Perspektiven und Planung für die zweite Hälfte des Lebens
Pensionsschock - Planung statt Panik
In seinem Buch spricht Thomas Chorherr, langjähriger Chefredakteur und Herausgeber der "Presse", den Widerstreit zwischen Arbeitsleid und Arbeitsfreud ebenso an wie das Problem der Planung für die "zweite Hälfte" des Lebens.
8. April 2017, 21:58
Thomas Chorherr im Gespräch
Die medizinischen Möglichkeiten haben die Lebenserwartung in den letzten Jahren enorm gesteigert. Das Ende der beruflichen Laufbahn - lange vor dem Sich-alt-fühlen - wird daher von vielen Menschen als Pensionsschock wahrgenommen.
Trauriges Pensionistendasein?
Allerdings nicht nur wegen der Überfülle an Freizeit, mit der viele Menschen nichts anzufangen wissen, sondern auch wegen der finanziellen Einbußen des Einzelnen, die mit dem Pensionistendasein verbunden sind.
Für den Staat hingegen wird die Finanzierung der Pensionen immer schwieriger. Ist die Erhöhung des Pensionsalters der Weisheit letzter Schluss?
Leseprobe: Wissen, wohin man geht
Lebensplanung in Gelassenheit ist schwierig, aber notwendig.
Die Menschen denken, seit sie aus dem Paradies vertrieben wurden, über das Alter nach. Oder, wie Anton Wildgans es einmal formulierte: "Was morgen sein wird und übermorgen". Wer sich darum nicht kümmert, ist entweder ein rettungsloser Optimist oder ein Narr; beide wachsen auf demselben Ast.
Über das Alter nachzudenken heißt vor allem auch, über das Leben zu grübeln - wie es war, wie es ist, wie es sein wird. "Ich bin und weiß nicht wer, ich komm und weiß nicht woher, ich geh und weiß nicht wohin: Mich wundert, daß ich so fröhlich bin.", lautet ein Jahrhunderte alter Spruch, den man vielleicht der Fun-Generation, der Spaßgesellschaft ins Stammbuch schreiben sollte. Die ersten beiden Prämissen sind dabei durchaus zu negieren. Die dritte aber vor allem die vierte sind von unheimlicher Aktualität und werden es bleiben.
"Ich geh und weiß nicht wohin: Mich wundert, daß ich so fröhlich bin". Ein Buch, das sich mit dem Pensionsschock befasst, sollte, ja muß diese beiden letzten Aussagen beachten. In der Tat weiß kaum jemand, wohin ihn das Leben führt; die gesicherten Wege sind längst obsolet geworden. Und wer dies einmal gedanklich erfaßt hat, wundert sich vielleicht doch über die Fröhlichkeit, die der Mensch Gott sei Dank noch immer nicht verloren hat.
Ich geh und weiß nicht wohin. Von einem Lebensalter in das andere, von einer Lebensperiode in die andere. Schließlich natürlich auch in jene, in der die Frage, wie man dieses Leben bestreiten wird, zur wichtigsten geworden ist. Oder auch: Wie werde ich leben, wovon werde ich leben?
Hunderttausende fragen dies. Hunderttausende Pensionistinnen und Pensionisten. Und die meisten meinen, daß sie künftig den Gürtel werden enger schnallen müssen. Auch die angehenden Pensionsempfänger, auch jene, die noch viele Jahre aktives Arbeitsleben vor sich haben, sind besorgt. Eine Umfrage des IMAS-Instituts hat gezeigt, daß mehr Menschen als früher sich durch die Aussichten auf das, was ihnen aufgrund der Pensionsreform blüht, die Launen verderben lassen.
Das, was man früher unter Berechenbarkeit verstehen konnte - nicht nur die Pensionshöhe, sondern auch das Antrittsalter - ist jetzt anders geworden. Tatsächlich: Mich wundert, daß ich so fröhlich bin. Wobei "mich", das erwähnte uralte Gedicht interpretierend, für die Allgemeinheit stehen darf. (...)
Buch-Tipp
Thomas Chorherr, "Pensionsschock. Planung statt Panik", Molden Verlag 2003, ISBN 3854850964