Sommerspiele und andere Ereignisse

Theateroase in der Vojvodina

Die Vojvodina ist eine autonome Provinz in Serbien, die an Ungarn, Rumänien und Kroatien grenzt. Sie war lange Zeit ein Teil der Donaumonarchie und hat bis heute einige charakteristische Züge sowie die Vielfalt der dort lebenden Ethnien bewahrt.

Der Sommer ist die Zeit unzähliger Festivals. Jeder Ort, der sich wichtig nimmt, organisiert schon etwas; entweder ein Film-, Musik-, Tanz- oder Theaterfestival. Die Events sind Zeichen und Ausdruck unserer Kultur geworden.

In einem fast unübersichtlichen Angebot kann man wählen und jeder bekommt, was er sucht. Man flaniert, man sieht und wird gesehen. Gleichzeitig kann man "die Kultur" konsumieren, was auch unserem Selbstbewusstsein gut tut. Nach dem genossenen Programm tut man etwas für das körperliche Wohlgefühl, man isst und trinkt bis in die Morgenstunden.

Salastheater - Tanyaszinhaz

Dass es auch anders geht, habe ich während dem Besuch in Novi Sad, der Hauptstadt der autonomen Provinz Vojvodina in Serbien, erfahren. Jemand hat erwähnt, dass es ein "Salastheater" in der Umgebung von Novi Sad gibt. Wissend, dass man unter "Salas" einen einsamen Bauernhof in der Mitte des Flachlands versteht, habe ich mich auf die Suche nach dem Dorf Kavilo, wo sich das Theater befindet, gemacht.

Etwa 50 Kilometer von Novi Sad entfernt verlässt man die Landstraße und fährt auf engen Straßen. Oft muss man nach dem Weg fragen. Auf Ortschaften trifft man immer seltener und man verliert sich in der Landschaft, die keine Orientierungspunkte gibt.

Auf Theatersuche

Wenn man schon ans Aufgeben denkt, sind plötzlich einige Häuser da, aber es ist kein Theater in Sicht. Glücklicherweise sehe ich einen jungen Mann neben der Straße. Ich halte an und ein bisschen schüchtern sage ich, dass ich gehört habe, dass sich irgendwo hier ein Theater befinden soll. Der Junge antwortet mit der Hand zeigend, dass das Theater der Hof ist, bei dem wir uns gerade befinden.

Die verfallenen Häuser und den überall im Hof liegenden Kram assoziiert man zunächst kaum mit einem Theater. Ein Haufen junger Menschen, entsprechend der sommerlichen Hitze angezogen und die Bohemien-Atmosphäre machten klar, dass ich das Salastheater - oder richtiger, weil in der ungarischer Sprache gespielt wird, das "Tanyaszinhaz" - gefunden habe.

Tour mit Molnár-Stück

Regisseur Laszlo Sandor erklärt, dass das Theater schon vor 30 Jahren gegründet wurde. "Die Jungen von der Paulstraße", die diesjährige Produktion, die sie gerade jetzt vorbereiten, ist eine Dramatisierung des bekannten Romans des ungarischen Schriftstellers Ferenc Molnár.

Nach einem Monat Probezeit findet die Premiere in Kavilo statt. Im August werden sie mit dieser Produktion auf Tour gehen. Die Saison endet in Salas.

Der Theaterbetrieb

Im Salastheater gibt es keine Eintrittskarten. Am Ende der Vorstellung sammelt man mit dem Hut, wie es einmal bei Wandertheatern üblich war, Spenden ein. Das reicht jedoch für den Betrieb des Theaters nicht aus. Man ist auch auf die Kulturförderung der Provinz und auf einige Fonds aus dem benachbarten Ungarn angewiesen. In den 30 Jahren seines Bestehens haben schon mehr als 300.000 Zuseher das Theater besucht.

Laszlo Sandor weist den Vorwurf, dass sie wegen der verschlechterten Lage der Ungarn in der Vojvodina aufs Land gezogen sind, kategorisch zurück. Doch gibt er zu, dass die große Rolle dieses Theaters im Bewahren der ungarischen Sprache in den Dörfern der Vojvodina liegt.

Lokales Publikum ist begeistert
Die Theatermacher warten nicht, dass die Leute ins Theater kommen, das Salastheater geht auf sein Publikum zu. Auf der Website der benachbarten Stadt Subotica findet man die Aussage eines alten Mannes über das Salastheater: "Für mich gibt es drei Ereignisse im Jahr, die für mich Feiertage sind: Weihnachten, Ostern und der Tag, an dem ich die Vorstellung dieses Theaters besuche." Mehr kann sich ein Theater kaum wünschen.