Schulprojekte in Afrika

8. April 2017, 21:58

Die Geschichte "Wissen ist Macht" erzählt eine kleine Episode, die Christian Isaac oder einer seiner Kollegen vielleicht selbst erlebt hat: die von Mr. Jones, dem Lehrer, und Amara, seinem Schüler. Mr. Jones hält Amara für ein wenig aufsässig und dumm, und deshalb schenkt er Amara besondere Aufmerksamkeit. Im konkreten Fall muss Amara nach dem Unterricht noch in der Schule bleiben. Damit er das Experiment auch ganz bestimmt versteht - die Reaktion von Kalkwasser auf Kohlendioxyd - zeigt es Mr. Jones mehrmals, und Amara selbst darf sich auch betätigen. Was Mr. Jones nicht weiß: sobald Amara zu Hause in seinem Dorf ist, verwendet er sein neu erworbenes Wissen, um Geld zu verdienen.

Diese Geschichte entstand Ende der 1960er Jahre. Seither ist viel geschehen in Westafrika, in Afrika überhaupt. Sierra Leone wurde von einem Bürgerkrieg zerfleischt, in dem viele, viele Menschen ihr Leben verloren - wahrscheinlich auch Christian Isaac, denn seit dem Beginn des Bürgerkriegs im Nachbarland Liberia fehlt von ihm jede Spur - und die vorhandene Infrastruktur großteils zerstört wurde.

Schüler statt Kindersoldaten

Oder der Süden des Sudan: Mehr als einundzwanzig Jahre wurde um Unabhängigkeit vom arabischen Norden gekämpft. Vier Millionen Menschen wurden vertrieben, Krankenhäuser, Straßen und Schulen zerstört. Vor allem Schulen waren ein beliebtes Ziel für die diversen Kämpfer: Hier hofften sie, neue Kämpfer, Kindersoldaten, zu gewinnen. Seit einem Jahr herrscht offiziell Frieden im Südsudan, aber die Bilanz ist schrecklich. Nur etwa vierzig Prozent der überlebenden Männer und zehn Prozent der überlebenden Frauen können Lesen und Schreiben. In einem Land, das größer als Frankreich ist, gibt es für die siebeneinhalb Millionen Menschen nur mehr 1.600 Schulen.

Jetzt herrscht Aufbruchstimmung: sechs Jahre zugesicherte Autonomie, dann soll das Volk entscheiden, ob es vom Sudan unabhängig werden möchte. Aber beinahe am wichtigsten ist, dass Kinder wieder ohne Angst lernen können. Zum Beispiel in der Grundschule von Kuelkuic, einer von mittlerweile 70 Schulen in der Diözese Rumbek, die seit 2004 von verschiedenen österreichischen Organisationen unterstützt werden: Horizont 3000, der EZA und der Dreikönigsaktion der Katholischen Jugend. Wobei vor allem eines hervorgehoben werden muss: Die Menschen sehen ein, dass nicht nur Buben unterrichtet werden müssen. Mittlerweile werden immer mehr Mädchen in die Schule geschickt.

Österreichisch-kenianische Partnerschaft
Ein weniger umfangreiches, aber schon lange existierendes Projekt unterstützen die österreichischen Pfadfinder in Kenia. Bei den El Molo, dem kleinsten afrikanischen Volk, das am Lake Turkana lebt, startete 1985 ihr Schulprojekt: 21 Taferlklassler lernten in einer Hütte am Ostufer des Sees im Dorf Komote lesen und schreiben. Heute steht da eine große Schule mit acht Klassen, in denen 320 Buben und Mädchen von acht Lehrern unterrichtet werden. Die Frauen, die für die Kinder kochen, und die Wächter, auf die man nicht verzichten will, beteiligen sich selbst auch immer wieder am Unterricht. Die besten Schüler werden auf weiterführende Schulen im Land geschickt.

Es sind aber nicht nur kirchliche Organisationen, die Schulen in Afrika unterstützen. Auch im Rahmen der Städtepartnerschaften geschieht einiges, zum Beispiel unterstützt die südsteirische Stadt Leibnitz seit sechs Jahren eine Grundschule in Pedra Badejo, ihrer Partnerstadt, auf den Kapverden. Und im Rahmen von Global Citizenship haben österreichische Schulen Partnerschaften mit Schulen in aller Welt, unter anderem auch in Kamerun aufgenommen.