Auf den Spuren des Schlafes
Der Tod und das Mädchen II
Anne Bennent und Hanna Schygulla sind auf einer jüngst bei col legno erschienen CD mit Musik von Olga Neuwirth zu hören. Das Hörstück "Der Tod und das Mädchen II", basiert auf einer Zusammenarbeit von Olga Neuwirth mit Elfriede Jelinek.
8. April 2017, 21:58
Ausschnitt aus "Der Tod und das Mädchen II"
Dornröschen kann nicht so leicht Frieden finden mit sich und vor allem mit den sie umgebenden gesellschaftlichen Bedingungen. Gemeint ist das Hörstück "Der Tod und das Mädchen II", das nun erschienen ist, wenn auch schon sieben Jahre früher entstanden, eine Zusammenarbeit von Olga Neuwirth mit Elfriede Jelinek.
Olga Neuwirth verleiht dem Schrecken und der gleichzeitig doch manchmal aufblitzenden Leichtigkeit dieses Dornröschen-und-der-Prinz-Textes eine auch gar nicht friedvolle Klanglichkeit zwischen Science Fiction und Küssen-Müssen.
Beißende Zeitkritik
Der eisige Schrecken des ewig Geküsst-werden-Müssens, die Abhängigkeit voneinander - von Küssen und Geküsst-Werden, Geküsst-werden-Wollen und Nicht-geküsst-werden-Wollen. Die Einspielung mit den Stimmen von Anne Bennent und Hanna Schygulla und einer von Gottfried Hüngsberg programmierten Computerstimme wurde jüngst auf CD bei col legno veröffentlicht, produziert im Jahr 2000 am ZKM in Karlsruhe mit Christian Venghaus.
"Das Dornröschen-Märchen zwischen Science Fiction und beißender Zeitkritik", heißt in einer Label-Publikation über "Der Tod und das Mädchen II", "Elfriede Jelinek begibt sich in ihrem Text auf die Spuren des Schlafes, des Scheintodes", des Dämmerns und doch Wachseins und spürt zugleich Machtspielen und Geschlechterkämpfen nach.
Olga Neuwirth über ihre "Vertonung" von Elfriede Jelineks Text: "Über die Wörter hinaus sagt die Musik vielleicht das Unsagbare; die fließende Verzauberung, die Klischee und Ironisierung nicht ausspart; sie kehrt zurück wie die Erinnerung, die uns nicht verlässt."
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CD, Olga Neuwirth, "Der Tod und das Mädchen II", col legno
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