Das Experimentelle im Mittelpunkt

Rainer Gamsjäger, Visuelle Gestaltung

Ursprünglich kam er vom Grafikdesign: Rainer Gamsjäger, Jahrgang 1974, der nun das Studium für Experimentelle Visuelle Gestaltung an der Kunst-Uni Linz abgeschlossen hat. Seine Diplom-Videoarbeit "mov" wurde mit dem Diözesan-Förderpreis ausgezeichnet.

"Ich habe zunächst ein Jahr Grafik-Design in der Freudenreich-Klasse studiert. Bis ich draufgekommen bin, dass mich diese Richtung eigentlich nicht interessiert. Denn ich habe davor als Grafikdesigner gearbeitet - und das war unbefriedigend. In dieser Zeit kam ich mit der Meisterklasse von Herbert Lachmayer in Berührung. Es gab dort so eine Aufbruchstimmung, dass es mich geradezu magnetisch hingezogen hat.

Auch der offene Studienplan gefiel mir. Denn nach dem ersten Jahr konnte man hier das Studium selbst gestalten. Diese Klasse war so interessant für mich, dass ich diesen Wechsel vollzog", schildert Rainer Gamsjäger, der aus Bad Ischl stammt und in Gosau aufgewachsen ist, Jahrgang 1974, und im Juni 2007 das Studium für Experimentelle Visuelle Gestaltung an der Kunstuniversität Linz abgeschlossen hat.

Davor hatte der Nachwuchskünstler die Höhere Technische Bundeslehranstalt für Graphic/Design (Ortweinschule) in Graz besucht, wo er die Matura ablegte. "Mit dem Video kam ich erstmals in der Lachmayer-Klasse in Berührung. Ich habe dann außer Video-Installationen auch sehr viele Objekt- und Sound-Installationen gemacht, mit Sound allein gearbeitet und auch Netzkunst gemacht", erklärt Gamsjäger.

Vor allem experimentell

"Charakteristisch für alle meine Arbeiten ist ihr experimenteller Charakter. Und in allen ist der Forschungsdrang bemerkbar. Die Projekte bewegen sich auch zwischen Kunst und Wissenschaft. Und wir haben uns mit parawissenschaftlichen Themen beschäftigt", erläutert Gamsjäger.

"Am Schwierigsten ist es für mich, eine Arbeit als fertig, als Endprodukt zu definieren. In den letzten vier Jahren habe ich mich ja ausschließlich mit Video beschäftigt und mit Software, die ich selber programmiere. Die Video-Arbeiten sind ja nur ein Teil der Arbeit, der andere Teil ist dieser permanente experimentelle Prozess, denn die Software wird ja ständig weiter entwickelt und verfeinert. Man könnte die Videos als Bestandsaufnahmen bezeichnen."

Diözesan-Förderpreis für Diplom-Video "mov"

Für seine Diplomarbeit "mov" erhielt Rainer Gamsjäger im Juni 2007 den Diözesan-Förderpreis. "Es ist eine Arbeit aus einem Landschaftszyklus, der erst aus zwei Videos besteht, aus dem eine Serie entstehen soll. Für dieses Projekt habe ich eine eigene Software entwickelt, die Zeilen umsortiert. Dabei werden einzelne Zeilen hintereinander aufgetragen, wodurch ein neuer Raum entsteht."

"Die Zeitachse wird als Raumachse interpretiert und auf die X-Achse umgeklappt. So wird die Zentralperspektive aufgelöst und es entsteht ein völlig neuer Raum, der aus dem Informationsblock des Videos, wenn man den Video-Stream als dreidimensionalen Datenwürfel sieht, herausgelöst wird. Ein irrealer Raum, den es in der Realität nicht gibt - und der einige Sehgewohnheiten auf den Kopf stellt", erläutert Gamsjäger.

Installation "Healingmachine"

Bei der Installation "Healingmachine" von Rainer Gamsjäger und Ulrich Kehrer, aus einer Recherche-Arbeit im Internet entstanden, ging es um Parawissenschaftliches. "Die Idee war, eine Massenheilung zu veranstalten. Dieses Projekt baute auf dem Grundsatz 'everything resonance' des Amerikaners Raymond Rife auf. Wir haben das in Hardware umgesetzt, von einem modifizierten Computer Elektroden in Wasserbäder geleitet und über einen Verstärker diese Rife-Frequenzen als Stromtherapie angeboten", erzählt Gamsjäger.

