Der "Kabarett-Komödiant"
Erwin Steinhauer im "Café Plem Plem"
Im Oktober 1989 feierte Erwin Steinhauer sein 15-jähriges Brettel-Jubiläum mit der Veröffentlichung des Buches "Café Plem Plem". Nach 15 Jahre sah er es angebracht, einmal Bilanz zu ziehen. Vor kurzen ist eine neue Steinhauer-Biografie erschienen.
8. April 2017, 21:58
"Café Plem Plem" Hat Erwin Steinhauer 1989 veröffentlicht nicht nur um seine "Beamtenseele" - wie Erwin Steinhauer sagte - zu befriedigen, sondern um eine Bestandsaufnahme zu liefern von Sketches, Liedern und Texten. Werner Schneyder steuerte damals das Vorwort bei, der alte Schulfreund Helmuth A. Niederle schrieb die Biografie. Fotografien und Vignetten komplettierten das Erinnerungswerk.
In der Schule des Lebens
Ein paar Fakten aus dem Buch: Erwin Steinhauer besuchte eine Klosterschule, wurde Ministrant, ging in die Schule des Lebens, die aus Ungerechtigkeit und dem Recht des Stärkeren bestand. Nach der Schule entschloss sich Erwin Steinhauer zu einem Brotberuf: Er studierte Germanistik und Geschichte. 1974 unterbrach er für kurze Zeit das Studium - nur noch die Lehramtsprüfung fehlte, denn zum Lehrer fühlte sich Erwin Steinhauer nicht berufen.
Dann wurde das Kabarett Keif mit Erich Demmer und Wolfgang Teuschl gegründet, das im zweiten Jahr Zuwachs durch Lukas Resetarits bekam. Für Erwin Steinhauer war das rückblickend die richtige Entscheidung und nicht nur, weil er bald die Popularität eines Ossy Kolmann erreicht hatte. Erwin Steinhauer erregte bald die Aufmerksamkeit von Theaterdirektoren, die den Autodidakten engagierten - zunächst ans Ensembletheater, Volkstheater und schließlich ans Wiener Burgtheater, wo er Helmut Qualtingers "Herrn Karl" verkörperte.
In der Jugend SPÖ-Mitglied
Dazwischen war er mehrere Jahre - schon während seines Studiums - in der SPÖ tätig, fühlte sich in der Partei Bruno Kreiskys wohl. Das Entstehen von Kleinkunstbühnen, Auftrittsorten abseits der Hochkultur, ist für ihn Ergebnis einer konsequenten Kulturpolitik der 1970er Jahre. 1983 allerdings, als die kleine Koalition beschlossen war, gab Steinhauer sein Parteibuch beim Portier in der Löwelstraße ab mit dem Hinweis: "Das brauch ich nicht mehr!"
Auftritte als Schauspieler und als Kabarettist bei diversen Gruppen und Kabarettbühnen wechselten einander ab. Er war Gast im Wiener Simpl und spielte zwei Jahre am Düsseldorfer Ko(m)ödchen.
Alleinunterhalters mit Begleitung
Anfang der 1980er Jahre begann die Phase des "Alleinunterhalters mit Begleitung", wie Steinhauer selbst zu sagen pflegte. Gemeint ist seine langjährige Begleitung Arthur Lauber, Musiker und unermüdlicher Ideenlieferant. Erwin Steinhauer, der "Kabarett-Komödiant" (Zitat Werner Schneyder), wanderte stets zwischen Unterhaltung und Engagement, wobei ihm die Moral immer wichtiger war. Er sezierte gesellschaftliche Verhältnisse und Zustände mitleidlos. Wolfgang Teuschl, Fritz Schindlecker und Erika Molny legten ihm dafür Texte vor, dadurch bleibt der Sprachwitz frisch und die Themen vielseitig.
Erwin Steinhauer hat einmal gesagt, "Kabarettist zu sein, ist meine persönliche Art, mit dem Leben umzugehen. Es ist meine Art, mich mit dem Leben auseinanderzusetzen. Dinge, die mich betroffen machen, anzugehen." Diesem Grundsatz ist Erwin Steinhauer trotz einer längeren Pause vom Kabarett, die er in den 1990er Jahren einlegte, auch treu geblieben. Das zeigt auch seine Zusammenarbeit mit Rupert Henning bei der kabarettistischen Abrechnung mit der Sozialdemokratie "Freundschaft".
Neue Biografie
Seit 1989 sind weitere Bücher entstanden: Gemeinsam mit dem Autor Günther Schatzdorfer hat er die kulinarische Reiselektüre "einfach.gut" herausgebracht. Unterwegs im Friaul und in Triest erkunden die beiden Feinschmecker die Köstlichkeiten der regionalen Küche. Und eine aktuelle Biografie des Schauspielers und Kabarettisten Erwin Steinhauer - wieder geschrieben von Helmuth A. Niederle - ist erst kürzlich herausgekommen.
Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 22. Juli 2007, 22:05 Uhr
Buch-Tipps
Helmuth A. Niederle, "Erwin Steinhauer. Die Biografie", Molden Verlag, ISBN 978-385485 204
Mehr dazu in oe1.ORF.at
Erwin Steinhauer, Günther Schatzdorfer, "Einfach. Gut. Eine kulinarisch-kulturelle Reise ins Friaul und nach Triest", mit Fotografien von Ferdinand Neumüller, Verlag Carinthia, ISBN 9783853786123
Mehr dazu in oe1.ORF.at