Die Nominierten der Kategorie "Historical"

Der Reiz des Historischen

Bei der Ende Jänner stattfindenden MIDEM in Cannes, der größten Musikmesse der Welt, wird der MIDEM Classical Award verliehen. Erstmals war die Ö1 Musikredaktion Teil der Jury. Johannes Leopold Mayer über die Nominierungen der Kategorie "Historical".

Historische Aufnahmen können zweierlei Bedürfnisse erfüllen: erstens jenes nach dem Nach- beziehungsweise Wiederhören, was die Leistungen der Vergangenheit auch überprüfbar und vergleichbar macht.

Zum Zweiten aber ermöglichen sie in nicht seltenen Fällen die Bekanntschaft mit Werken, die aus den unterschiedlichsten Gründen mittlerweile auch aus dem Repertoire der Tonträgerindustrie herausgefallen sind.

Schumann - modo italiano

Robert Schumann Oratorium "Das Paradies und die Peri" ist trotz mancher kontinuierlicher Bemühungen kann wirklich fester Platz im Repertoire zuteil geworden.

Umso erstaunlicher ist die Auseinandersetzung Carlo Maria Giulinis aus dem Jahre 1974. Margaret Price ist dabei die Titelheldin. Deutlich macht der Dirigent die Tatsache, dass Schumanns Musik eine solche epischer, aber keineswegs dramatischer Qualität ist, das Epische aber gerade hier von großer Dichte ist und intensiv zu berühren vermag.

Ein Gipfelsturm mit Bruckner

1971 erarbeitete Karl Böhm mit dem Symphonieorchester des bayerischen Rundfunks Anton Bruckners 8. Symphonie. Er legte seiner Aufnahme - was damals etwa Dirigenten wie Karajan oder auch Haiting noch nicht oder aus Überzeugung überhaupt nicht taten - die von Leopold Novak vorgelegte musikwissenschaftlich korrekte zweite Fassung zugrunde - und Kenner der Materie werden dies und die konsequente Tempowahl, die der von Bruckner geforderten Langsamkeit voll gerecht wird, zu schätzen wissen. Im historischen Kontext ist diese Aufnahme eine interpretatorische Rarität.

Raritäten für die Geige
Anfang der 1950er Jahre hat Gerhard Taschner drei sehr unterschiedliche Violinkonzerte aufgenommen: jenes von Max Bruch in g-moll macht sich dabei als das allzu Bekannte durchaus seltsam aus neben dem grüblerischen h-moll Konzert Pfitzners und dem von jazzigen Einflüssen geprägten Werk Wolfgang Fortners, dessen musikalisch Verschmelzungsversuche heute im Großen und Ganzen der Vergessenheit anheim gefallen sind. Der Solist erweist sich aber als ein Musiker, der auch das spezifisch Nichtvirtuose, wie es zumal bei Pfitzner gefordert wird, in besonders überzeugender Weise zur Geltung bringt.

Hör-Tipps
Ausgewählt, Mittwoch, 23. Jänner und Mittwoch, 30. Jänner 2008, 10:05 Uhr

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