Der Hürdenlauf der Erinnerung

Die Topographie des Terrors

Nach mehr als zehnjähriger Planung haben in Berlin die Bauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen SS-Zentrale begonnen. Nach den Plänen von Ursula Wilms soll bis 2010 ein Gebäude entstehen, in dem an die Opfer des Naziterrors erinnert werden soll.

Berlin schlägt ein neues Kapitel in der scheinbar unendlichen Geschichte der Topographie des Terrors auf. Zwölf Jahre nach dem ersten Spatenstich für das NS-Dokumentationszentrum auf dem Gelände der ehemaligen Gestapo-Zentrale in Berlin wurde der Bau am 2. November 2007 symbolisch neu gestartet.

Nachdem die Umsetzung des ersten Entwurfs des Schweizer Architekten Peter Zumthor aus den frühen 1990er Jahren an den horrenden Kosten gescheitert war, soll nun bis 2010 ein einfacheres Gebäude nach den Plänen der Berliner Architektin Ursula Wilms realisiert werden.

Berlins meistbesuchte Ausstellung

Seit 1997 wird auf dem Gelände eines der wichtigsten ehemaligen Machtzentren der Nationalsozialisten eine Freiluftausstellung zur Politik und der Repression des NS-Staats gezeigt. Bereits heute zählt die Ausstellung in unmittelbarer Nachbarschaft der früheren Berliner Mauer, des Martin-Gropius-Baus und des ehemaligen Preußischen Landtags, dem heutigen Sitz des Abgeordnetenhaus mit jährlich 400.000 Besucherinnen und Besuchern zu den meistbesichtigten Ausstellungen Berlins.

Einstiges Machtzentrum des NS-Staates
Im Karree zwischen der damaligen Prinz-Albrecht-Straße, der Wilhelmstraße und der Anhalter Straße hatten sich nach 1933 die Geheime Staatspolizei, die SS-Führung und das Reichssicherheitshauptamt angesiedelt. Das nahe gelegene Hotel Prinz Albrecht diente als Sitz der Reichsführung-SS. Mehr als 15 000 Menschen wurden in den Kellern gefoltert, viele in den Tod getrieben. "Auf engem Raum entstand damit das eigentliche Regierungsviertel des nationalsozialistischen SS- und Polizeistaats", heißt es in einer Dokumentation der Stiftung Topographie des Terrors.

Erster Versuch
Die Stiftung war bereits 1992 gegründet worden. Gleichzeitig wurde bereits damals entschieden, ein Dokumentations- und Besucherzentrum zu bauen. Den ersten Architektenwettbewerb hatte 1993 der Schweizer Architekt Peter Zumthor gewonnen, der auf dem Gelände in der Nähe des Potsdamer Platzes ein aufwändiges Gebilde auf Betonsäulen errichten wollte. Nachdem die Kostenschätzung von ursprünglich rund 19 auf etwa 40 Millionen Euro in die Höhe geschnellt war und zusätzlich die Firma, die den Spezialbeton hergestellt hat, in Schwierigkeiten geriet, wurde der Bau gestoppt und 2004 - trotz Zumthors Widerstand - die schon erstellten Elemente wieder abgerissen.

Zweiter Versuch

Im März 2004 trat der langjährige Leiter der Stiftung, Reinhard Rürup, aus Protest von seinem Amt zurück. Der heutige Stiftungsleiter Andreas Nachama hat sich erleichtert geäußert, dass nun realistische Pläne vorlägen. Die neue Ausstellungshalle mit rund 2.800 Quadratmetern soll quadratisch und eingeschossig werden.

Ursula Wilms hat einen kubischen Baukörper mit einer Glas-Metall-Fassade entworfen, der parallel zum jetzigen Ausstellungsgraben Ausstellungs- und Veranstaltungsräume beherbergen soll. Auf den Freiflächen sollen die einstigen Zellen und Folterkeller über einen Rundweg erschlossen werden.

An dem symbolischen Baubeginn nahmen der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und der Staatssekretär im Bundesbauministerium, Engelbert Lütke Daldrup, teil.