Die MET setzt auf Natalie Dessay
Opernstars, Premieren, Novitäten
Beginn einer neuen Opernsaison! Die Extrem-Fans haben ihre Reisepläne bereits unter Dach und Fach, aber im Zeitalter der Globalisierung auch im Opernleben hat kaum ein Haus mehr einen Star, eine Besetzungskonstellation, ein Werk allein für sich.
8. April 2017, 21:58
Die Metropolitan Opera hat gerade eröffnet, mit einer "Opening Night Gala" am 24. September. Die Sopranistin, die als Donizettis "Lucia di Lammermoor" im Mittelpunkt dieser Gala stand, hat einen von der MET-Homepage schon seit Monaten mit dramatischen "smokey eyes" angeblickt: Natalie Dessay. Früher waren die MET-Gala-Saisoneröffnungen meistens Abende, die für "die" Tenöre reserviert waren: Pavarotti, Domingo ... auch das musste sich ändern, zugunsten anderer Stimmgattungen - und zugunsten von Sängerbesetzungen, die auch andere große Häuser bieten können, nicht die MET allein und exklusiv.
"You might also like" ..., also: "Wenn Ihnen "Lucia" zusagt könnte Ihnen auch das Folgende gefallen", textet die MET-Homepage, und an erster Stelle steht - klarerweise - die Produktion von Donizettis "Regimentstochter", "La fille du regiment", die im Frühjahr mit größtem Erfolg an der Wiener Staatsoper Station gemacht hat und die im April 2008 die Metropolitan Opera erreichen wird, wiederum mit Natalie Dessay und Juan Diego Florez.
Domingo im Baritonfach
Eine weitere Gala-Premiere kündigt die MET noch von einer ihrer diesjährigen Neuproduktionen an: Ende November "Iphigénie en Tauride" von Gluck, mit Placido Domingo in einer neuen Partie. Es hat Domingo immer wieder ins Baritonfach gezogen, mit dem Rossini-Barbier, dem Marquis Posa auszugsweise im Plattenstudio, mit Simon-Boccanegra-Träumen, die jetzt auch bald Realität werden sollen.
An der MET wird er in der "Iphigenie auf Tauris" als Orest zu erleben sein, das ist eine Partie, die sonst für Tenöre meistens zu tief, für Baritone zu hoch liegt. Und auf dieser Linie wird Domingo in der kommenden Saison auch noch weitermachen, im April/Mai 2008 in "seiner" Washington National Opera, als Bajazet in Georg Friedrich Händels "Tamerlano".
Nicht nur "Deutsches" in Dresden und Berlin
Den Bayreuther "Tannhäuser" hat er abgesagt, jetzt ganz am Anfang der neuen Spielzeit setzt Fabio Luisi in Dresden, wo er als musikalischer Leiter sowohl der Staatsoper als auch der Staatkapelle offiziell sein Amt antritt, mit den "Meistersingern von Nürnberg" einen Wagner-Akzent.
Im weiteren Verlauf der Saison wird er unter anderem auch für einen neuen "Rigoletto" am Pult stehen, bei dem Juan Diego Florez im Juni 2008 an der Seite von Diana Damrau sein Rollendebut als Herzog geben wird.
Raritäten an der Deutschen Oper Berlin
Interessantestes Stück am Spielplan in der Dresdner Semperoper wird zweifellos die "Penthesilea" von Otmar Schoeck sein - wobei: An der Dichte der Raritäten kann derzeit niemand mit Kirsten Harms konkurrieren, der vielfach angefeindeten, aber standhaften Intendantin der Deutschen Oper Berlin. "Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna" von Walter Braunfels, "Tiefland", "La donna del lago", ein Stück von Salvatore Sciarrino, eine Oper rund um George Gershwin, dazu "Cassandra" von Vittorio Gnecchi, die Operngeschichts-Fußnote zur "Elektra" von Strauss neu in einer einzigen Saison! Ob das Publikum mitgeht?
Zum "Trost" bekommt es in der Berliner Bismarck-Straße auch Star-Gastspiele serviert: Netrebko, Garanca, Marcelo Alvarez. Tenor: Was die Berliner Staatsoper kann, kann die "DOB" auch. Überraschendste Besetzungsidee heuer "drüben", an der Staatsoper unter den Linden: Christine Schäfer mit der Fiorilla in Rossinis "Il Turco in Italia" - aber schließlich wurde die Violetta der Christine Schäfer ja auch "unter den Linden" geboren.
Belcanto mit Netrebko, Garanca, Bartoli
Apropos Anna Netrebko: Auch sie muss an der MET in New York im Herbst in "Roméo et Juliette" von Gounod auf Rolando Villazon verzichten, das Besetzungskarussell dreht sich bereits wie wild. Aus dem Jahreskalender von Anna Netrebko sticht die Aufführung von Bellinis "I Capuleti e i Montecchi" heraus, im Wiener Konzerthaus im April und anschließend auf der Bühne auch in Paris. Romeo-Partnerin in Wien: Elina Garanca, die sich ihrer ersten Carmen nähert.
Eine weitere neue Carmen bekommt die Opernszene in dieser Saison noch in Person von Vesselina Kasarova, in Zürich, mit Franz Welser-Möst am Pult. Und in Zürich gruppiert sich rund um eine weitere Mezzosopranistin, Cecilia Bartoli, auch eine der kuriosesten Premieren der Spielzeit 2007/8 überhaupt, die Ausgrabung einer Oper des Komponisten der "Jüdin", Jacques Fromenthal Halévy: ein Werk namens "Clari", das in den 1820er Jahren im Pariser Theatre Italien gespielt wurde, in dem Cecilia Bartoli die Clari sein wird. Die Wiederentdeckung eines 180 Jahre lang nicht gehörten Stücks, und angesichts von Bartolis notorischer Reise-Unlust wohl ausschließlich in Zürich!
Hör-Tipp
Apropos Oper, Donnerstag, 27. September 2007, 15:06 Uhr
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