Genau so soll es sein

Kochen und um die Wette fressen

Wettkochbewerbe bekommen unglaublich viel Sendezeit, dagegen sind die Berichte über diverse Wettfressen bestenfalls mediale Kuriositätenrülpser. Vielleicht sollte man attraktivere Bewerbe erfinden, komplexe kulinarische Mehrfachwettbewerbe etwa.

Koch-Shows im Fernsehen sind Quotenhits! Weiß irgendwer warum? Ich habe mich gestern selbst gefragt und nur ein Achselzucken von mir als Antwort bekommen. Danach zappte ich ins nächste Programm und erwischte ein Kochduell zwischen einem Profi und einem Amateur. Vielleicht schaut man sich das an, weil man da jemanden sieht, der arbeitet. Nicht so wie in den Abendserien, wo eigentlich nie gearbeitet wird. Da wird gelacht, geweint, mit den Augen gerollt, miteinander geschlafen, ungefähr so, wie mit den Augengerollt wird und so weiter, nur gearbeitet wird nicht.

Die beiden schälten, schnipselten mit der einen Hand Apfelspalten, rüttelten mit anderen an einer Pfanne, schleckten sich im Takt die Finger ab, und verhauten die Nachspeise ihres Wettkochens derart, dass eines der Jurymitglieder, ein sehr dicker Mann, der sich als Dessert-Junkie outete, beim bloßen Anblick der seltsamen Speise, ein paar Kilo abnahm.

Wettkochbewerbe bekommen unglaublich viel Sendezeit, dagegen sind die Berichte über diverse Wettfressen bestenfalls mediale Kuriositätenrülpser. Der Wiener Wienerschnitzelfresslandesmeister, der Marillenknödelverschluckkaiser oder der Hamburgervertilgungsweltmeister scheinen nicht wirklich interessant zu sein. Vielleicht sollte man attraktivere Bewerbe erfinden, komplexe kulinarische Mehrfachwettbewerbe etwa. Ich schlage den Saumeisendreikampf vor. Erster Teil, das Kochen der Saumeise, zweiter Teil Saumeisenweitwerfen, dritter Teil "Fangen der geworfenen Saumeise mit dem Mund und verzehren, ohne die Hände zu verwenden". Das stärkt die Gruppendynamik, macht Spaß und ist vertrottelt genug, um Anhänger zu finden.

So! Jetzt ist Schluss mit Fressen, jetzt wird gekocht. Johann Lafer hat in einem dreistündigen Wettbewerb gegen fünf Amateure gekocht, so steht es im Datenfischernetz. Wahrscheinlich mit verbundenen Augen und simultan. Ich fordere ihn zu einem Duell mit dem Koch-Computer auf.

Eine besonders unappetitliche Form des Wettkochens fand im vergangen September in den USA statt. Beim "Road Kill Festival" in West Virginia werden Tiere um die Wette verkocht, die am Highway zu Tode gefahren wurden. Murmeltiere, Klapperschlangen, Beutelratten, und Ähnliches, klassische amerikanische Haumannskost eben. Diese Veranstaltung geht auf ein 1998 verabschiedetes Gesetz zurück. Es erlaubt das Mitnehmen von überfahrenen Tieren, wenn der Vorfall binnen zwölf Stunden gemeldet wird. Ich konnte nicht erfahren, ob man das Tier nachweislich selbst überfahren muss, oder ob man auch halbverweste Esel, Katzen oder Ähnliches mitnehmen darf. Das platt gewalzte Eichkätzchen, das vor kurzem vor mir auf der Fahrbahn lag, nahm ich nicht mit. Zur Beruhigung aller meiner Gäste, die vor kurzem die kleinen, dünnen Schnitzel so köstlich exotisch fanden, es war keine "Saltimbocca from the Road".