Che Guevara in Santa Clara
Gedenkstätte für den Revolutionär
Heute vor 40 Jahren, am 9. Oktober 1967, wurde der argentinische Arzt Ernesto "Che" Guevara in Bolivien erschossen. In Kuba wird er seither als eine Art Heiliger der Revolution verehrt. Davon zeugt auch die ihm zu Ehren errichtete Gedenkstätte in Santa Clara.
8. April 2017, 21:58
Zynischerweise könnte man sagen, dass Ernesto "Che" Guevaras größter Sieg sein früher Tod war, der ihn gewissermaßen unsterblich machte. Seinen größten militärischen Sieg errang er Ende 1958 in der kubanischen Provinzstadt Santa Clara.
In Santa Clara wurde unter Guevaras Führung am 28. Dezember 1958 von einem Guerrillatrupp ein gepanzerter Zug angegriffen, der 400 Soldaten und unzählige Waffen transportierte, in einem letzten Versuch des Diktators Batista, die sich bereits auflösende Front zu stabilisieren.
Obwohl die Angreifer auch noch von Batistas Luftwaffe bombardiert wurden, brachten sie den Zug zum Entgleisen und eroberten ihn. Es war die umfangreichste Waffenbeute des gesamten Krieges und die endgültige Niederlage Batistas. Nur drei Tage später floh er ins Exil.
Die Stadt des Che Guevara
1988, also 30 Jahre nach diesem historischen Sieg und 21 Jahre nach seinem Tod, wurde in Santa Clara eine Gedenkstätte für Guevara eingerichtet. Außen gibt es eine Tribüne für 700 Personen und einen Versammlungsplatz, auf dem bis zu 100.000 Menschen Platz finden. Auf einer Wand ist ein Relief mit Szenen aus dem Leben Guevaras bei der Befreiung Kubas zu sehen, und auf einem hohen Sockel steht die 6,80 Meter hohe Bronzestatue des Revolutionärs in Kampfuniform. Darunter stehen die berühmten Worte "Hasta la victoria siempre" aus dem Abschiedsbrief an Fidel Castro. Der Brief, den Guevara schrieb, als er Kuba 1965 verließ, um auch anderswo eine Revolution zu machen, ist in voller Länge auf einer eigenen Stele zu lesen.
Das Che-Museum
Im Inneren der Gedenkstätte wurde ein Museum eingerichtet, vor allem mit Fotos, angefangen mit Guevaras Jugendzeit in Argentinien. Auch die letzte Eintragung seines bolivianischen Tagebuchs, zwei Tage vor seinem Tod unter der gedruckten deutschen Überschrift "Sonnabend 7. Oktober", ist als vergrößertes Faksimile ausgestellt. Guevara hatte das Kalenderbuch in Frankfurt gekauft, wohin er vor seiner Einreise nach Bolivien mit falschem Namen geflogen war, um Spuren zu verwischen.
Das Gefäß, in dem Guevara die letzte Mahlzeit vor seinem Tod erhielt, ist im Original zu sehen. Eine Lehrerin hat dem Gefangenen einen Tag, bevor er erschossen wurde, daraus zu essen gegeben, und eine kubanische Journalistin hat den zerbeulten Napf aus Aluminium später von Bolivien nach Kuba gebracht.
Die Grabstätte
Che Guevaras Gebeine wurden im Oktober 1997, also erst 30 Jahre nach seinem Tod, nach Kuba zurückgebracht. Das bolivianische Militär hatte zunächst behauptet, Guevara sei eingeäschert worden, doch in Wahrheit waren er und zwei weitere Mitkämpfer, die mit ihm gefangen genommen und einen Tag später exekutiert worden waren, neben der Piste des Flugplatzes von Vallegrande begraben worden.
Ein Soldat, der damals dabei war, packte schließlich aus, und im Sommer 1997 wurden die sterblichen Überreste nach wochenlanger Suche von kubanischen und argentinischen Spezialisten gefunden. Guevara und weitere 38 Guerrilleros, die in Bolivien umgekommen waren, sind nun in der Gedenkstätte von Santa Clara bestattet, in Wandnischen, jede mit einem marmornen Relief-Porträt verschlossen.
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