60 Jahre und voller Tatendrang

Der Bassist Kurt Rydl

Der in Wien geborene Bassist Kurt Rydl ist ein Sänger der Rekorde. Allein im Haus am Ring stand er in mehr als 60 Werken über 1.000 Mal auf der Bühne. Sein Sängerleben wurde vor kurzem in einem Bildband dokumentiert, der ebenfalls rekordverdächtig ist.

Am 8. Dezember 1976 stellte sich der in Wien geborene Kurt Rydl in einer Vorstellung von Verdis Trovatore erstmals dem Wiener Staatsopernpublikum vor. Seither hat er in Wien weit mehr als 1.000 Vorstellungen in über 60 verschiedenen Stücken gesungen. Weltweit brachte er es auf über 3.000 Auftritte.

Am 28. Oktober 2007 feierte er mit den Freunden der Wiener Staatsoper in einem von Barbara Rett moderierten Gespräch im Theater an der Wien seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlass erschien auch seine imposante Biografie "Der Megabass Kurt Rydl" im Verlag Brandstätter.

Es ist für mich eine Freude, auf der Bühne zu stehen

"Ich bin dankbar für die Gabe, mich vor einem Auftritt konzentrieren zu können und dann geht’s los. Ich singe immer mit vollstem Herzen, mit vollstem Bauch, dadurch gebe ich auch manchmal des Guten zu viel, das gebe ich gerne zu. Der reine Schöngesang, das bedeutet für mich nicht wirklich Oper. Besonders bei meinen Partien, die doch eher das schwere Wagner-Fach sind, und ich meist die Bösewichte darstelle, da muss ich mit meiner ganzen Kraft die Partien über die Rampe bringen."

Lieblingspartie: Gurnemanz in Wagners "Parsifal"

"Der Text und die Musik des Gurnemanz hat mich schon bewegt, als ich ihn studiert habe. Alles was da drinnen ist, das Mystische, aber auch der religiöse Gedanke, den viele zu Unrecht abstreiten, der Mitleidsgedanke, der für mich im Leben sehr wichtig ist, mit dieser Partie kann ich mich ganz identifizieren."

Ein enormes Arbeitspensum
"Nächstes Jahr singe ich wieder den Gurnemanz in Dresden und in München. Das wird für mich sehr schwierig werden, in einer Woche fünf Mal zu singen, aber das Glück, diese Rolle singen zu dürfen, wiegt das bei weitem auf. Ich bin bei meinen Reisen zu den Theatern sehr oft alleine, es ist nicht das mondäne Leben, wie viele glauben, das wir führen. Wenn man ein Pensum wie ich absolviert, hat man für Freunde leider, aber auch für Oberflächlichkeiten wenig Zeit und auch keinen Sinn."

Der ausgebildete Zoologe

Kurt Rydl hat das Studium der Zoologie abgeschlossen: "Ich habe mich der Meeresbiologie und hier besonders den Seesternen verschrieben. Mich hat immer das Meer und die Dunkelheit, das Mystische sehr interessiert. Die Natur bedeutet mir überhaupt sehr viel. Aber das Singen hat dann überhand genommen. Ich habe das Studium, auch zur Beruhigung meiner Eltern, absolviert."

Unendlich belastbar?

Jemand wie Kurt Rydl, der über 3.000 Partien weltweit gesungen hat, muss eine starke Konstitution mitbringen: Er wird zwar oft als Raubein angesehen, ist aber in Wirklichkeit ein äußerst sensibler Sänger: "Ich bin stark belastbar, ich kann sehr viel ertragen und habe, wenn es darauf ankommt, eine eiserne Disziplin. Ich habe zwei Seiten, ich kann auch aggressiv sein, aber grundsätzlich versuche ich, Konflikte zu vermeiden. Ich kann sehr böse sein, aber das strengt mich so sehr an, dass ich mir denke, es wäre besser gewesen, den Mund zu halten. Wer mich aber zu sehr in die Enge treibt, lernt dann den Kurt Rydl kennen, der dann nicht so angenehm ist."

An der Wiener Staatsoper wird Kammersänger Kurt Rydl, der auch Ehrenmitglied des Hauses ist, nach einer "Rosenkavalier"-Serie im letzten Herbst, erst wieder 2009 im "Boris" und in der "Schweigsamer Frau" zu hören sein.

Mehr zu Kurt Rydl in oe1.ORF.at

Hör-Tipp
Apropos Oper, Sonntag, 9. Dezember 2007, 15:06 Uhr

Buch-Tipp
Oliver Spiecker, Mathias Bothor, "Der MegaBass Kurt Rydl", Brandstätter Verlag

Links
Kurt Rydl
Wiener Staatsoper
Freunde der Wiener Staatsoper
Brandstätter Verlag - Der Megabass Kurt Rydl