Fremde und künstliche Herzen
40 Jahre Herztransplantation
In der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember 1967 pflanzt Christiaan Barnard in Südafrika einem Patienten erstmals ein fremdes Herz ein. Der Empfänger, der Lebensmittelhändler Louis Washkansky, lebt 18 Tage mit dem neuen Organ.
8. April 2017, 21:58
Nach Jahrelanger experimenteller Vorarbeit, vor allem von Norman Shumway von der Stanford University in San Francisco, konnte Christiaan Barnard am 3. Dezember 1967 am Groote-Schuur-Krankenhaus in Kapstadt die erste erfolgreiche Herztransplantation beim Menschen vornehmen. Dies war der spektakuläre Start für einen neue Ära in der Transplantationschirurgie und gleichzeitig auch ein Überschreiten einer imaginären Grenze für das, was die Medizin zu leisten vermag.
Diese Transplantation löste eine Welle von Nachahmungen aus - allein im darauf folgenden Jahr wurden 102 Herzen verpflanzt. Dabei waren viele Probleme der Transplantation noch nicht gelöst. Und nur wenige Patienten überlebten die Eingriffe länger als ein paar Tage oder ein paar Wochen. Die meisten Eingriffe scheitern in diesen Anfangsjahren an Abstoßungsreaktionen.
Das Problem der Abstoßung
Die Herzverpflanzung führte auch zu einer Neudefinition des Todes. Tot ist im medizinischen Sinne jener, dessen Hirn keine messbaren Reaktionen mehr zeigt, auch wenn das Herz noch schlägt. Der Hirntod als Kriterium dafür, ob man einem Patienten Organe entnehmen darf, führt bei vielen zu Ängsten, der Mensch könnte zu einer Ware, zu einem Ersatzteillager werden.
Nach der Anfangseuphorie stagnierten die Herztransplantationen bis Ende der 1970er Jahre zahlenmäßig auf niedrigem Niveau. Doch dann tauchte ein neuer Wirkstoff auf dem Markt auf, der die Transplantationsmedizin auf den Kopf stellte: Ciclosporin. Durch dieses Medikament entwickelt sich die Herztransplantation zur Serienreife. Mit diesem Medikament gelingt es auch heute noch gut, die Immunabwehr, die das fremde Organ im Körper des Empfängers auslöst, "in Schach zu halten".
Alternative Xenotransplantation?
In den 1990er Jahre werden die Spenderorgane knapp. Etwa die Hälfte aller Patienten, die in Österreich auf ein neues Herz warten, stirbt während der Wartezeit. Um wieder zu Organen zu kommen, träumen die Mediziner davon, Tiere als Organspender einzusetzen - das Konzept der Xenotransplantation ist geboren.
Die Idee, Tiere als Organspender zu gebrauchen, wird aber aufgrund der großen damit verbundenen Probleme in den folgenden Jahren immer mehr verworfen.
Mini-Herzpumpen und schlagende Herzen
Am meisten Herzen wurden in den Jahren 1996 bis 2000 transplantiert, und zwar rund 90 pro Jahr. Derzeit werden an den österreichischen Herzzentren nur mehr rund 50 Herzen pro Jahr transplantiert. Aber auch Alternativen, wie zum Beispiel ein Kunstherz, sind mittlerweile vorhanden. So wurde im März 2006 von Forschern der MedUni Wien erstmals eine neuartige Mini-Herzpumpe transplantiert.
Das Besondere an dieser Pumpe ist, dass der Rotor der Pumpe berührungslos in einem passiven Magnetfeld schwebt. Deshalb gibt es keine mechanische Verschleißung und die Haltbarkeit des Gerätes beträgt fünf bis zehn Jahre. Diese neuartige Technologie soll in den nächsten Jahren eine Alternative zur Herztransplantation darstellen, da Spenderorgane nur begrenzt zur Verfügung stehen. Die relativ kurze Operationsdauer und die Einfachheit des Eingriffes stellen einen enormen Vorteil dar. Die Gabe von Immunsuppressiva ist nicht mehr nötig und das Infektionsrisiko kann somit erheblich gesenkt werden. Die Pumpen sind außerdem extrem klein und kommen somit auch für Frauen und Kinder in Frage.
Im Februar 2007 wurde an der Abteilung für Herz- und Thoraxchirurgie der Medizinischen Universität Wien am AKH eine neue Methode zur Herztransplantation erfolgreich ausprobiert. Es wurde erstmals in Österreich ein Herz in schlagendem Zustand transplantiert.
Das geklonte Herz
Ein weiteres Zukunftsprojekt in der Transplantationsmedizin: Das Klonen von Organen bzw. die Züchtung im Reagenzglas, was bislang nur bei einigen wenigen Gewebetypen, etwa Haut, zufriedenstellend gelingt.
Hör-Tipp
Dimensionen, Donnerstag, 4. Oktober 2007, 19:05 Uhr