Tito und Ceausescu - fast eine Liebe
Zwei gute Kumpel
Josip Broz Tito und Nicolae Ceausescu waren gute Freunde und trafen einander regelmäßig auf den beiden Seiten der Donau, wo sie sich prächtige Villen haben bauen lassen, um die schöne Natur, die sie beide sehr liebten, und die Donau zu genießen.
8. April 2017, 21:58
In der großen europäischen "Familie der sozialistischen Staaten", die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist, haben sich zwei Länder und ihre Anführer einen speziellen Status geschaffen. Der jugoslawische Staatspräsident Josip Broz, Spitzname Tito, und der rumänische Präsident Nicolae Ceausescu haben sich innerhalb des "Ostblocks" eine beträchtliche Autonomie gegenüber Moskau "erobert", um alleinige Herren in den eigenen Häusern sein zu können.
Im Westen fand diese Unabhängigkeit gegenüber den Sowjets fruchtbaren Boden und man war nie sparsam, die beiden Regimes mit anständigen Summen zu unterstützen. Was hinter den "Freiheiten" in den beiden Ländern stand, wollte man nicht gründlich zu eruieren oder zumindest nicht der Weltöffentlichkeit zur Schau gestellt wissen.
Zwei Kumpel
Die beiden Herren, Tito und Ceausescu, genossen diese Lage, das kann man schon sagen, in königlicher Manier. Tito wurde der Liebling der Weltpolitik, Ceausescu etwas weniger, Tito wurde ein immer gern gesehener Gast, Ceausescu nicht in diesem Maße, aber die beiden hatten miteinander einen sehr freundlichen Kontakt gepflegt. Auf der Web-Seite von Open Society Archives (OSA), kann man eine ausführliche Bilanz von diesen Treffen und Beziehungen lesen.
Die großen Bauwerke
Die Bürger Jugoslawiens haben – was nur selten vorkommt - immer das Beste über den Nachbarn Rumänien gedacht. Im Unterschied zu den anderen Nachbarnstaaten, mit denen immer wieder erfundene und nicht erfundene Probleme zu lösen waren, gab es mit Rumänien keine Streitereien, ganz im Gegenteil. Die beiden Staaten haben gemeinsam eines der größten Bauprojekte des 20. Jahrhunderts in Europa - das Kraftwerk beim "Eisernen Tor" an der Donau- errichtet. Ceausescu bewies seine Zuneigung zu monumentalen Bauten mit dem Präsidentenpalast, dem heutigen Sitz des Parlaments und nach dem Pentagon das zweitgrößte Gebäude der Welt.
Tito und Ceausescu trafen sich regelmäßig, entweder auf der jugoslawischen oder auf der rumänischen Seite. Worüber sie sprachen war wir für die Menschen ohne größere Bedeutung. Wichtig war, dass sich die alten Freunde getroffen haben und dass sie, ohne Zweifel, etwas für ihre Völker getan haben.
Dark side of the moon
Dass das System so lange gedauert hat (und im Fall Jugoslawiens seinen Gründer noch zehn Jahre überlebte) kann man nicht mit dem toleranten Benehmen des Westens gegenüber den Chefs erklären. Man kann auch nicht die "Russen" und ihren Druck beschuldigen. 1998 hat der slowenische Schriftsteller Drago Jancar eine spannende Ausstellung unter dem Titel "Dark side of the moon - Die kurze Geschichte vom Totalitarismus in Slowenien - 1945-1990" in Ljubljana gemacht. Aus dieser Ausstellung konnte man einen einfachen Schluss ziehen; Nicht irgendjemand von wer weiß woher, hat Schuld wegen der Taten, die in dieser Periode verübt worden sind. Die Täter waren die Slowenen selbst. Selbstverständlich ist, dass die Ausstellung trotzt des damaligen großen Erfolgs und Fragen, die sie eröffnet hat, sehr schnell vergessen wurde.
Idioten
Diese einfache Wahrheit kann man auch für die anderen Länder verwenden. Der Begriff "Idiot" bezeichnete im antiken Griechenland, Menschen, die sich nicht für Politik interessierten und an den politischen Fragen ihres Staates nicht teilgenommen hat. Man kann sagen, dass in diesem Sinne die meisten Menschen des ehemaligen realen Sozialismus Idioten waren. Die Menschen versuchten ihren täglichen Bedürfnissen nachzugehen, ohne sich dabei in den heikleren Fragen der Gesellschaft einzumischen.
Der Staatsapparat hatte eine große Zahl von Bewohnern. Sie brauchten überhaupt nicht Mitglieder der Partei zu sein, ein sicheres und in den gegebenen Verhältnissen gutes Einkommen war ihnen garantiert. Es gab eine ausreichend große Masse von Systemnutzern, die einen "normalen" Lauf des Lebens in gegebenen Verhältnissen ermöglichte.
Die "Freiheit" und die Liebe
Es wäre sehr interessant zu erfahren, was sich hinter der Idee von "Freiheit" für durchschnittliche Bürger verborgen hat. Waren für sie der ständige Mangel an Konsumgütern im Vergleich zu den kapitalistischen Kontrahenten ein Signal, dass etwas in der Sache nicht stimmte? Wieso äußerten sie ihre Unzufriedenheit mit dem System in Momenten von extremem Mangel, der von Zeit zu Zeit die verschiedenen Sektoren des Lebens traf? Wegen politischen Gegnern und ihrer Verfolgung haben sie öffentlich nie reagiert. Sie waren ihrem eigenen Schicksal überlassen.
Tito und Ceausescu, zwei alte Kumpel, trafen einander regelmäßig aber und sprachen wer weiß worüber - Hauptsache ihre Bürger waren fast zufrieden und liebten ihre Anführer - die Liebe war gegenseitig, Tito und Ceausescu liebten ihre Völker.
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