Wenn die Wissenschaft zur Fremdsprache wird

Publizistik ermöglicht Kommunikation

Sich der Wissenschaftssprache zu bemächtigen ist eine Aufgabe für sich. Studierende, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, stehen damit oft vor gravierenden Problemen. Am Publizistikinstitut der Universität Wien unternimmt man etwas dagegen.

Initiatorin Julia Wippersberg und eine Betroffene

Am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften sträubt man sich gegen Sprachbarrieren. Den Umstand, dass relativ viele ausländische Studierende zwar Motivation und intellektuelle Fähigkeiten mit in ihr Studium brachten, aber dennoch vom Wissenschaftsdeutsch überfordert waren, wollten die InitiatorInnen des Projekts "Publizistik ermöglicht Kommunikation“ nicht ignorieren. Zudem ist es ein Problem, dass in Zukunft nicht kleiner werden wird, denn immer mehr Studierende - hier wie andernorts - entschließen sich im Ausland zu studieren.

Einmaliges Beispiel

Die Wissenschaftsterminologie zielt auf inhaltliche Präzision ab, sicher aber nicht auf einfache Verständlichkeit. Für die fremdsprachigen Studierenden kann das zu einer Überforderung werden. Den Vortragenden zuzuhören, dabei mitzuschreiben und zu verstehen, gleicht einem Wunschtraum und das Lernen dauert klarer Weise doppelt und drei Mal so lange.

Auch wenn sich die Studierenden kreativ in ihren Lösungsversuchen zeigen, ist das Ergebnis dennoch ein mühsamer und immer wieder frustrierender Weg, auf dem sie in der Regel allein gelassen werden. Denn auf keinem anderen Institut der Universität Wien gibt es ein vergleichbares Projekt.

Gib dem Fachchinesisch einen Sinn

Seit zwei Semestern läuft "Publizistik ermöglicht Kommunikation“. Das Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften versucht so, die fremdsprachigen Studierenden gezielt zu unterstützen. Einerseits werden fachspezifische DaFKo-Kurse (Deutsch als Fremdsprache für KommunikationswissenschaftlerInnen) angeboten, um dem Fachchinesisch sozusagen einen Sinn zu geben.

Exkursionen zu diversen Medienunternehmen bieten den Studierenden einen Einblick - und vielleicht auch den ersten Schritt - in die österreichische Medienlandschaft. Zusätzlich dazu entwickelte man ein eigenes Buddysystem. Am Anfang des Semesters bilden sich Kleingruppen oder Paare zwischen deutschsprachigen Buddys und den so genannten DaF-Buddys, Deutsch als Fremdsprache-Buddys. Im besten Fall sollen sie gemeinsam studieren und so ein langfristiges Team bilden.

Mehr als ein Sprachenprojekt

Das Projekt reicht jedoch über die rein fachliche Komponente hinaus. Der Anonymität im Massenstudium steht ein intensives Miteinander gegenüber. Es heißt für die Buddys ebenso eine sinnvolle gemeinsame Arbeitsweise entwickeln, wie sich mit diversen kulturellen Verschiedenheiten auseinandersetzen. Da läuft nicht immer alles glatt und nach Plan, aber das hat auch niemand erwartet.

Hör-Tipp
Moment, Mittwoch, 13. Juni 2007, 17:09 Uhr

Link
Universtiät Wien - Buddy-Projekt