Die Entstehung einer Weltraumindustrie

Austria in Space

Österreich ist seit 20 Jahren Mitglied bei der Europäischen Weltraumagentur ESA. Die ersten Messgeräte "Made in Austria" flogen allerdings schon 1969 ins All. Zunächst kooperierte Österreich nämlich vor allem mit der Sowjetunion.

Die Geschichte der österreichischen Weltraumfahrt begann mit einem kleinen Zimmer ohne Möbel, nur ein Telefon am Boden. Das Zimmer war in Graz am Institut für Nachrichtentechnik der Technischen Hochschule und es gehörte dem neu berufenen Professor Willibald Riedler.

Man schrieb das Jahr 1969 und Riedler kam gerade aus Schweden zurück, wo er an dem Satelliten ESRO-1 mitgearbeitet hatte, dem ersten europäischen Satelliten. In Österreich gab es 1969 noch keine experimentelle Weltraumforschung, doch Riedler kam nicht mit leeren Händen aus Schweden.

"Ich hatte die Einladung, wenn wir in der Lage sind, ein Gerät bis November 1969 zu bauen, dann kann es mit einer von Norwegen aus gestarteten Rakete mitfliegen, ohne Kosten", erinnert sich Riedler. "Das war allerdings im März!". Während die Grazer hektisch am ersten österreichischen Gerät bauten, das in den Weltraum fliegen sollte, bereitete sich die Welt auf eine Sensation vor: auf die erste Mondlandung - am 20. Juli 1969.

Das Spacelab-Programm

Der wesentliche Motor für die weitere Entwicklung der österreichischen Weltraumfahrt kam von Johannes Ortner. Er hatte eine eindrucksvolle Karriere gemacht, war zunächst in Kiruna in Schweden - wo er Willibald Riedler seine Agenden übergab - und hatte zur ESRO (European Space Research Organisation) gewechselt.

Ortner bekam die historische Personalnummer 27 und war bald für den europäischen Teil des Spacelab-Programms verantwortlich. Spacelab war das erste bemannte Weltraumlaboratorium - eine Zusammenarbeit der Europäer mit der NASA, der amerikanischen Weltraumbehörde, die das Space Shuttle dafür baute.

Bewährungsprobe "Weltraumfenster"

Die Industrie erkannte ihre Chance, aber nur ein Unternehmen hatte den Mut, sie auch zu ergreifen. Die Österreichische Klimatechnik schickte 1983 eine Innovation mit dem Spacelab ins All: ein "Weltraumfenster". Das war der Startschuss für die österreichische Weltraumindustrie. "Das war ein kritisches Element. Man hat es uns am Anfang gar nicht zugetraut. Es war schwierig, den Durchbruch zu erreichen", sagt Ortner.

Im Jahr 1981 wurde Österreich assoziiertes Mitglied bei der ESA. In der Zwischenzeit baute Willibald Riedler seine Kontakte aus seiner schwedischen Zeit mit der Sowjetunion erfolgreich aus - mit dem Institut für Weltraumforschung der sowjetischen Akademie der Wissenschaften. "Wir wurden zu spektakulären Missionen eingeladen, wir konnten Messgeräte zur Venus und zum Mars oder zum Kometen Halley schicken", sagt Riedler.

ESA-Vollmitgliedschaft 1987

Österreich fuhr also immer zweigleisig - die Grazer Wissenschafter schickten ihre Geräte mit den Russen ins All und die Industrie setzte auf Aufträge durch die ESA. Mit Erfolg: Heute sind rund 300 Mitarbeiter mit einem Jahresumsatz von 40 Millionen Euro in der Weltraumindustrie tätig.

Das Jahr 1987 sollte für die österreichische Weltraumfahrt entscheidend werden: Im Jänner 1987 wurde Österreich Vollmitglied bei der ESA - den Vertrag unterschrieb übrigens der jetzige Bundespräsident Heinz Fischer in seiner Funktion als Wissenschaftsminister. Und noch ein zweites Ereignis machte das Jahr 1987 so bedeutend: Im Juli 1987 kam eine Einladung der Sowjetunion, Experimente und einen Kosmonauten auf die Raumstation MIR zu fliegen. Am 2. Oktober 1991 war es dann so weit: Franz Viehböck flog als erster österreichischer Astronaut ins All.

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Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag 8. Oktober bis Donnerstag, 11. Oktober 2007, 9:05 Uhr

Buch-Tipp
Bruno Besser, "Austria's History in Space", ESA Publication 2004, eine deutschsprachige Ausgabe ist in Vorbereitung.

Link
Space Night - Leben im All - Zukunft der Menschheit