Tosca, Britten und "culture shock"
Bregenzer Festspiele 2007
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8. April 2017, 21:58
Big Tosca is watching you: Unter dem Blick eines überdimensionalen Auges thematisieren die Bregenzer Festspiele 2007 beim heurigen "Spiel auf dem See" mit der Puccini-Oper "Tosca" das Aufeinanderprallen von Überwachungsstaat und künstlerischer Freiheit. Erstmals seit fast einem Vierteljahrhundert ist auch wieder das Theater in der Josefstadt zu Gast in Bregenz, ein Großbritannien-Schwerpunkt komplettiert das Programm. Mit einem gezielten Augenmerk auf Zeitgenössisches sucht man neben dem Spiel auf dem See auch neues Publikum, betonte der Präsident.
Zwei Opern und auch Teile des Konzertprogramms sind Benjamin Britten gewidmet. Dessen "Tod in Venedig" hat am 18. Juli 2007 Premiere. Es dirigiert der Brite Paul Daniels, Regie im Bühnenbild von Tom Schenk führt der Japaner Yoshi Oida. Die "Operette am Kornmarkt" bringt mit der Operette "Paul Bunyan" ein von Nicholas Broadhurst inszeniertes, frühes Britten-Werk. Premiere ist am 27. Juli, am Pult des Vorarlberger Symphonieorchesters steht der Brite Stuart Bedford. Die Orchesterkonzerte stehen ebenfalls im Zeichen von Benjamin Britten sowie seines Zeitgenossen Dmitri Schostakowitsch.
Bregenz in Cinemascope
Für die Seebühne hat man mit der "Tosca" eine "ungewöhnliche Entscheidung" präsentiert, denn die Oper ist ein "unheimlich konzentriertes Werk", das "ohne große Massenszenen" auskommt, sagt Intendant David Pountney. Dennoch ist man sich sicher, dass es funktionieren wird: Denn immerhin bringt man einen "symphonischen Thriller mit einem De-Luxe-Filmscore" auf die Bühne.
Auch das neue akustische System wird zur Inszenierung beitragen. Das dominierende Auge auf der Bühne steht dabei sowohl für das künstlerische Schaffen - Caravadossi arbeitet am Auge eines Madonnenbildes - als auch den Überwachungsstaat, in dem sich Tosca und ihr Geliebter wiederfinden. Eine Diskrepanz, die zu einem "Strudel der Gewalt und des Unterganges" führt, wie Regisseur Philipp Himmelmann sagt. Ob die Inszenierung die Gegebenheiten nützt und Tosca schlussendlich in den Bodensee springt, wollten Regisseur und Intendant nicht sagen.
EM-Vorrunde
Für die "Tosca" (Premiere: 19. Juli, Dirigent: Ulf Schirmer, Regie: Philipp Himmelmann, Bühnenbild: Johannes Leiacker) ist schon jetzt eine zusätzliche - die 26. - Vorstellung eingeschoben worden. "Es gibt immer ein paar Karten", betonte Pountney. Ebenfalls am Programm steht ein Gastspiel des Hamburger Thalia Theater mit Shakespeares "Sommernachtstraum" im Festspielhaus. Die zeitgenössische Schiene "Kunst aus der Zeit" bringt - nützlich für die Einstimmung auf die EURO 2008 - u. a. die Fußball-Oper "Playing away" von Benedict Mason und als "Culture Shock" ein Drum'n'Bass-Konzert.
Gefährliches Gastspiel
Das Theater in der Josefstadt gastiert erstmals seit 24 Jahren wieder bei den Bregenzer Festspielen, im Theater am Kornmarkt gibt es "Gefährliche Liebschaften" von Christopher Hampton. Die Besetzung mit u. a. Andrea Jonasson, Maria Köstlinger und Louise Martini bleibt unverändert, sagte der ebenfalls mitspielende Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger.
Die Erfolgsproduktion der Josefstadt, die seit der Premiere am 15. März ausverkauft ist, wird im Kornmarkttheater "ein bisschen kürzer" sein, so Föttinger. Der Direktor kündigte an, ab 2008 eine weitere Tradition aufleben zu lassen: Dann soll eine Produktion Premiere in Bregenz haben und danach in der Josefstadt zu sehen sein, wie es ursprünglich bei der Kooperation des Wiener Theaters mit den Bregenzer Festspielen gewesen ist.
Mit freundlicher Unterstützung der BA-CA
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Veranstaltungs-Tipp
Bregenzer Festspiele, Mittwoch, 18. Juli 2007 bis Sonntag, 19. August 2007
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