Zuletzt in Hitler-Filmsatire "Mein Führer"
Schauspieler Ulrich Mühe ist tot
Der Schauspieler Ulrich Mühe ist tot. Der 54-Jährige starb am Sonntag in Sachsen-Anhalt. Zuletzt war Mühe in der Hitler-Filmsatire "Mein Führer" zu sehen. Am Wochenende hatte Mühe erstmals öffentlich über sein Krebsleiden gesprochen.
8. April 2017, 21:58
Nikolaus Schauerhuber über Ulrich Mühe
Große Wandlungsfähigkeit und Vielseitigkeit waren seine Kennzeichen: Der Berliner Schauspieler Ulrich Mühe ist tot. Die Familie des Darstellers hat den Tod des 54-Jährigen bestätigt, nachdem die "Bild"-Zeitung über das Ableben Mühes berichtet hatte. Mühes Familie übermittelte am Mittwoch folgende Mitteilung: "Wir bestätigen, dass unser Vater am Sonntag, den 22. Juli, gestorben ist, und er heute auf eigenen Wunsch im engsten Kreis der Familie beigesetzt wurde. Wir bitten Freunde und Kollegen um Verständnis."
Nähere Angaben machte die Familie nicht. Der Hauptdarsteller des Oscar-prämierten Stasi-Films "Das Leben der Anderen" starb in Walbeck in Sachsen-Anhalt.
Schwere Magen-Operation
Kurz nach seiner Rückkehr von der Oscar-Verleihung in Los Angeles hatte sich Mühe einer schweren Magen-Operation unterziehen müssen. Am Samstag hatte Mühe erstmals öffentlich über sein Krebsleiden gesprochen. Am Freitag hatte seine Geburtsstadt Grimma beschlossen, Mühe die Ehrenbürgerschaft zu verleihen. Die feierliche Zeremonie war für den 10. August geplant gewesen.
Zuletzt war Mühe in Dani Levys Hitler-Filmsatire "Mein Führer" und als Rechtsmediziner in der ZDF-Serie "Der letzte Zeuge" zu sehen.
Mehr zu Dani Levys Film "Mein Führer" in oe1.ORF.at
Salzburg, Wien und Festwochen
In Österreich war Ulrich Mühe unter anderem bei den Salzburger Festspielen als König Alphons in "Die Jüdin von Toledo" zu sehen. Am Wiener Burgtheater spielte er in Yasmina Rezas "Drei Mal Leben". In der Spielzeit 1993/94 erhielt er für die Darstellungen des Peer Gynt im gleichnamigen Stück von Henrik Ibsen im Burgtheater und des John in "Oleanna" von David Mamet im Akademietheater die Kainz-Medaille.
Bei den Wiener Festwochen 2003 wirkte Mühe in "Wittgenstein Incorporated" mit und inszenierte 2004 Heiner Müllers "Im Auftrag" für das Festival.
Erstes Engagement in Karl-Marx-Stadt
Friedrich Hans Ulrich Mühe wurde am 20. Juni 1953 in Grimma in Sachsen als Sohn eines Kürschnermeisters geboren. Nach seiner Matura absolvierte er eine Berufsausbildung als Baufacharbeiter.
Ab 1975 studierte er an der Leipziger Theaterhochschule "Hans Otto" und spielte während der Ausbildung am Städtischen Theater von Karl-Marx-Stadt. Dort erhielt er 1979 auch ein erstes Engagement und debütierte als Lyngstrand in "Die Frau am Meer".
Von Heiner Müller an die Volksbühne engagiert
Der Ost-Berliner Dramatiker und Regisseur Heiner Müller verpflichtete Mühe 1982 für seine "Macbeth"-Inszenierung an die Ost-Berliner Volksbühne. 1983 wurde Ulrich Mühe Mitglied des Ensembles des Deutschen Theaters in Ost-Berlin.
Schnell avancierte er auf Grund seiner Wandlungsfähigkeit und Vielseitigkeit zum Star des Ensembles. Die Fachkritik feierte ihn als Sigismundis in Calderons "Das Leben ein Traum" (1985), in der Titelrolle von "Egmont" (1986) und Lessings "Philotas" (1988) sowie als Patriarch in "Nathan der Weise" (1988).
Durchbruch beim Film mit Hölderlin
Neben dem Theater arbeitete Ulrich Mühe in der DDR seit Beginn der 1980er Jahre auch für Film und TV. Bei der DEFA erhielt er zunächst nur Nebenrollen. Der Durchbruch gelang ihm mit Hermann Zschoches Hölderlin-Film "Hälfte des Lebens" (1984), in der er die Rolle des Dichters und Hauslehrers verkörperte.
Internationaler Durchbruch mit "Spinnennetz"
International bekannt wurde er 1989 mit Bernhard Wickis großem Alterswerk "Das Spinnennetz" nach Joseph Roths gleichnamigem Roman von 1923. Nach dem Zusammenbruch der DDR im Jahr 1989 setzte sich Mühe als Schauspieler auch im Westen auf der Bühne (u.a. Berlin und Wien) sowie bei Film und TV.
1991 drehte der DFF mit ihm in der Hauptrolle "Der kleine Herr Friedemann" nach der Erzählung von Thomas Mann, 1992 spielte Mühe die Hauptrolle in Fred Breinersdorfers Psychothriller "Das tödliche Auge" (WDR). 1995 war er in Beyers TV-Adaption von Erich Loests "Nikolaikirche" im ARD-Programm zu sehen, 1996 kam er mit Carlo Rolas Komödie "Peanuts - Die Bank zahlt alles" in die Kinos. Er spielte dann in dem TV-Thriller "36 Stunden Angst" und ging ungeklärten Todesfällen als Gerichtspathologe Dr. Robert Kolmaar in der preisgekrönten ZDF-Serie "Der letzte Zeuge" (1998-2007) nach.
Mit Susanne Lothar verheiratet
Ulrich Mühe war mit der Schauspielerin Susanne Lothar verheiratet. Er lebte mit ihr und den gemeinsamen Kindern Marie und Jacob in Berlin.
Programmänderungen
In memoriam Ulrich Mühe ändert der ORF sein Programm: Am Mittwoch, dem 25. Juli 2007, steht um 0:00 Uhr Michael Hanekes Film "Funny Games" mit Mühe in der Rolle eines von zwei Jugendlichen geknechteten Familienvaters auf dem Programm von ORF 2. 3sat zeigt am Samstag, dem 4. August, um 20:15 Uhr "Peer Gynt" mit Ulrich Mühe und weiteren Stars wie Robert Stadlober und Max Hopp.
Mehr dazu in ORF.at und oe1.ORF.at
TV-Tipps
"Funny Games", Mittwoch, 25. Juli 2007, 0:00 Uhr, ORF2
"Peer Gynt", Samstag, 4. August, 20:15, 3sat
Links
Das Leben der anderen
Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler