Künstlerisches und Pädagogisches verbinden

Cordula Stepp, Sopranistin

Zur Musik kam sie durch ihren Vater: Sopranistin Cordula Stepp, die seit 2004 an der Kunst-Uni Graz Gesang studiert und nun ihren Bachelor gemacht hat. Zurzeit erarbeitet die Stuttgarterin beim Mozartsommer Mannheim das Blondchen aus der "Entführung".

Schnebels "Goethe-Lieder", "mood1" mit Band Bartmes

"Mein Vater ist Schulmusiker und meine Geschwister und ich haben daher zuhause sehr viel musiziert. Wir wurden aber nicht dazu gedrängt. Ich habe Cello, meine Schwester Geige und mein Vater Klavier gespielt. Mit fünf habe ich schon Mozart-Opern mit Begeisterung mitgesungen. Mein erstes Instrument, das ich erlernte, war die Altflöte. Dann lernte ich Cello, war im Schulorchester, im Kammerchor und danach kam der Gesang dazu.

Ich hatte schon als kleines Mädchen in Kinderopern mitgewirkt und durfte auch kleine Solo-Rollen singen. Damals wurde mir zum ersten Mal klar, wie toll es ist, wenn man Musik, Text und Schauspiel miteinander verbinden kann. Richtig mit Gesang habe ich dann mit 18 bei einer Pädagogin in Echterdingen begonnen. In der Folge machte ich die Aufnahmeprüfung für Jungstudentinnen in Mannheim", berichtet Cordula Stepp, gebürtige Stuttgarterin, Jahrgang 1979, die seit 2004 an der Kunst-Universität Graz bei Claudia Rüggeberg Gesang studiert und im Mai 2007 ihren Bachelor gemacht hat.

Die junge lyrische Sopranistin wechselte wieder nach Heidelberg in Deutschland und wird ihren Magister extern in Graz voraussichtlich 2008 machen.

Nach dem Beginn ihres Gesangstudiums in Mannheim bereitete sich die Nachwuchskünstlerin, die auch Fagott und Klavier spielt, auf die Aufnahmeprüfung in Klavier für das Fach Schulmusik vor. "Ich merkte, dass mich der Gesang allein nicht ausfüllt, ich wollte eine breite Ausbildung haben. Auf der Bühne zu stehen, hat mir immer schon Spaß gemacht. Aber ich wollte eine gute und keine frustrierte Sängerin sein - da bin ich lieber eine glückliche Pädagogin", betont Stepp, die bereits 2003 ihr Schulmusikstudium abgeschlossen und 2006 das 1. Staatsexamen mit den Fächern Musik und Germanistik gemacht hat.

Von Heidelberg nach Graz

"Nach meinem Schulmusikexamen in Mannheim wurde mir klar, dass ich noch gerne Gesang weiterstudieren möchte. Durch eine Freundin kam ich in Verbindung mit einem Meisterkurs in Kontakt mit Claudia Rüggeberg. Bei ihr vollzog ich auch einen entscheidenden Wechsel: vom Mezzo zum Sopran. Als ich mich damals für Graz entschied, war mir klar, dass ich alles, was ich in Heidelberg aufgebaut hatte - und das war doch einiges - für den Gesang aufgeben würde."

Singen - ein Weg zur Selbsterkenntnis

"Singen ist ein Weg zur Selbsterkenntnis, weil man ständig mit sich selbst konfrontiert wird. Und es ist etwas so Individuelles, Unmittelbares und Erfüllendes - keinem Instrument vergleichbar. Und ich bin der festen Überzeugung - sonst wäre ich ja nicht pädagogisch tätig - dass jeder singen lernen kann. Im Moment ist das Schwierigste für mich das Loslassen: nicht kontrollieren zu wollen, sondern sich der Musik völlig hingeben zu können", erklärt Stepp.

Sängerin oder Pädagogin? Beides!

"Ich bin seit jeher ein Freund der Vielseitigkeit – und das wird hoffentlich auch künftig so sein. Mein Wunsch wäre es, in vielfältiger Weise künstlerisch tätig sein zu können - vom Chanson über zeitgenössische Musik bis zur Oper. Und bei meiner Tätigkeit bei den Grazer Kapellknaben habe ich gemerkt, dass mir die pädagogische Arbeit mit Kindern Riesenspaß macht. Es zieht mich aber auch zur Oper und ich hoffe, auch dort Fuß fassen zu können", erzählt Cordula Stepp, die nun in Heidelberg einen Kinderchor leiten wird.

Stimmbildnerin der Grazer Kapellknaben

Seit 2004 war Cordula Stepp Stimmbildnerin bei den Grazer Kapellknaben, wie sie erzählt:

"Als ich nach Graz kam, hatte ich keinen Job und arbeitete zunächst in einem Fitnessstudio. Über einen Freund ergab sich der Kontakt zu Matthias Unterkofler, dem Initiator und Leiter des Chors. Da ich auch dirigieren kann, habe ich später auch Chorproben geleitet. Wir waren ein sehr gutes Team", resümiert Stepp.

Musikalisch-literarische Soiree in Heidelberg

Am 24. Juni 2008 wirkte Cordula Stepp in der musikalisch-literarischen Soiree "Dunkle Wolken und Geheime Waldespfade", einer musikalisch-literarischen Soiree, bei der Lenau-Texte und -Liedvertonungen, unter anderem von Robert Schumann, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Fanny Hensel und Franz Liszt, mit Passagen aus Peter Härtlings biografischem Roman "Niembsch oder Der Stillstand" verbunden wurden.

Die Melancholie - ein großes Thema der Heidelberger Romantik, aber auch ein Schwerpunkt der dortigen psychiatrischen Forschung – wurde am Beispiel eines jungen Dichters vorgestellt, der 1831/32 in Heidelberg Medizin studierte: Nikolaus Niembsch von Strehlenau, bekannter unter seinem Pseudonym Nikolaus Lenau. Mitwirkende des Abends waren Cordula Stepp (Sopran), Triinu Boutahir (Klavier), Christian Schneider (Rezitation) sowie Dorothea Krimm (Konzept und Moderation).

Lied und/oder Oper?

Ob sie sich nun für eine der Kunstgattungen entscheidet, oder für beide, das ist für Cordula Stepp noch offen:

"Ich denke, beide Genres sind füreinander sehr bereichernd. Die Oper ist wie eine große Leinwand, auf der farbenprächtiges gemalt wird. Das Lied hingegen ist eine Kurzgeschichte. Innerhalb weniger Minuten eröffnet sich eine völlig neue Welt. Und in der Oper reizt mich die Kombination von Spiel, Theater, Musik und Aktion."

Praxis in Konzert, Oper ...

Seit 2003 hat die vielseitige Sängerin bereits zahlreiche Auftritte im In- und Ausland absolviert. Dabei reicht ihre Palette von Alter Musik, Klassik und zeitgenössischer Musik bis zum Chanson:

So wirkte Stepp im Vorjahr in Buxtehudes "Membra Jesu Nostri" mit dem Solistenquintett "Xenos" unter Leitung von Matthias Krampe in der Lutherischen Stadtkirche in Wien mit. Von Graz verabschiedete sie sich heuer mit dem Händel-Oratorium "Judas Maccabäus". Im Bereich Oper war sie in Eberhard Streuls "Papageno spielt auf der Zauberflöte" als Zweiter Knabe am Nationaltheater Mannheim (Spielzeit 2000-2004), in einer gekürzten Fassung von Humperdincks "Hänsel und Gretel" als Hexe an der Universität Siegen (2006), sowie in Mozarts "Zauberflöte" mit der Marionettenoper Heidelberg als Pamina, Papagena, und Zweite Dame beim Festival in Panicale in Italien zu hören (2006). Mit dieser Gruppe tritt sie in diesem Sommer in Haydns "Orlando Paladino" als Alcina und Eurilla bei Aufführungen in Deutschland und in Panicale auf.

... zeitgenössischer Musik, ...

Weiters wirkte sie in der Uraufführung von Florian Geßlers Kammermusikspielwerk "Moont=Reh=alien" im Rahmen des Arno Schmidt-Festivals in Graz sowie in Dieter Schnebels "Lamento di Guerra", das in der Sendung "XTRA DREI" vom ORF-Studio Steiermark live übertragen wurde, mit.

... Crossover und Chanson

Im November 2006 wirkte Stepp beim Crossover-Projekt "bartmes" mit und gastierte bei Konzerten in Heidelberg, Ravensburg, Murnau und Heilbronn.

Und im Juni 2007 war sie in "Chansons a la Musette" im Rahmen der Grazer Kunst-Uni-Redoute mit ihrer Akkordeonistin Karin Küstner zu hören: "Ich habe bei diesem Abend Schlager der 1920er Jahre gesungen", so Stepp.

Stipendium bei Mannheimer "Mozartprisma"

Für Juli und August 2007 erhielt sie ein Stipendium des "Mozartprisma" in Mannheim, wo sie die Partie des Blondchen aus der "Entführung aus dem Serail" erarbeitete.

"Glücklich sein mit dem, was ich mache"

Durch ihr weiteres Studium bleibt der Kontakt zu Graz bestehen. Und für Aufführungen des "Besuchs der Alten Dame" im Dezember 2007 hat Stepp nochmals die Grazer Kapellknaben betreut.

Wie lauten die Zukunftswünsche der jungen Sängerin? "Ich möchte glücklich sein - gleichgültig, womit. Ich möchte etwas tun, das mich erfüllt und womit ich anderen Erfüllung bringe. Natürlich wünsche ich mir, auf der Bühne zu stehen - und später einmal die Traviata, meine Traumrolle zu singen. Aber ich möchte auch unterrichten. Beides zu schaffen, wäre traumhaft", so Cordula Stepp.