Man ist ja Optimist
Familie Erdäpfel trägt Frisur
Mein Abstellkammerl hat die große Verantwortung, mich im Notfall, während einer Hungersnot oder am Wochenende zu ernähren. Daher befülle ich die Regale brav und immerkehrend mit Erdäpfeln, Salz und Kichererbsen. Man ist ja Optimist.
8. April 2017, 21:58
Seit letztem Wochenende gehört ein neuer Kerl zur Familie. Er kommt aus Dänemark, einem Land, in dem ich noch nie war. Halb so wild am Ende, seit einigen Tagen laboriere ich in meiner Küche an Gemüsecurry-Variationen und ich war auch noch nie in Indien. Oder wo der Laie halt meint, dass Curry wachsen würde. Jö schau', da wächst ein Currybaum! Vergleichbar mit der weltbekannten ungarischen Gulasch-Staude.
Angefangen hat es eigentlich mit dem schlechten Gewissen. Ich kaufe die Erdäpfel bereits im kleinsten Netzsackerl, doch ich ende immer mit einer Sammlung der schlimmsten Auswüchse. Mister Potato Head aus "Toy Story" gibt es wirklich. Er und seine Familie wachsen sich des Öfteren in meinem Abstellkammerl in der Holzkiste aus. Ich weiß nicht, woher das kommt, aber mir bleiben immer ein paar Erdäpfel über. Genau diese Menge, die für ein neues Gericht gerade zu wenig wäre, aber für das aktuelle auf jeden Fall viel zu viel. Meistens liegt es aber ehrlich gesagt auch daran, dass meine Schälmoral von Knolle zu Knolle schwächer wird. Auch alleine in der eigenen Küche ist man sich selten um Ausreden zu schade.
Also gut, die schwachen Runzelerdäpfel mit ihren Füßchen und Ärmchen müssen weg, und ich mache ein Curry aus ihnen. Ich röste Senfkörner mit Kreuzkümmel im Topf an, schmeiß' meine selbst gemachte Currypaste dazu und ersticke fast an den Dämpfen. Bald habe ich die Runzelkinder von Herrn Potato auf dem Gewissen, da kann es mir um halb acht am Abend ruhig die Lunge herausreißen. Gewürz-Aspest im Küchentopf sozusagen.
Ich huste und öffne das Fenster. Die selbstgezogenen Avocadopflanzen auf dem Fensterbankerl könnten auch wieder einmal gegossen werden. Was dem kleinen Kind der Anbau von Kresse sein mag, ist mir der Avocadokern und das monatelange Verharren auf die Kernsprengung und Wurzelbildung.
Würfelige Erdäpfel und Kürbisse und diverse Reste aus der Abteilung Tiefkühlgemüse köcheln im Topf, während ich ein zweites Mal mein Abstellkammerl auf den Kopf stelle, diesmal auf der Suche nach einer Dose Kokosmilch. Irgendwo muss eine sein. Ich finde ein angebrochenes Himalaya-Salz-Sackerl, pedantisch mit einem Gummiringerl niedergeknebelt und andere ähnlich wertige Highlights, doch nichts, was nur annähernd wie eine Konservendose mit Kokosmilch aussieht.
Ich kann sagen, Gemüsecurry geht auch ohne Kokosmilch. Oh, Kichererbsen im Glas! Die hatte ich ganz hinten im Regal gefunden und auch hinein gegeben. Die waren sicher auch happy, mich wieder einmal zu Gesicht zu bekommen. Ich persönlich wusste von ihrer Existenz nämlich nichts mehr. Wie viel Privatvermögen verstecken sich eigentlich so im privaten Vorratsregal? Die Frage kommt mir oft, wenn ich aus purer Sorge um mich selbst die dritte Packung Salz kaufe, ohne von den anderen zwei bewusst noch etwas zu wissen.
Der Däne heißt übrigens Fat Cozy Felix. Er würde bestimmt sehr stark für den Fleischfaktor eintreten. Als dicker, roter Kater kann er sich kaum für Salz oder Gemüseschalen als Goodsie erwärmen. Und wer will schon Mister Potato Head an seinen kleinen Kater verfüttern?
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Mr. Potato Head
Hasbro - Mr. Potato Head Toys