Der Status Quo
Krankes Gesundheitssystem
Die Kosten steigen und in vielen Ländern ist man versucht, sich aus der sozialen Verantwortung stehlen. Die Beiträge und Selbstbehalte steigen, im Gegenzug werden Leistungen gestrichen. Das Gesundheitssystem ist im Wandel und Alternativen werden gesucht.
8. April 2017, 21:58
In nahezu allen industrialisierten Staaten sind erstens die Kosten der Gesundheitssysteme im Steigen begriffen und zweitens ständiges Diskussionsthema. Die öffentliche Hand scheint nicht mehr in der Lage zu sein, die anfallenden Kosten zu übernehmen. In vielen Ländern zieht sie sich daher immer mehr aus ihrer sozialen Verantwortung zurück, Patienten müssen zusehends in die eigene Tasche greifen und verstärkt auf "private" Versorgung setzen. Leistungen werden rationalisiert oder gestrichen.
In Österreich zum Beispiel sind ohnehin bereits etwa 30 Prozent der Kosten aus der eigenen Tasche zu berappen. Grund dafür sind vor allem direkte und indirekte Selbstbehalte und nur zu einem kleinen Teil Privatversicherungen. Diese Tatsache spricht sich erst langsam herum.
Gesundheitssysteme im Wandel
Das Modell der gesundheitlichen Fürsorge durch die öffentliche Hand scheint ausgedient zu haben. Ein Phänomen, das auf nahezu alle industrialisierten Staaten zutrifft. Das ist die Stunde der Privatunternehmen. Sie setzen dort an, wo das öffentliche Gesundheitssystem Lücken hat und bieten öffentliche Versorgung als private Dienstleistung an. Schließlich lockt der wachsende Gesundheitsmarkt auch mit lukrativen Chancen. Der Versicherte soll gut versorgt werden und möglichst viel selbst bezahlen, der Zugang zu gewissen Leistungen wird von Zuzahlungen abhängig gemacht.
Die Gefahren
In den Diskussionen ist von solidarischen Gesundheitssystemen kaum noch die Rede. Gesundheit ist ein dynamischer Wachstumsmarkt mit risikolosen Renditen. Eine Chance für Private, die in der Liberalisierung des Marktes ein höheres Wachstumspotenzial sehen und mit Schlagworten wie "Effizienzsteigerung" und "Wettbewerb" auf wachsende Gewinne hoffen.
Doch das Gesundheitswesen funktioniert nicht nach gängigen Marktmechanismen, weil Anbieter und Nutznießer nicht gleichberechtigt sind. Patienten sind demnach keine Kunden, sondern Bedürftige, die Nachfrage ist daher fast unendlich - egal was die Leistung kostet. Ein massiver Kritikpunkt ist daher, dass Wettbewerb das System (siehe USA, Schweiz, Deutschland) nicht billiger macht, sondern sogar höhere Gesundheitsausgaben und höhere Verwaltungskosten mit sich bringt.
Zukünftige "Lösungsmodelle" müssen daher das bestehende Grundkonzept überdenken und es so adaptieren, dass es der sozialen Verantwortung der öffentlichen Hand - einer gesundheitlichen Absicherung des Bürgers - nachkommen kann.
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- Sind Sie für oder gegen das Solidaritätsprinzip im Bereich der Gesundheitsversorgung?
- Würden Sie eine Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge (derzeit 7,5 Prozent Arbeitnehmeranteil) akzeptieren - und wenn ja um wieviel?
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Hör-Tipp
Radiodoktor, Montag, 18. Juni 2007, 14:20 Uhr