Österreichs Meisterbrenner
Die Frucht im Schnapsglas
Österreichs Schnapsbrenner gehören zu den besten der Welt. In den letzten Jahren hat sich eine Szene von Edelbrennern entwickelt, die ihre Destillate an Feinschmecker bei uns und in Deutschland ebenso verkaufen wie an Spitzenrestaurants in New York.
8. April 2017, 21:58
Die österreichischen Schnapsbrenner gehören zu den Besten der Welt, ihre Produkte werden von Feinschmeckern bei uns und in Deutschland ebenso geschätzt wie in Spitzenrestaurants in New York oder in Shanghai. Liebhaber bezahlen für eine Flasche Tresterbrand 500 Euro und mehr.
Den Spirituosenmarkt beherrschen die Edelbrenner nicht, da ist Wodka Spitzenreiter mit einem Marktanteil von 17 Prozent, Obstbrände haben acht Prozent Anteil. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch an Spirituosen in Österreich beträgt etwa drei Liter.
Geschmack ändert sich mit dem Wohlstand
Billigprodukte aus dem Supermarkt sind keine 100-prozentigen Fruchtdestillate und werden oft mit Zucker und Aromastoffen geschönt. Aber der Geschmack ändert sich mit dem Wohlstand: Vor 30 Jahren sind noch dreiviertel der Obstbrände von Industrie gekommen und ein Viertel von den Bauern, heute ist es umgekehrt.
Der Salzburger Meisterbrenner Josef Rieger erklärt, worauf es ihm beim perfekten Schnaps ankommt: Die Frucht muss man erst riechen und dann schmecken.
Spezielle Regeln für Abfindungsbrenner
Rieger ist einer von etwa 50.000 landwirtschaftlichen Abfindungsbrennern in Österreich. Für sie gelten spezielle Regeln: Sie dürfen nur Grundstoffe aus eigener Produktion destillieren, und ausschließlich an den Letztverbraucher - also ab Hof - und an die Gastronomie in Österreich verkaufen.
Dafür zahlen sie einen niedrigeren Steuersatz: für die ersten 100 Liter reinen Alkohol 5,40 Euro je Liter und für die zweiten 100 Liter je neun Euro. Der normale Steuersatz für Alkohol liegt bei 10 Prozent.
Teil der bäuerlichen Tradition
Das Schnapsbrennen ist Teil der bäuerlichen Tradition: Bis zu 15 Liter reinen Alkohol pro Jahr dürfen Landwirte zum Eigenbedarf steuerfrei erzeugen. Mehr als eine Million Liter Alkohol wird Österreichweit jährlich in Abfindung produziert.
Schnapsbrennerei und Essigmanufaktur Gölles
Auch der Steirer Alois Gölles hat als bäuerlicher Hobbybrenner begonnen, die Familie bewirtschaftet seit vier Generationen Obstgärten im oststeirischen Hügelland rund um die Riegersburg.
Heute produziert die Schnapsbrennerei und Essigmanufaktur Gölles 80.000 Liter an diversen Essigsorten und mehr als 30.000 Liter Edelbrände pro Jahr - und Alois Gölles gehört zu den besten und erfolgreichsten Schnapsbrennern des Landes.
Alte Obstsorten
Das Erhalten alter Obstsorten ist ihm ein Anliegen: Maschanska-Äpfel, Saubirnen und Kriecherln, die wilden steirischen Pflaumen, baut er auf zehn Hektar in eigenen Obstgärten an, denn diese Sorten kann man nirgends kaufen.
Mister Williams
Nächste Station: Axberg bei Linz. Hier steht in einem 100 Jahre alten, mächtigen Vierkanthof die Brennerei von Hans Reisetbauer, eine der modernsten in Österreich. Mehr als 30.000 Liter Edelbrand werden hier jährlich produziert. In Fachkreisen wird Hans Reisetbauer Mister Williams genannt, den Grundstein zu seinem Erfolg legte er mit seinen Williamsbirnbränden.
Peter Hämmerle ist Schnaps-Experte und schreibt für den Gourmet-Führer "A la carte". Für ihn ist Österreichs Edelbrenner-Szene einzigartig: Das liegt nicht nur an der Technik, sondern auch an der heimischen Obstbau-Tradition und an der Tradition, Schnaps zu brennen und zu trinken, meint Hämmerle.
Alkoholmissbrauch ist bei den Edelbrennern übrigens kein Thema: Dazu sind ihre Produkte einfach zu teuer.
Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 14. Dezember 2007, 09:45 Uhr
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