Wie der Traum vom Auto inszeniert wird

Schöne neue BMW-Welt

Am 17. Oktober 2007 eröffnet in München der Autobauer BMW seine neue Auslieferungshalle. Die BMW-Welt ist natürlich mehr als eine Halle, sondern eine 500-Millionen-Euro-Erlebniswelt von Coop Himmel(b)lau. Markenkommunikation auf der Höhe der Zeit.

Der Leiter der BMW-Welt über die Situation in Deutschland

Autokonzerne beschränken sich schon seit Jahren nicht nur auf die übliche Werbung im Kampf um den Kunden und um das gute Image in der Öffentlichkeit. Sie inszenieren ihre Marke auch durch Aufsehen erregende Bauwerke. VW hat in Wolfsburg die Autostadt dafür errichtet und in Dresden die Gläserne Automanufaktur.

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Und jetzt: München

Ein neuer Höhepunkt der neuen Automobil-Architektur ist die BMW-Welt in München unter maßgebender österreichischer Beteiligung. 500 Millionen Euro lässt es sich der bayerische Vorzeigekonzern kosten, Kunden am Firmensitz zu verwöhnen und die Öffentlichkeit zu beeindrucken. Gerüstet für mehrere Hunderttausend Besucher im Jahr wird die BMW-Welt auch eine touristische Attraktion.

Städtebauliches Wahrzeichen

Das Wiener Architekturbüro Coop Himel(b)lau, bekannt für revolutionäre Gebäudeentwürfe, hat München ein neues Wahrzeichen beschert. Die BMW-Welt. Ein riesiger Stahlbeton-Doppelkegel erhebt sich zwischen Olympiastadion und der BMW-Konzernzentrale und setzt neue städtebauliche Akzente.

Gelegen am Schnittpunkt zweier Verkehrsachsen, 180 Meter lang, 130 Meter breit und 30 Meter hoch, soll die BMW-Welt mehr sein als ein besonders repräsentativer Platz für betuchte und begeisterte Kunden, ihren BMW am Platz seines Entstehens persönlich abzuholen.

Keine Angst vor großen Vergleichen

Architekt Wolf D. Prix spricht von einer neuen Definition des öffentlichen Raums. Die Autoindustrie - in diesem Fall BMW - prägt mit ihren Bauten das Bild der Städte, wie es früher die Fürsten mit ihren Repräsentationsbauten getan haben.

Das Projekt der BMW-Welt - mit Konferenz- und Ausstellungsräumen, mit Bühnen und Vorführsälen, in Verbindung mit dem neuen BMW-Museum - habe eine Vielzahl von Funktionen, ähnlich der Akropolis in Athen, die ja auch zugleich Tempel und Marktplatz, Treffpunkt und Platz des Wissenstransfers gewesen sei.

Lehrer und Schüler

Und Architekt Prix verweist darauf, dass der berühmte Vierzylinder, also die Konzernzentrale mit den vier Rundtürmen, von Karl Schwanzer stammt, bei dem er selbst in Wien an der Hochschule Vorlesungen besucht hat. Die große Aufgabe sei es nun gewesen, zwischen der Konzernzentrale und dem Museum die BMW-Welt so zu platzieren, dass ein gemeinsames Ensemble entsteht.

Kulinarische Autowelt

45.000 Autos sollen in der BMW-Welt künftig in regelrechten Zeremonien an Kunden persönlich übergeben werden, sagt Michael Rösner, zuständig für Kundenbetreuung und Auslieferung, und zwar vor Publikum - allerdings nicht gratis: 384 Euro soll das kosten, netto, verrechnet wird aber der Transport zum Händler. Das Essen wird ihm dann von Do&Co serviert.

Attila Dogudan zeigt sich beeindruckt vom Gesamtkonzept, wie sich die Marke BMW als Ganzes präsentiert, vom Auto angefangen, bis zu Service, technischer Innovation und andern Merkmalen, die Kunden und Gäste emotional für BMW einnehmen sollen.

Die Marke ist die Botschaft

Rudolf Wiedemann, Leiter der BMW-Welt, lässt keine Zweifel an den kommerziellen Zielen der BMW-Welt: In Europa befindet sich die Autoindustrie in einem Verdrängungswettbewerb, und da kommt es darauf an, wie man die Menschen für eine Marke fasziniert. Aber nicht nur das. Die Marke muss viel mehr können.

In einer immer komplizierter werdenden Automobilwelt fällt es zunehmend schwer, den potenziellen Kunden durch detaillierte Erklärungen davon zu überzeugen, dass er mit einem BMW möglicherweise das technisch bessere Produkt kauft, dass sich BMW um Fragen wie neue Antriebe und die CO2-Problematik kümmert. Es ist die Marke, die das den Menschen vermitteln soll, und dafür ist die BMW-Welt mit ihrem umfassenden Angebot von Ausstellungen bis hin zum Museum, das nächstes Jahr dazu kommen soll, genau das richtige Marketing-Konzept, sagt Wiedemann.