Porträt eines "Umtriebigen"

Was man noch alles machen könnte

Felix Mitterer bezeichnet ihn als seinen Lieblingsschauspieler, für die Hauptrolle im Film "Erdenschwer" bekam er den Federico-Fellini-Preis. Hannes Thanheiser, 1925 in Wien geboren, geht viele verschiedene, aber durchwegs eigene Lebenswege.

Das Leben als junger Schauspieler

Nach dem Krieg war man froh, wieder ein bisschen Unterhaltung zu haben.

Hannes Thanheiser kam gerade von Dreharbeiten, im Spielfilm "Revanche" des österreichischen Regisseurs Götz Spielmann ist er als alter Bauer zu sehen, im Theater steht er immer wieder auf der Bühne, mit seinem Swingquartett Cafe Schmalz gibt er regelmäßig Konzerte.

Seinen biografischen Daten hat er auf seiner Homepage einen Satz als Motto beigestellt: "Was man gemacht hat, wird bedeutungslos gegenüber der Neugier, was man noch alles machen könnte."

An Ideen hat es Hannes Thanheiser nie gemangelt. Und die Möglichkeiten, die muss man sich selber schaffen, davon ist er überzeugt.

Erste Engagements

Bereits im Juni 1945 hat Hannes Thanheiser erste Engagements als Schauspieler, er tritt als Akkordeonsolist und musikalischer Begleiter im "Revuetheater Auge Gottes" in Wien auf, bald auch im legendären "Scala" und auf anderen Bühnen.

Er veranstaltet die beliebten "Kinoeinlagen": Jeweils vor dem Hauptfilm treten Künstler mit einem Kurzprogramm auf, auch eine wirksame Form der Arbeitsbeschaffung nach dem Krieg.

Er gründet mit der jungen Schauspielerin Rosemarie Isopp - später bekannt als Moderatorin der Radiosendung "Autofahrer unterwegs!" - die "Erste Wiener Kinderbühne", tritt in den Pausen als Clown auf.

In den Jahren nach 1950 stürzten die Theater plötzlich in eine Krise. Hannes Thanheiser findet einen neuen Weg. Er studiert - als Gasthörer - Innenarchitektur und Bühnenbild, macht erste Bühnenbilder für das "Wiener Künstlertheater", unter anderem für die beliebte "Horst Winter Revue".

Gründung des "Studio 1"

Hannes Thanheiser konzentriert sich in den nächsten Jahren auf die Gestaltung von Ausstellungen, in seinem Haus in Gersthof treffen sich Musiker und Künstler wie Helmut Qualtinger, Peter Weck, Friedrich Gulda und Fritz Stowasser, der sich später Friedensreich Hundertwasser nennen sollte.

Diese Treffen haben Folgen. 1954 eröffnet Hannes Thanheiser in der Wiener Innenstadt das Jazzlokal "Studio 1", heute ist in diesen Räumen das Jazz-Lokal "Porgy & Bess" zu finden. Friedrich Gulda, Joe Zawinul und andere Freunde von Hannes Thanheiser sind oft zu Gast im "Studio 1". Der Musiker, Schauspieler und Bühnenbildner Hannes Thanheiser leitet plötzlich ein gut besuchtes Jazz-Lokal - bis die Umstände zu schwierig werden und sich etwas Neues ergibt.

Vor vielen Jahren hat Hannes Thanheiser mit Freunden das Swingquartett "Cafe Schmalz" gegründet. Bei seinen Konzerten spielt Hannes Thanheiser auch auf dem Instrument, das er schon als Kind lieben lernte: das Akkordeon, die Ziehharmonika. Vor Jahrzehnten hat er eine Sammlung begonnen, die einzigartig ist - mit mehr als 250 Instrumenten - und die auch in einer einzigartigen Sammlung gezeigt werden soll, Hannes Thanheiser träumt vom ersten Akkordeonmuseum Österreichs.

Alte Häuser restaurieren

Von zwei wichtigen Bereichen im Leben von Hannes Thanheiser muss noch gesprochen werden: von seiner Arbeit für den Film und von seiner Liebe zu alten Häusern, die er in mühevoller Arbeit renoviert. Noch vor seinem jetzigen Zuhause, einem alten Rittersitz, hat er in Niederösterreich ein kleines Barockschloss, das einst von Lukas von Hildebrandt erbaut wurde, restauriert.

Als rings um das Schloss vieles neu gebaut wurde, verlor Hannes Thanheiser die Freude an seinem Barockschloss. Ein neues Domizil wurde gesucht und gefunden. Und wieder gab es viel zu tun, bis aus einem ehemaligen Rittersitz ein gemütliches Wohnhaus wurde. "Die Arbeit an den alten Häusern hält mich jung und gesund", sagt Hannes Thanheiser.

Hauptrolle in der "Alpensaga"

Unbedingt zur "Lebenslinie" gehört auch seine Arbeit als Schauspieler für den Film. Hannes Thanheiser hat in zahlreichen Filmen mitgespielt, er spielte eine Hauptrolle in der TV-Produktion "Alpensaga". Für seine Rolle im Film "Erdenschwer" wurde ihm 1990 der Federico-Fellini-Peis verliehen - als bisher einzigem Österreicher.

Felix Mitterer nannte Hannes Thanheiser einmal seinen Lieblingsschauspieler, er war bei den Tiroler Festspielen ebenso auf der Bühne zu sehen wie bei den Wiener Festwochen. In einer Aufführung von Karl Kraus' "Die letzten Tage der Menschheit" spielte er 16 Rollen und komponierte zum Teil auch noch die Bühnenmusik.

Vor drei Jahren wurde er in St. Pölten für sein Lebenswerk ausgezeichnet, ein Lebenswerk, das in viele Bereiche hineingeht und in dem immer Platz für Überraschungen ist.

Eigene Wege gehen

Vor vielen Jahrzehnten hatte Hannes Thanheiser in München ein "Atelier für Raum und Form" gegründet und Wohnungen und Häuser eingerichtet. In Niederösterreich hat er vor Jahren einen Straßenbahnwaggon von den Verkehrsbetrieben gekauft und die "Erste Straßenbahngalerie Niederösterreichs" gegründet.

Schon als Kind wollte Hannes Thanheiser selbstständig seine Wege gehen, daran hat sich bis heute nichts geändert. Als Schauspieler in Filmen und im Theater, als Musiker und Veranstalter, als Sammler, als Restaurator alter Häuser, als vielseitiger Künstler ist er sich und seinem Motto treu geblieben: "Was man gemacht hat, wird bedeutungslos gegenüber dem, was man noch alles machen könnte."