58
Ahoi Kameraden, dieser Film macht einfach Spaß. Regisseur Gore Verbinski ("The Mexican") hat einen hochgerüsteten Piratenfilm vom Stapel gelassen, der ohne viel Tiefgang in gut zwei Stunden sein Ziel erreicht: perfektes Entertainment ohne Widerhaken. Die Schauwerte sind enorm. Da wird eigentlich ohne Unterlass gefochten, gerauft, gekapert, mit Kanonen, Pistolen und Macheten geschossen. Jede Menge Pulverdampf steigt in den wolkenlosen karibischen Himmel - und dann und wann wird auch einmal heftig geherzt, geschmachtet und geküsst.
Klassisches Setting
Der gefürchtete Freibeuter Barbossa (wunderbar schmierig: Rush), Kapitän der verwunschenen "Black Pearl", lässt bei einem nächtlichen Überfall auf die Hafenstadt Port Royal die schöne Elizabeth (Newcomerin Keira Knightley, bekannt aus "Bend it like Beckham") entführen. Diese besitzt ein Amulett, das den Piraten ihre Menschlichkeit zurückgeben kann - denn die Männer sind dazu verdammt, sich im Mondschein zu Skeletten zu verwandeln.
Der mittellose Schmied Will Turner (Bloom) und der eigenwillige Piratenkapitän Jack Sparrow (Depp) nehmen die Jagd auf die Banditen auf. Turner will das Herz der jungen Frau erobern, Sparrow die Befehlsgewalt über die "Black Pearl" zurückgewinnen. Doch nicht nur zu Monstern mutierende Freibeuter machen dem ungleichen Duo zu schaffen, sie werden wiederum von den Truppen des britischen Generals Norrington (Jack Davenport) verfolgt, der ebenfalls um Elizabeth buhlt. Damit wäre die klassische Ausgangslage eines Piratenepos hergestellt.
Sympathy for the Devil
Johnny Depp spielt den ebenso verwegenen wie charmanten Kapitän Jack Sparrow mit mächtig Drive - ein Vagabund mit blitzenden Goldzähnen und wehenden Rasta-Zöpfen. Vorbild war seinen Aussagen zufolge Rolling-Stone-Gitarrist Keith Richards. So stolpert Sparrow bekifft und nuschelnd durchs Bild, stets einen markanten Spruch auf den Lippen (die Originalversion sei empfohlen!). So schwankt er bedenklich über die Planken, ein vom Rum beschwipster Clown und Schluckspecht. Selbst der obligatorische Papagei auf der Schulter bleibt angesichts dieses Haudegens sprachlos.
Sparrows großer Gegenspieler ist der finstere Kapitän Barbossa, den Geoffrey Rush mit dämonischem Schmiss ausstaffiert hat. Der australische Charakterdarsteller und Oscargewinner kann wirklich Furcht erregende Grimassen schneiden. Er ist der grausame Anführer einer Horde untoter Seeräuber, die in einem Geisterschiff über die Meere treiben. Die Extraportion Horror gibt es mit dieser Armee von Zombies im Schlepptau noch dazu.
All you need is Love
Natürlich darf das junge Liebespaar nicht fehlen. Orlando Bloom überzeugt als abenteuerlustiger, heißblütiger Jüngling, der ein übers andere Mal heftig über die Stränge schlägt. Die bezaubernde Keira Knightley ("Kick it like Beckham") spielt die bildhübsche Tochter eines englischen Gouverneurs, die natürlich von bösen Piraten entführt wird. Keine Frage, wer sie aus den Händen dieser grässlichen Mordburschen befreien wird. Nein, die Story kann man hier getrost vergessen. Das ist exakt das Seemannsgarn, aus dem alle klassischen Piratenfilme gestrickt sind. Die Bilder sind opulent wie die Musik von Hans Zimmer und Klaus Badelt, das Tempo ist ausgewogen und die Atmosphäre stimmig. Disney hat diesmal auch etwas für Kinder im Erwachsenenalter zu bieten.
Fluch der Karibik
(Pirates of the Caribbean - The Curse of the Black Pearl)
USA, 2003
mit: Johnny Depp, Orlando Bloom, Geoffrey Bush, Jonathan Pryce
Drehbuch: Ted Elliott, Terry Rossio
Regie: Gore Verbinski