Ein Flug durch turbulente Zeiten

50 Jahre AUA

Ihr erster Flug ging fast auf den Tag genau vor 50 Jahren nach London abgehoben. Nur ein Absturz vor Moskau im Jahr 1960 trübt das sonst makellose Image dieser Fluglinie. Das Abenteuerliche in der Geschichte der AUA ist hingegen eher im Wirtschaftlichen zu suchen.

AUA-Chef Alfred Ötsch zur jüngeren Vergangenheit

Am 31. März 1958 hob zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg ein österreichisches Passagierflugzeug in Richtung London ab.Die Abkürzung AUA für Austrian Airlines rief anfangs Spott hervor, auch weil die vier Turboprop-Maschinen des Typs Vickers Viscount ein mehr als bescheidener Neustart der österreichischen Zivilluftfahrt waren.

Knapp zweieinhalb Stunden betrug die Flugzeit, nicht viel mehr als heute, denn wenn auch die reine Flugzeit in der Luft kürzer geworden ist, die Warteschleifen und das komplizierter gewordene Handling am Boden brauchen wesentlich mehr Zeit als früher. Eine Stewardess erinnert sich: Bei einem der ersten Flüge gab es nur einen einzigen Passagier, der von den drei Stewardessen nahezu im Triumph an Bord der 48-sitzigen Maschine geleitet wurde. Der einzige Unfall der AUA mit Todesopfern ereignete sich 1960. Kurz vor Moskau stürzte eine AUA-Maschine bei Schlechtwetter ab, 30 Menschen starben.

Vorteil Ost-West-Drehscheibe

Das Abenteuerliche in der Geschichte der AUA verlagerte sich dann bald auf die wirtschaftliche Ebene. Die AUA leistete Pionierarbeit bei den Verbindungen ins damals kommunistische Osteuropa und konnte sich unter den westlichen Airlines als Marktführer nach diesen Destinationen durchsetzen. Der Vorteil der Ost-West-Drehscheibe mit Hilfe der AUA ist dem Flughafen Wien Schwechat bis heute geblieben.

Ähnlich erfolgreich baute die AUA Flugverbindungen in den Nahen und Mittleren Osten auf. Wirtschaftlich gesehen, waren das gute Entscheidungen, denn auf diesen Linien flogen und fliegen besonders viele Geschäftsleute, die den vollen Ticketpreis zahlen.

Immer wieder hat es Konflikte mit den Piloten gegeben, die aber alle - auch unter Einschaltung der Sozialpartnerschaft - beigelegt werden konnten, auch wenn es zu Streiks gekommen ist.

Die "österreichische Lösung"
Im Zuge der allgemeinen Privatisierungswelle kam die AUA 1988 an die Börse. Legendär das Duell, das sich AUA und Lauda Air jahrelang lieferten, bis Niki Lauda seine Airline mitsamt dem Namen an den Erzfeind AUA verkaufen musste. AUA-Chef Alfred Ötsch erinnert an das mühevolle Zustandekommen der so genannten österreichischen Luftfahrtlösung, mit der Übernahme der Tyrolean Airways 1994, der Lauda Air 1997 und der Rheintalflug 2001. Heute verfügt die AUA-Gruppe über rund 100 Maschinen.

Harte Konkurrenz

Aber auch die AUA selbst war immer wieder mit Übernahmegerüchten oder Übernahmeversuchen konfrontiert, anfangs war die Swissair, nach deren finanziellem Absturz immer wieder die Lufthansa im Gespräch.
Denn die AUA hatte trotz der guten Marktposition in Osteuropa und in Nahost stets mit harter Konkurrenz kämpfen, vor allem in den letzten Jahren gegen die Billigflieger.

Strikter Sparkurs
Seit Herbst 2006 muss ein strikter Sparkurs eingeschlagen werden, die Langstreckenflüge nach Ostasien wurden gestrichen. Jetzt soll der saudiarabische Investor Al-Jaber mit einem Investitionsschub von 150 Millionen Euro dafür sorgen, dass die AUA ihren mühevollen Alleinflug fortsetzen kann. Das sei weder Selbstzweck noch nationale Eitelkeit, meint AUA-Chef Alfred Ötsch, es gehe um den Flughafen Wien als Drehscheibe zwischen Ost und West und damit um den Wirtschaftsstandort Österreich. Daher wird die AUA auch in fünf Jahren ihr Streckennetz nach Osteuropa und vermehrt in den Nahen Osten als eigenständige Airline bedienen.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 28. April 2008, 9:45 Uhr

Links
Austrian Airlines
Wikipedia - AUA