Der Zeichner und Cartoonist Hans Traxler

Bei den Elchen

Sein Strich ist unverkennbar, sein Humor "von der edelsten Sorte", wie Kollege Manfred Deix neidlos anerkennt. Er war Mitbegründer der Satiremagazine "Pardon" und "Titanic" und gilt als Vertreter der "Neuen Frankfurter Schule": Hans Traxler.

Mit Politik hatte die Neuen Frankfurter Schule nichts am Hut.

"Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche." Keiner vermag solche Zeilen so elegant ins Bild zu setzen wie der Zeichner und Cartoonist Hans Traxler. Mit feinen Strichen und wenigen Zeilen werden da ganze Lebensentwürfe kritisch ins Blickfeld gerückt.

In einem Bild kniet ein kleines frommes Krokodil vor seinem Bett und betet: "Und bitte, bitte, lieber Gott, lass doch recht bald eines von diesen vollbesetzten Touristenschiffen untergehen." Ein anderes typisches Traxler-Bild zeigt zwei Männer an einem Strand. Einer der beiden philosophiert: "Das Meer. Es war da, lange bevor wir da waren, und es wird noch da sein, wenn wir längst zu Staub zerfallen sind. Tröstlich, nicht wahr?" Die knappe Antwort des anderen "Nö."

Begründer der "Märchenarchäologie"

Mit 17 Jahren hatte Hans Traxler seine erste Karikatur an eine Münchner Illustrierte verkauft. Sowohl im Atelier von Max Geyer in Regensburg als auch später auf der Frankfurter Kunstakademie hat Hans Traxler das Handwerk des Zeichnens von der Pike auf gelernt. Er besucht die Kunstakademie in Frankfurt, er begeistert sich für die Lithographie.

1962 ist Hans Traxler bei der Gründung des Satiremagazins "Pardon" dabei, 1963 erscheint sein erstes Buch, "Die Wahrheit über Hänsel und Gretel". Mithilfe von Skizzen, gestellten Fotografien, vermeintlichen Fundstücken, Karten und wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen präsentiert Traxler das Märchen von Hänsel und Gretel als wahrhaftigen Tatsachenbericht, er spricht von der wissenschaftlichen Disziplin der "Märchenarchäologie". Viele nehmen diesen humorvollen Versuch der etwas anderen Märchenforschung für bare Münze - und überhäufen den Autor mit Hinweisen und Beschwerden. 1987 wird "Die Wahrheit über Hänsel und Gretel" verfilmt.

Neues Satireverständnis

17 Jahre nach der Gründung von "Pardon" wird Hans Traxler mit Freunden und Kollegen Mitbegründer des Satiremagazins "Titanic". Die "Neue Frankfurter Schule" mit Traxler, Waechter, Gernhardt und anderen prägt ein neues Satireverständnis im deutschsprachigen Raum. Gemeinsam mit dem Autor Pitt Knorr erfindet Hans Traxler die "Birne" als Karikatur auf Helmut Kohl, eine Figur, die überaus populär wird.

Der Staat, die Gesellschaft und besonders die Kirche wurden immer wieder zum Thema in Gedichten und Bild-Geschichten. Traxler schuf zahlreiche Cartoons und Bücher zum Thema, immer wieder hat er Päpste und Bischöfe kritisch ins Bild gerückt.

Illustrierte Weltliteratur

Im Lauf der 1970er Jahre habe sein Interesse an der Tagespolitik abgenommen, erzählt Hans Traxler. Die Themen hätten sich Jahr für Jahr wiederholt. "Es war einfach Zeit, Neues auszuprobieren", meint er. Er zeichnete für das "Zeit"- Magazin und für andere renommierte Zeitschriften, er schuf Kinderbücher, widmete sich mehr und mehr der Illustration von Büchern. Der - einst gefürchtete - Satiriker wurde plötzlich eingeladen, Klassiker der Weltliteratur zu illustrieren.

"Aus dem Leben eines Taugenichts" von Joseph Eichendorff, Mark Twains "Bummel durch Deutschland", "Mozart für Kinder", Goethe, Heine, Morgenstern, Ringelnatz für Kinder, Bücher von Eugen Roth - Hans Traxler hat durch seine Zeichnungen und Illustrationen viele – scheinbar altbekannte - Texte für ein Publikum von heute neu lesenswert gemacht.

Das Glücksgefühl am Zeichentisch

Hans Traxler wurde vielfach geehrt und preisgekrönt, so erhielt er unter anderem den "Göttinger Elch" für sein Lebenswerk, eine renommierte Auszeichnung, die an "Großmeister der Satire" vergeben wird, ein Preis, den auch Robert Gernhardt, Harry Rowohlt oder Gerhard Polt erhalten haben.

"Jetzt bin ich auch einer von den Elchen", sagt Hans Traxler und erzählt von den 99 Dosen "Original Göttinger Elchrahmsüppchen", die er bei der Preisverleihung erhalten hat. In der Jurybegründung war zu lesen, Traxler gelinge der "Spagat zwischen federleichter, köstlicher Komik und hintergründigem, oft philosophischen Anspruch."

"Die Freude am Finden und Erfinden, am genauen Strich, sie ist immer noch da", sagt Hans Traxler. "Das Glücksgefühl am Zeichentisch, das bleibt."

Hör-Tipp
Menschenbilder, 17. Mai 2009, 14:05 Uhr

Links
Pardon
Titanic