Worauf man achten sollte
Wie Paare glücklich werden
Liebesbeziehungen beginnen im Allgemeinen mit viel Schwung und Optimismus. Kaum ein Pärchen tut sich mit dem Gedanken zusammen, wieder auseinander zu gehen. Und doch: Jede zweite Ehe geht schief. Aber warum ist das so?
8. April 2017, 21:58
Warum scheitern viele Partnerschaften schon nach wenigen Jahren, während andere ewig halten? Stecken dahinter Verhaltensmuster, die von Paaren mehr oder minder unbewusst befolgt werden?
Wer mit vielen Psychologen und Paartherapeuten spricht, merkt schnell: Die Antworten ähneln sich. Das ist auch kein Wunder. So unterschiedlich und individuell die Gründe für Trennungen und Scheidungen erscheinen, lassen sich diese Fallen und Stolpersteine doch zu Kategorien zusammenfassen.
Lebenseinstellungen und Persönlichkeitsstrukturen
Die Paartherapeutin Gerti Senger hat diese zu "Zehn Goldenen Regeln" zusammengefasst. Und der Wiener Psychotherapeut Herbert Antonu bietet Paaren aus derselben Überlegung heraus eine Art Beziehungs-Check an. "Dabei lernen die Partner die Lebenseinstellungen und Persönlichkeitsstrukturen des jeweils anderen kennen", sagt Antonu. Und das ist auch wichtig. Nur zu oft fallen Menschen immer wieder auf den gleichen Typus von Partner herein.
So entsteht die inzwischen sprichwörtliche serielle Monogamie. Man verspricht sich Treue bis …, ja, bis zum nächsten Partner. Der Grund dafür ist, dass sich Menschen unbewusst eine "passende Projektionsfläche" suchen: einen Partner, der jeweils jene Persönlichkeitsstrukturen und Eigenschaften aufweist, die man bei sich selbst als zu gering einschätzt oder vermisst.
"Wer nicht von klein auf gelernt hat, auf beiden Beinen zu stehen und zu gehen, oder sich gar nicht bewusst ist, dass er zwei Beine hat, der wird sich einen Partner suchen, der sein fehlendes Bein ersetzt bzw. ihm hilft, nicht durch das Leben zu hinken", umschreibt Antonu das Problem der Partnerwahl.
Zehn goldene Regeln
"Es ist eben nicht leicht, ein Paar zu werden und zu bleiben", sagt die Psychologin Gerti Senger. In ihren "Zehn Goldenen Regeln" fordert sie Paare daher auf, von Anfang an ihren Liebes-Stil zu definieren (Goldene Regel Nr. 1). Denn Liebe sei nicht gleich Liebe. "Es gibt unterschiedliche Liebes-Stile, die mit unterschiedlichen Erwartungen verbunden sind. Enttäuschte Erwartungen und ungestillte Bedürfnisse sind vorprogrammiert, wenn zwei Liebes-Stile nicht harmonieren."
Für eine funktionierende Partnerschaft nicht minder wichtig ist es, seine Lebensregeln zu überdenken (Goldene Regel Nr. 2). Vielfach sind das Verhaltensmuster, die man im Laufe seiner Kindheit erlernt hat, die aber im Erwachsenenalter nicht mehr funktional sind. Beispielsweise: Zeig nie, wie es dir wirklich geht. Papa oder Mama nehmen dich sowieso nicht ernst oder schimpfen mit dir, wenn du weinst oder traurig bist. Für das Kind mag diese Reaktion in seiner Familie sozusagen eine Überlebensfrage gewesen sein; später im Erwachsenenalter vermag dieses dysfunktionale Verhalten - nämlich seine Gefühle nie zu zeigen - jede Partnerschaft zu ruinieren.
Die Paartherapeutin Gerti Senger hat auch ganz handfeste, pragmatische Tipps parat. "Bleiben Sie kreativ" (Goldene Regel Nr. 6), "Gemeinsamkeit verbindet" (Goldene Regel Nr. 7), "Lassen Sie die Meinung Ihres Partners gelten" (Goldene Regel Nr. 4), "Organisieren Sie Ihre Beziehung" (Goldene Regel Nr. 5).
Gerade dieser letzte Punkt wird von Paaren gerne ignoriert bzw. gar missbilligt: Eine Partnerschaft wie eine Firma zu organisieren, klingt unromantisch. Aber das Gegenteil heißt häufig, die Partnerschaft einfach treiben zu lassen wie ein führerloses Schiff auf hoher See - und das führt zum Untergang.
Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 16. Juli bis Donnerstag, 19. Juli 2007, 9:05 Uhr
Buch-Tipp
Ulrich Clement, "Guter Sex trotz Liebe. Wege aus der verkehrsberuhigten Zone", Ullstein Verlag, 2006, ISBN 978-3550078774
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