Geschulter Blick für Kuriositäten

Simon Enzler

Der Schweizer Kabarettist Simon Enzler hat einen geschulten Blick für die Kuriositäten und Fragwürdigkeiten seines heimatlichen Biotops. Als Stammtischfigur auf der Bühne bietet er Einblicke in Vorurteile und politisch korrekte Haltungen.

Er heißt Simon Enzler, hat einen geschulten Blick für die Kuriositäten und Fragwürdigkeiten innerhalb seines heimatlichen Biotops und wurde für diese satirische Umsicht beim Kabarettforum 2007 auf der Kapfenburg mit dem Salzburger Stier für die Schweiz ausgezeichnet.

Appenzell ist überall

Seine Appenzeller Stammtischfigur, die in den vergangenen Jahren stilistisch immer mehr an Trittsicherheit gewonnen hat, ist bislang ohne Namen geblieben. Was Simon Enzler auf die Bühne bringen will, sind Befindlichkeiten, Ambivalenzen und typische Verhaltensweisen, die sich im Idealfall in einer Art Prototyp vereinen lassen.

Musikalisch unterstützt von dem Bassisten Daniel Ziegler nimmt der Appenzeller Kabarettist sein Publikum mit auf eine Reise, die vermeintlich nur durch die Nachbarschaft führt, die aber die großen Zusammenhänge nicht ausspart.

Kunst als Projektionsfläche

"Ich praktiziere eine gefährliche Art der Satire", sagt Simon Enzler über sich und seine Art, Kabarett zu machen. Als Figur auf der Bühne bietet er Einblicke in Vorurteile und politisch maßvoll korrekte Haltungen - die Bewertung dieser dargestellten Lebensanschauungen überlässt er aber weitgehend seinem Publikum. "Was ich als Künstler anbieten kann, das ist eine Projektionsfläche", meint der Schweizer Stierpreisträger, dessen private Überzeugungen zumeist im krassen Gegensatz zu gedanklichen Hervorbringungen seiner Bühnenfigur stehen. Aber das ist auch Teil seines Spiels mit den Alltagsbeobachtungen, die Simon Enzler immer wieder die Grundlage für seine Programme liefern.

Die Etikettierung seiner künstlerischen Aktivitäten hingegen überlässt der junge Mann aus Appenzell ungern anderen. Geht es um seine Bühnenarbeit, so bevorzugt er ganz konkret die Bezeichnung Kabarettist.

Appenzeller Tradition des Schalkes

Doch Simon Enzler ist nicht nur Kabarettist. Gemeinsam mit seinem Freund und Manager, Marcel Walker, veranstaltet er seit dem Jahr 2000 jedes Frühjahr die Appenzeller Kabarett-Tage. Ein Festival, bei dem - wie Simon Enzler meint - die Appenzeller Tradition des Schalkes und Witzes weitergeführt werden soll. Außerdem gibt es im Rahmen der Appenzeller Kabarett-Tage auch einen Kleinkunstpreis zu gewinnen. Dass Mitveranstalter Simon Enzler in diesem Jahr den Salzburger Stier nach Appenzell gebracht hat, das ist für den jungen Künstler in mehrfacher Hinsicht höchst bedeutungsvoll.

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 23. September 2007, 22:30 Uhr

Links
Appenzeller Kabarett-Tage
Kabarettforum Salzburger Stier