Diplomarbeit über partizipativen Film und Firmengründung

Roman Sorger, Produzent

Zum Film kam er über Umwege: Produzent Roman Sorger, Jahrgang 1976, der an der Filmakademie Wien studiert. Mit dem "Berlin Today Award 2005" hatte er den Wendepunkt. Zurzeit gründet er eine eigene Firma in Berlin und arbeitet an seinem Diplom.

"Ich habe mit 16 begonnen, in einer Kirche schau zu spielen, weil ich als Jugendlicher damit auf meine Probleme aufmerksam machen wollte. Nach der Matura habe ich dann zunächst internationale Betriebswirtschaftslehre an der Uni Wien studiert, knapp danach aber auch eine Schauspielausbildung an der Filmschule Wien absolviert. Ich habe aber entdeckt, dass ich organisatorisch im Zusammenführen von Menschen besser als vor der Kamera bin.

Meine Fähigkeiten liegen offenbar in der Filmproduktion, Finanzierung und Vermarktung. Und durch die verschiedenen Lebenswelten wie Wirtschaft, Glaubensbereich, Kreativ-Bereich und Studium, die ich kennen gelernt habe und deren Wünsche ich kenne - in diesem Rahmen sehe ich meine Tätigkeit als Produzent", erzählt Roman Sorger, der aus dem Burgenland stammt, Jahrgang 1976, und seit 2000 Filmproduktion an der Filmakademie Wien studiert. Beenden wird er sein Studium voraussichtlich im Juni 2008.

Der Nachwuchs-Produzent, dessen Eltern Weinbauern sind ("Sie haben die Fähigkeit über den Tellerrand zu schauen. Ich hatte nie Druck von zuhause, sondern wurde unterstützt"), sieht in seiner Tätigkeit als Produzent vor allem eines: "Das Zusammenbringen der Fähigkeiten der einzelnen Menschen - und das Ermöglichen der Umsetzung ihrer Träume."

Was einen guten Produzenten ausmacht

"Einer, der weiß, was er will, der sich nicht nur punkto Finanzierung und Vermarktung, sondern auch in der Auswahl der Geschichten vorbereitet. Einer, der versucht, in Menschlichkeit die Extreme von Traum und Wirklichkeit auf den Punkt zu bringen. Und dafür sorgt, dass die Message des Werks nicht verloren geht", skizziert Sorger, was er unter einem guten Film-Produzenten versteht.

Große und umfassende Berufspraxis

Seit 1999 konnte Sorger vielfältige Erfahrungen sammeln: so machte er unter anderem Produktionsleitung beim Musical "Torn" (Regie: Birgit Stauber, 2000/01), Ausstattungs- und Produktionsassistenz, Aufnahmeleitung bei Werbefilmen, Produktionsleitung-, Produzenten- und Vermarktungstätigkeit bei den Kurzfilmen "Prises de vues", "Drolle de guerre" und "Random" (Regie: Sebastian Meise), "Ausziehen" (Regie: Christoph Brunner), "Brückenschlag" (Regie: Johann Moder, alle 202), war 2003 im Organisationsteam des Filmakademie-Festivals und arbeitete beim Projekt "100 Jahre Swarovski" für die Neueröffnung der "Kristallwelten" in Wattens mit, 2004 war er für die Vermarktung des Films "Auswege" von Nina Kusturica auf der Berlinale sowie für die Postproduktionsleitung von Marco Kalantaris "Ainoa" verantwortlich. Im Jahr 2005 war er Creative Producer bei Samuli Valkamas "Alright Love" sowie Producer bei "Tabicamiento" von Catalina Molina.

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2006 wirkte er bei der Drehbuch- und Projektentwicklung für die "Bob Curtis"-Dokumentation Christoph Dostals sowie beim Dreh der Doku "Franz Hirzabauer - das 2.Vatikanum geht in Pension" von Johanna Moder mit. 2007 war er Assistent des Produzenten in der Frames Filmproduktion sowie Executive Producer bei "adieu bonjour" von Timo Hübsch.

Wendepunkt mit "Berlin Today Award" 2005

Eine der wichtigsten Arbeiten für den jungen Filmproduzenten war "Alright love" des finnischen Regisseurs Samuli Valkama, für den beide 2005 mit dem "Berlin Today Award" ausgezeichnet wurden. "Es war eine sehr spannende Produktion, da ich Samuli Valkama bis ein Monat vor dem Dreh nicht kannte und wir damals nur über Internet kommunizierten. Diese Arbeit war für mich ein wichtiges Feedback, international zu denken und zu arbeiten", resümiert Roman Sorger.

Arbeit an Priester-Doku "Franz Hirzabauer" ...

Ebenfalls eine wichtige aktuelle Arbeit ist für Sorger die Dokumentation "Franz Hirzabauer - das 2.Vatikanum geht in Pension" von Johanna Moder.

"Ich bin im Glauben aufgewachsen und wollte diese Doku um einen Priester, der in Pension geht, unbedingt machen."

... und an Doku über Tänzer Bob Curtis

Ein anderes interessantes Projekt ist die Dokumentation über den schwarzafrikanischen Tänzer Bob Curtis: "Sein Vater wurde 1858 geboren und war noch Sklave. Bob, der aus San Francisco stammt, hat mit so bedeutenden Leuten wie Martha Graham zusammengearbeitet. Er hat eine Brücke zwischen Weißem und Schwarzen Tanz geschlagen", so Sorger über das Projekt, das bis Ende 2008 fertig sein wird.

Diagonale-Preis, Venedig und Berlinale Campus

Kein Wunder, dass die Branche auf den ambitionierten Produzenten bereits vor seinem großen Erfolg mit "Alright Love" aufmerksam wurde:

So erhielt er für den Kurzfilm "Prises de vues" (Regie: Sebastian Meise) den Preis der Jugendjury der Grazer Diagonale 2003 und der Streifen im Rahmen der Reihe "Nuovi territori" bei den Filmfestspielen Venedig gezeigt. Weiters wurde Sorger zum Berlinale Talent Campus 2003 und 2005 eingeladen.

Diplomarbeit über partizipativen Film

In seiner Diplomarbeit setzt sich Sorger mit dem Thema "Film 2.0 - Anfänge des partizipativen Films in der österreichischen Filmindustrie" auseinander.

"Es geht darum, dass eine Produktionsfirma in Kontakt mit einer Community kommt. Konkret ist das ein Wiener Gymnasium mit etwa 150 Schülern, die über eine Plattform an der Herstellung eines Musikvideos andocken können. Ich habe nun drei Bands ausgewählt, deren Songs im Netz stehen. Nun wählt die Community aus, welches Lied sie umsetzen will. Das Video soll im Jänner 2008 fertig sein. Bis zur Marktreife wird es rund ein Jahr dauern. Eine wissenschaftliche Analyse der Vermarktungsmöglichkeiten via Netz wird meine schriftliche Diplomarbeit sein."

Mit Überzeugung Filme produzieren

Außer mit der Gründung der "Leyendas Filmproduktion" in Berlin arbeitet der junge Produzent derzeit an zwei Dokumentationen und sammelt Drehbücher.

Was sein größter beruflicher Zukunftswunsch ist? "Kinofilme zu produzieren, die international vermarktbar sind und TV-Serien und Dokus zu machen, die meinen Ideen entsprechen. In meiner eigenen Firma oder mit anderen zusammen", so Roman Sorger.