Kroatien im Zeichen der Korruption

Der lange Weg zur Normalität

Man spricht gerne über die Korruption in den Ländern des ehemaligen "Ostblocks". Wie die Ereignisse um den kroatischen General Zagorec gezeigt haben, besteht aber der Verdacht, dass viele "Kriegsgeschäfte" über Österreich durchgeführt wurden.

Unter dem Begriff Transitionsländer versteht man die Länder des ehemaligen "realsozialistischen Sozialismus" - umgangssprachlich gesagt die Länder des ehemaligen "Ostblocks". Als eines der größten Probleme dieser Länder, die sich seit 1990 auf dem schweren Weg der Demokratisierung und Einführung der Marktwirtschaft befinden, gilt die Korruption, die sich in alle Bereiche des täglichen Lebens ausgebreitet hat.

Die blauen Kuverts
In "Ex-Jugoslawien" kennen alle die blauen, aus billigem Papier erzeugten Kuverts, die für wenig geschätzte Korrespondenzen geeignet sind. Für alle hat die plava koverta – das blaue Kuvert – aber noch eine andere Bedeutung. Ein "blaues Kuvert" zu überreichen, bedeutete, jemanden zu bestechen.

Damals, in Jugoslawien, wurden vor allem Ärzte und Krankenpersonal von Patienten und deren Familien zusätzlich belohnt. Das war die eine Art. Nepotismus und persönliche Empfehlungen aus dem politischen Apparat waren die andere Art der Bestechung.

Die Menschen haben die Tatsache, dass fast alle Bereiche des täglichen Lebens mit Bestechung verbunden waren, als Normalzustand empfunden, und sie haben diese Form des gesellschaftlichen Lebens nach der Wende in den neuen politischen Verhältnissen einfach weiter entwickelt. Es braucht viel Zeit, um sich von dieser jahrzehntelangen Praxis zu befreien. Ohne die Selbstverantwortung der betroffenen Gesellschaften kleinzureden, stellt sich die Frage, welche Rolle Firmen, Organisationen und andere Interessierte aus Westeuropa und den USA dort spielten.

Der Krieg und seine Geschäfte
Kroatien liegt in der Korruptionsliste von Transparency International für 2006 auf dem 69. Platz von 166 beobachteten Staaten. Das Land hat einen langjährigen Krieg durchgemacht, der bekanntlich eine an sich schon heikle Phase des Übergangs erschwert hat. Am Anfang des Krieges wurde von der internationalen Gemeinschaft ein Waffenembargo verhängt. Um die nötigen Waffen für seine Verteidigung zu besorgen, suchte man alle möglichen Umwege. Das öffnete viele Möglichkeiten zur schnellen Bereicherung - innerhalb Kroatiens wie auch im Ausland.

Wie die letzten Ereignisse um den in Österreich lebenden kroatischen General Zagorec gezeigt haben, besteht der Verdacht, dass viele "Kriegsgeschäfte" über Österreich durchgeführt wurden. Zagorec wurde in Kroatien wegen Veruntreuung angeklagt.

Stimme der Rechtstaatlichkeit
Der Unternehmensberater Zlatko Zeljko ist Vorsitzender der Vereinigung Juris Protecta zur Förderung der Rechtsstaatlichkeit in Kroatien. Er beschäftigt sich mit Einzahlungen durch Auslandskroaten in Österreich und der Rolle der österreichischen Banken insgesamt. Auch die "Plünderung" der kroatischen Banken unter dem Vorwand der Waffenbeschaffung sind ein Thema von Juris Protecta.

Dieser Tage wird Zlatko Zeljko im Rahmen einer Veranstaltung des Österreichischen Journalistenclubs in Wien über Kroatiens Weg in die EU sprechen und dabei vermutlich auch auf mögliche zweifelhafte Tätigkeiten österreichischer und anderer Firmen in Kroatien (und nicht nur dort) zu sprechen kommen.

Österreich befindet sich in der 2006er-Liste von Transparency International übrigens auf dem ausgezeichneten 11. Platz.

Veranstaltungs-Tipp
"Kroatien auf dem Weg zur EU-Mitgliedschaft!? ", Donnerstag, 3. Mai 2007, 10:30 Uhr, Österreichischer Journalisten Club, 1010 Wien, Blutgasse 3

Links
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Transparency International
Juris Protecta