Spezialist für gebrochene Charaktere

Trauer um Romuald Pekny

Burgschauspieler Romuald Pekny ist tot. Der gebürtige Wiener, einem breiten Publikum bekannt geworden als "Abraham a Sancta Clara" des österreichischen Fernsehens, ist am Freitagfrüh im Alter von 87 Jahren in Linz gestorben.

Nachruf von Hans Langsteiner

Er war zehn Jahre lang der "Abraham a Sancta Clara" des österreichischen Fernsehens: Der gebürtige Wiener Romuald Pekny ist Freitagfrüh im Alter von 87 Jahren in einem Linzer Krankenhaus nach langer, schwerer Krankheit gestorben.

Am 1. Juli 1920 in Wien als Sohn eines Justizbeamten geboren, absolvierte Pekny zunächst eine kaufmännische Lehre und besuchte erst als 26-Jähriger das Wiener Max-Reinhardt-Seminar. Auf sein Debüt am Schönbrunner Schlosstheater folgten Engagements am Landestheater Linz, am Basler Theater und bei den Bühnen der Stadt Köln. Ab 1958 war er ununterbrochen Ensemble-Mitglied der Münchner Kammerspiele und gastierte daneben am Wiener Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen.

Shakespeare-Darsteller

Drei bedeutende Shakespeare-Rollen spielte Pekny in München noch unter Fritz Kortner - 1961 "Timon von Athen", 1962 (und 1964 am Burgtheater) den Jago im "Othello" und 1963 "Richard III". Für seine Darstellung des Salieri bei der deutschsprachigen Erstaufführung von Peter Shaffers "Amadeus" 1981 am Burgtheater erhielt er die Kainz-Medaille.

Auch als Mephisto in Dieter Dorns gefeierter und später verfilmter Inszenierung von Goethes "Faust" brillierte Pekny mit seiner Schauspielkunst, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde, unter anderem 1982 mit dem Grillparzer-Ring und 1995 mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst.

Gebrochene Charaktere

1986 wurde der Kammerschauspieler zum Professor ernannt. Vor allem die gebrochenen, nachdenklichen Charaktere mit Schwächen und Ängsten waren seine Stärke - Herrschergestalten, die Würde und Milde, Weisheit, Nachdenklichkeit und plötzlich aufflammende Strenge vereinen.

Einem breiten Publikum wurde Romuald Pekny durch Rollen in zahlreichen Fernsehspielen und Literaturverfilmungen ein Begriff. So erlebte man ihn beispielsweise 1964 unter der Regie von Peter Beauvais in "Professor Bernhardi" nach dem Stück von Arthur Schnitzler. In Rolf von Sydows "Der Floh im Ohr" (1966) nach dem französischen Schwank von Georges Feydeau spielte er die Doppelrolle des Bankdirektors Viktor Emanuel Chandebise beziehungsweise. des Hausdieners Poche. Unter der Regie von Johannes Schaaf mimte er den König Peter in Georg Büchners Lustspiel "Leonce und Lena" (1975) an der Seite von Klaus Maria Brandauer als Prinz Leonce und Sylvia Manas als Lena.

Casanova und Schüler Gerber

Als Casanova glänzte Pekny 1975 erneut an der Seite von Klaus Maria Brandauer in "Frag nach bei Casanova", für Claus Peter Witts historischen Mehrteiler "Wallenstein" (1978) stand er als Ferdinand II. neben Rolf Boysen vor der Kamera.

Zu Peknys weiteren Fernseharbeiten zählten unter anderem Wolfgang Glücks "Der Schüler Gerber" (1981) nach dem Roman von Friedrich Torberg. Pekny wirkte auch in Glücks für den Auslands-Oscar nominiertem Film "38" mit.

Letzte Rolle am Burgtheater

Zu seinem 85. Geburtstag hatte Pekny das Große Silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich erhalten. Am Burgtheater war er zuletzt im Jahr 1992 in der Rolle des Aleksandr Vladimirovic Serebrjakov in Tschechows "Onkel Vanja" zu sehen.

Trauer um Pekny

Tief betroffen vom Ableben von Romuald Pekny zeigte sich Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ). "Romuald Pekny ist jedem von uns zumindest als Darsteller des Abraham a Sancta Clara gegenwärtig. Fast so wie dieser herausragende Prediger der Neuzeit liebte er die großen Gesten und den pathetischen Auftritt", so die Ministerin in einer Aussendung. Mit Pekny habe immer eine Entrückung in eine andere Welt stattgefunden: "Jede Rolle schien ihm auf den Leib geschrieben zu sein. Die Bühnenwelt, die Welt des Wortes, verliert mit seinem Tod einen ihrer größten Vertreter", so Schmied.