"Wir haben dann die Maschine im Linzer OK Centrum an das Metallstiegengeländer gehängt. Die Besucher konnten sich dort von verschiedenen Krankheiten, die von der Software vorgegeben waren, heilen lassen."

"Die Maschine stand ohne Kommentar dort - die Menschen wussten nicht, ob es nur Spaß ist oder eine Therapie. Es gab nur eine Erklärung, wie man die Apparatur der 'Healingmachine' benützt."

Zahlreiche Ausstellungen und Projekte

Seit 1997 hat Gamsjäger bereits an zahlreichen Ausstellungen und Projekten teilgenommen:

So unter anderem am Neoistischen Weltkongress im WUK Wien (1997), war bei der Sommerakademie Topolcianky in der Slowakei, zeigte im Rahmen der Schau "Work&Culture" im OÖ Landesmuseum Linz seine "error suicide machine", war bei der Ausstellung "mcgc" in der Linzer Galerie d8 (alle 1998), mit der "ldr symphonie 2000" in der Reihe Videokunst Land OÖ, bei der Ars Electronic mit "Bugrace" im Rahmen von Life Science (alle 1999), beim Künstlerkollektiv "Sportinstitut", das im Jahr 2000 entstand, bei der Schau "start_dust01" in der IG Bildende Kunst in Wien (2001), mit "High Resolution" bei der Diagonale in Graz sowie im Filmcasino Wien (beide 2002), mit "OSC" beim International Short Film Festival in Tampere in Finnland (2003), mit"Blowfeld" beim Linzer Filmfestival Crossing Europe (2004) sowie mit "Trifter" in der Ausstellung "Videolandschaft" in der Linzer Galerie Maerz (2007) vertreten.

"Start Point"-Ausstellung in Tschechien

Ab 4. August 2007 stellt Rainer Gamsjäger seine Arbeiten in der Ausstellung "Start Point" in der Galerie Klatovy / Klenová in Tschechien aus. Zu sehen ist die Schau bis 30. September 2007.

Diese Institution gehört zu den größten Kunstmuseen des Landes. Sie befindet sich in zwei Ortschaften des Pilsner Bezirks, unweit der tschechisch-deutschen Grenze. Die erste davon ist Klenová, ein kleines Dorf etwa 13 km westlich von Klatovy/Klattau.

Arbeitsstipendium des Wissenschaftsministeriums

Mit dem Arbeitsstipendium, das Gamsjäger ebenfalls heuer erhielt, will er nun seine Video-Landschaftsserie fortsetzen. "Diese Videos sind relativ aufwendig zu produzieren und ich möchte noch sechs bis acht produzieren", so der junge Künstler.

Ohne Kompromisse von Kunst leben können

Derzeit konzipiert der Nachwuchskünstler, der seinen Lebensunterhalt mit verschiedenen Grafik-Jobs finanziert, die Fortsetzung seiner Landschaftsserie.

Und wie sieht sein beruflicher Zukunftswunsch aus? "Ich richte mich bei meinen Projekten nicht nach dem Markt - mit dem Nachteil, dass man mit dieser Einstellung nicht von seinen Arbeiten leben kann. Aber ich will hier keinen Kompromiss machen. Es gibt ja auch in Österreich einen kleinen Markt für Experimentalfilme - und ich werde mich beim sixpackfilm-Verleih bewerben. Und ich will künftig auch digitale Bilder produzieren. Mein größter Wunsch ist, dass ich von der künstlerischen Produktion leben kann, ohne durch diverse Nebenjobs meinen Arbeitsrhythmus unterbrechen zu müssen", so Rainer Gamsjäger.

Kontakt
Rainer Gamsjäger

Veranstaltungs-Tipp
Ausstellung "Start Point", Galerie Klatovy / Klenová, 4. August bis 30. September 2007, Klenová 1, 340 21 Janovice nad Úhlavou, Tschechien.

Links
Kunstuniversität Linz
HTBLVA Graz - Ortweinschule
Galerie Klatovy /Klenova - Start Point
Katholische Kirche in Oberösterreich - Diözesankunstpreis vergeben
Crossing Europe Filmfestival Linz
Diagonale
Künstlervereinigung MAERZ
MAK
OK Centrum Linz
Royal Rife
WUK