Neuigkeiten aus der Augenheilkunde

Augentagesklinik

An der Wiener Universitätsklinik für Augenheilkunde gibt es die erste Tagesklinik für Operationen am Auge. Neue Medikamente zur Behandlung der feuchten Makula-Degeneration können die Krankheit stoppen und eine Besserung des Sehvermögens erzielen.

Seit Beginn des Jahres gibt es am AKH Wien die erste Tagesklinik für Operationen am Auge. Das Prinzip einer Tagesklinik ist rasch beschrieben. Die Patienten werden mit dem Know-how und der technischen Ausstattung einer Universitätsklinik behandelt und können das Krankenhaus noch am selben Tag verlassen.

Über 2.000 Operationen

Derzeit werden an der Tagesklinik der Wiener Universitätsklinik für Augenheilkunde vor allem Operationen aufgrund eines Grauen Stars durchgeführt. Seit Bestehen der Tagesklinik wurden über 2.000 dieser Linsen-Ersatz-Operationen durchgeführt.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Menschen mit einem guten Allgemeinzustand können unmittelbar nach dem Eingriff wieder in ihre eigenen vier Wände zurückkehren. Und das Gesundheitssystem wird durch diese ambulanten Eingriffe natürlich entlastet.

Falls allerdings die Betreuung der Patienten zu Hause nicht gewährleistet ist oder aus medizinischen Gründen eine Beobachtung ratsam erscheint, können die Operierten natürlich - wie bisher - auch mehrere Tage im Spital verbringen.

Der graue Star

Der graue Star, von Augenärzten als Katarakt bezeichnet, ist die häufigste Erkrankung des Augeninneren. Dabei handelt es sich ganz einfach um die meist altersbedingte Trübung der Linse.

In Österreich werden jährlich Zehntausende Katarakt-Operationen durchgeführt. Dieser Eingriff gehört zu den sichersten überhaupt. Komplikationen sind höchst selten. Kaum zu glauben, wenn man bedenkt, dass es sich doch um ein sehr diffiziles Vorgehen handelt.

Die moderne Katarakt-Chirurgie

Zu Beginn der Operation werden die äußeren Schichten des Auges am Übergang zwischen klarer Hornhaut und Lederhaut mit einem winzigen Schnitt durchtrennt. Dann wird der vordere Anteil der Linsenkapsel eingeschnitten und mit der Pinzette aus dem Auge gezogen.

Danach wird der Linseninhalt mit einem Hochfrequenz-Ultraschallgerät verflüssigt und abgesaugt. Somit bleiben nur noch die intakte hintere Linsenkapsel und die seitlichen Teile der vorderen zurück. Sie formen einen nach vorne offenen schlaffen „Kapselsack“. Jetzt kann der Operateur die Kunstlinse einsetzen und ihre Bügel im Kapselsack verankern. Die neue Linse hat somit ihren sicheren Halt in der hinteren Augenkammer.

Die Makula-Degeneration

Bei dieser Augenerkrankung ist der gelbe Fleck (Makula), also die Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhautmitte betroffen. Im Laufe des Lebens wird die Makula bei vielen Menschen durch degenerative Vorgänge geschädigt. Die ersten Anzeichen machen sich meist beim Lesen bemerkbar. Mitten im Schriftbild, dort, wo die Betroffenen gerade hinschauen, trübt ein verschwommener Fleck die klare Sicht.

Es werden zwei Formen der Makula-Degeneration unterschieden: die trockene und die feuchte. Gegen die eher langsam fortschreitende trockene Makula - Degeneration gibt es keine wirksamen Therapien.

Strategien gegen die feuchte Makula-Degeneration

Bei der feuchten Makula-Degeneration kommt es zur Neubildung von Blutgefäßen, die die Sinneszellen auf der Netzhaut zerstören. Bereits seit vielen Jahren wird die photodynamische Therapie zur Verödung der entstandenen Blutgefäße eingesetzt. Nun wurden auch zwei Präparate einer neuen Wirkstoffklasse zugelassen, die so genannten Anti-VEGF-Substanzen.

Diese Medikamente verhindern die Neubildung der unerwünschten Blutgefäße - ein sehr erfolgreicher Ansatz. Sie können diese Erkrankung nicht nur bei vielen Patienten stoppen, sondern führen bei einem Teil der Behandelten sogar zu einer Verbesserung des Sehvermögens. Das Problem - diese Medikamente sind sehr teuer und werden derzeit nicht von den Kassen bezahlt.

Weitere Wirkstoffe gegen eine Vielzahl von Augenerkrankungen werden bereits klinisch getestet. Somit stehen wir am Beginn einer neuen Epoche in der Augenheilkunde.

Ethisch bedenklich?

Die beiden derzeit für die Behandlung der feuchten altersbedingten Makula-Degeneration zugelassenen Anti-VEGF Substanzen sind Pegaptanib und Ranibizumab. Diese werden in den Augapfel verabreicht. Ranibizumab ist ein Fragment eines anderen Medikamentes, nämlich des Bevacizumab. Diese Substanz - ebenfalls ein Angiogenese-Hemmer ist zur Behandlung von Dickdarmkrebs und anderen Krebsarten zugelassen und ist um den Faktor 30(!) billiger als Ranibizumab.

Daher wird Bevacizumab in zunehmendem Ausmaß auch gegen die Makula-Degeneration eingesetzt, obwohl es dafür nicht zugelassen ist. Experten nennen dies "off label" - Anwendung. Befürworter dieser Vorgangsweise meinen, dass das Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil beider Substanzen wahrscheinlich vergleichbar sind und durch den niedrigeren Preis mehr Erkrankte behandelt werden können. Die Gegner kritisieren den Mangel an seriösen Studien und weisen auf die ungelösten Haftungsfragen hin!

Diskutieren Sie mit!

Wenn Sie Fragen haben oder von Ihren eigenen Erfahrungen berichten möchten, dann rufen Sie während der Sendung unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 22 6979 an, oder posten Sie hier.

  • Wurden Sie am Grauen Star operiert und hat sich ihr Sehvermögen wieder verschlechtert?
  • Gibt es in Ihrer Familie Menschen, die an der Makula-Degeneration erkrankt sind?
  • Welche Untersuchungen sind nötig, damit Sie sich der Gesundheit Ihrer Augen vergewissern können?
  • Würden Sie sich mit einem billigeren Medikament, dessen Wirkung nicht völlig geklärt ist, behandeln lassen?
  • Was können die neuen Anti-VEGF-Substanzen wirklich leisten?
Nach der Sendung beantwortet Univ.-Prof. Dr. Ursula Schmidt-Erfurth, Leiterin der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie am AKH Wien, bis ca. 15.20 Uhr Ihre Postings.

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Hör-Tipp
Radiodoktor - Medizin und Gesundheit, Montag, 5. November 2007, 14:20 Uhr