Ludwig Müller und Rainald Grebe sind die Sieger

"Salzburger Stier" 2008

Der internationale Radiokabarettpreis "Salzburger Stier" für 2008 geht an die Kabarettisten Ludwig Müller aus Österreich und den Deutschen Rainald Grebe. Ein vom Schweizer Radio DRS vergebener "Ehrenstier" für das Lebenswerk geht an Franz Hohler.

Die Gewinner des "Salzburger Stier 2008" stehen fest: Ausgezeichnet werden Ludwig Müller aus Österreich und Rainald Grebe aus Deutschland. Das Schweizer Radio DRS hat heuer von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, einen Ehrenstier zu vergeben - an Franz Hohler. Der "Ehrenstier" wird in unregelmäßigen Abständen vergeben und gilt als Auszeichnung für das Lebenswerk. Der renommierte Radio-Preis für deutschsprachiges Kabarett ist mit je 6.000 Euro dotiert und wird beim Kabarettforum "Salzburger Stier" am 16. und 17. Mai 2008 in Düsseldorf überreicht, gastgebende Sendeanstalt ist heuer WDR 5.

Finanzielle Unwegsamkeiten

Wer spricht schon gerne über Geld? Vor allem, wenn es in der eigenen Brieftasche längst nur mehr als Zitat vorhanden ist - in Form einer überbelasteten Kreditkarte. Der österreichische "Stier"-Preisträger Ludwig Müller tut es: "Total brachial".

Angesichts der eigenen finanziellen Misere hat sich der Kabarettist in seinem neuen Solo auf das heikle Terrain der finanziellen Unwegsamkeiten begeben. Sein Dilemma begann schon zu Beginn der 1990er Jahre. Damals entschloss sich Ludwig Müller, nicht Jurist sondern Künstler zu werden. Eine folgenschwere Entscheidung.

Mit einem Kaleidoskop sprachlicher Miniaturen erspielte er sich bereits 1995 den Publikumspreis beim Grazer Kleinkunstwettbewerb. Seither setzt Ludwig Müller in seinen Programmen stets auf den kreativen Umgang mit Wörtern und Sprache. Für sein Solo "Total brachial" hat Ludwig Müller mit der in die finanzielle Schräglage geratenen Bühnenfigur einen Erzähler geschaffen, der spöttisch die Finanzierbarkeit einer künstlerischen Existenz hinterfragt. Mit viel Spaß am Detail zeigt er die satirische Gratwanderung des Kabarettisten zwischen Bedürftigkeit und Gier, zwischen Existenzangst und Lebenstüchtigkeit.

Solo für Robinson

Der "Salzburger Stier 2008" für Deutschland geht an Rainald Grebe, der auch in Österreich längst kein Unbekannter mehr ist. Er ist unkorrekt, witzig, lustig und - das kommt selten vor - perfekt im eigenen Chaos. Sein neues Programm, für das er mit dem "Salzburger Stier" ausgezeichnet wird, heißt schlicht "Das Robinson Crusoe Konzert".

Seine Begründung dazu: "Der Abend könnte auch heißen: 'Das Soloprogramm', denn Robinson Crusoe ist solo. Und das ist sein Programm", und damit auch ein ganz typisches Programm für den aus Köln stammenden Theatermann.

Rainald Grebe, Jahrgang 1971, ist Autor, Dramaturg, Schauspieler, Regisseur, Comedian und Liedersänger - ein Tausendsassa also. Nach ersten wahrhaft legendären Bühnenauftritten beim "Quatsch Comedy Club" in Hamburg verließ das Multitalent die Kleinkunst kurzfristig wieder und ging als Dramaturg und Regisseur an das Jenaer Theaterhaus. Nebenbei präsentierte er dann aber 2004 sein erstes eigenes Stück, das "Abschiedskonzert", und wurde damit zum Star - wiederum auf deutschen Kleinkunstbühnen.

Der "Bestie Wirklichkeit" die Stirn bieten

Franz Hohler ist ein virtuoser Alleskönner. Seine kabarettistische Karriere nahm ihren Anfang 1965 mit dem musikalisch-satirischen Programm "pizzicato" - im Heizungskeller der Universität Zürich. Von dort aus führte sein Weg sehr schnell auf die renommiertesten Kabarettbühnen Deutschlands und dann weiter durch ganz Europa, durch Nordafrika, Lateinamerika, Indien und die USA.

Wenn Franz Hohler in den letzten Jahrzehnten unterwegs war, hatte er entweder sein Cello und eines von 14 Soloprogrammen im Gepäck, oder seine Bücher: Kurzgeschichten, Gedichte, Novellen, Romane, Sprachspiele, Kinderbücher. Keine literarische Gattung ist Franz Hohler fremd. Und auch kein Medium: Theaterstücke, Filmdrehbücher, Radio- und Fernsehsendungen sind seiner unerschöpflichen Fantasie entsprungen.

Der "Bestie Wirklichkeit" auch außerhalb der Bühne entschlossen die Stirn zu bieten, hat Franz Hohler politische Anfeindungen, aber auch viel Bewunderung eingebracht. Früh schon, 1973, erhielt er den Deutschen Kleinkunstpreis, spät erst, 2005, den Kunstpreis der Stadt Zürich. Jetzt hat sich Franz Hohler entschlossen, die Kabarettbühne nach über 40 Jahren zu verlassen. Diesen Abschied des Kabarettisten - nicht des Autors - nimmt die Jury des "Salzburger Stiers" zum Anlass, den einzigartigen Künstler zu würdigen und ihm den "Ehrenstier 2008" zu überreichen. 1982 hat Franz Hohler den "Salzburger Stier" mit aus der Taufe gehoben, als er in der Rolle eines Paten den ersten Schweizer Preisträger, Joachim Rittmeyer, dem internationalen Radio-Publikum vorstellte.

Mehr zu Ludwig Müllers "brachiales Leben" in oe1.ORF.at

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