Auszeichnung für Eberhard Petschinka

Santo subito

"Santo Subito", Eberhard Petschinkas Satire über die letzten Lebenstage von Papst Johannes Paul II. und die Bestrebungen, ihn so rasch wie möglich heilig zu sprechen, wurde vergangene Woche mit dem renommierten Prix Europa ausgezeichnet.

Der 54-jährige Wiener Eberhard Petschinka, der als Maler, Schriftsteller und Regisseur arbeitet, zählt mittlerweile zu den erfolgreichsten Hörspielautoren des deutschen Sprachraums. Bereits mit seinen Stücken "Krok" und "Raphael Sanchez erzählt 'Spiel mir das Lied vom Tod'" war er international erfolgreich und wurde mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem "Hörspielpreis der Kriegsblinden" oder dem "Premio Ondas".

Für sein neues Hörspiel "Santo subito", eine Satire über die letzten Lebenstage von Papst Johannes Paul II. und die Bestrebungen, ihn so rasch wie möglich heilig zu sprechen, erhielt Petschinka jetzt den Prix Europa. Der Preis ist mit 6.000 Euro dotiert. Die international zusammengesetzte Jury rühmte vor allem die Mischung aus "Provokation und Witz", mit der er sich dem sensiblen Thema genähert habe.

Sofort heilig!

Zehntausend Gläubige unterbrechen im April 2005 die Totenmesse von Johannes Paul II. und skandieren "Santo subito!" - "Sofort heilig!" Zwei Monate später wird das Verfahren der Seligsprechung feierlich eröffnet. Es muss nachgewiesen werden, dass Johannes Paul II. nach seinem Tod ein Wunder vollbracht hat. Zahlreiche Zeugnisse von Gläubigen liegen schon vor.

Um den Seligsprechungsprozess voranzutreiben, muss - zumindest in Eberhard Petschinkas rasant-surrealistischem Traumspiel - der Schauspieler Roberto Benigni seine Dreharbeiten unterbrechen, um vor der vatikanischen Kongregation seine Geschichte zu erzählen, eine Geschichte, die vielleicht ein potenzielles Wunder birgt.

Benignis Abenteuer

In seiner überschwänglichen und ausufernden Art berichtet Benigni, dass er eines Nachts aufgefordert wird, im Vatikan zu erscheinen. Damit der Papst nun endlich die ewige Ruhe finden möge, sei er, Benigni, dazu auserkoren worden, am Sterbebett des kranken Papstes den Don Quixote zu spielen. Doch da der berühmte Schauspieler nicht ohne Sünden und überdies aus der Kirche ausgetreten ist, bedarf es einiger Vorkehrungen: Zunächst vor allem der Reinigung, später der Taufe und der Kommunion. Erst danach schlüpft Benigni in sein Kostüm und hilft, wenn auch nicht als Don Quixote sondern als Spaßmacher Sancho Pansa, Johannes Paul II. aus seinem jetzigen Leben heraus.

Das Gedächtnisprotokoll seiner vatikanischen Erlebnisse gerät dem Komödianten Benigni zum extraordinären Theaterauftritt, und seine Geschichte erreicht mit dem Wunder einer Geburt ihren Höhepunkt und ihre Vollendung. Die Kommission ist zufrieden. Das Verfahren zur Seligsprechung des Papstes wird zu einem glücklichen Abschluss kommen können.

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Links
Krok - Eberhard Petschinka
Hörspieldatenbank - Santo subito